Kraftplatzen für Anfänger

Die ewig erholungsbedürftige Wunderbraredaktion machte sich letzten Donnerstag zum Zwecke von Erkundung, harmloser Horizonterweiterung und vor allem Entspannung auf Richtung schwäbische Alb. Weil bei uns isses ja soo scheee, des denkt mer garnet! Natürlich will man an so einem Tag dann auch keine halben Sachen machen und so entdeckten wir im Wanderführer den Georgenberg in Pfullingen – ein ehemaliger Vulkan, angepriesen als Ort der Kraft und Stille, trotzdem die feurige Energie von Mutter Erde immernoch im Anschlag, ideal für Entscheidungfindung und Innenschau – und wahrscheinlich kann er auch Kaffekochen und Füße massieren. Derartig angefixt machten wir uns mit entsprechend hohen Erwartungen auf den Weg. Nach ein bißchen Gegurke Albtrauf rauf und wieder runter hatten wir den Georgenberg dann gefunden, und er ist nun mal verglichen mit dem Gehügel ringsrum ein bißchen putzig geraten. Aber jetzt waren wir schon mal da. Der Weg durch leidlich hübsche Schrebergärten trug nun auch nicht unbedingt zu unserer Horizonterweiterung bei. Wir hatten schon gehofft, an so einem Platz von einem Druiden hereingebeten zu werden – oder wenigstens auf ein paar Spalier stehende Elementargeister. Ein paar wirklich schöne Baumriesen verhinderten, daß wir auf halbem Weg kehrtmachten. Wird ja vielleicht noch! Immer wieder warfen wir uns verstohlene Blicke zu, begleitet von der stummen Frage: Spürst du schon was? Ein bißchen Frieden oder ein kleines Kräftchen? Kaffee? Ja, hätt ich auch gern. Als wir oben auf das Plateau traten waren wir bereit, der ganzen Sache nochmal eine richtige Chance zu geben. Wir postierten uns auf dem Gipfel, bereit, all die feurige Energie der Erdmutter in uns aufzunehmen, alle Entscheidungen zu fällen, die es jemals in unserem Leben zu fällen gab und geben würde, bereit für unser Innerstes, bereit für Zauberkaffee und Auramassage. Wir hörten ein dumpfes Rumoren, das schnell näher kam. Es passiert was, jubelten wir innerlich und im nächsten Moment fielen mehrere Schwärme ziemlich feuriger Schmeißfliegen über uns her und trieben uns in einer Mischung aus Ekel und Panik wieder den Hang hinunter.
Bis heute diskutieren wir hartnäckig darüber, welche von uns beiden mit ihrem miesen Karma diesen göttlichen Moment ruiniert hat.

Ma Baker

Ein Gedanke zu „Kraftplatzen für Anfänger

  1. Liebe Frau Baker, für mich steht außer Frage, dass diesen göttlichen Moment eindeutig die Ursel vergeigt hat, die nämlich den blöden Spiri-Wanderführer zu verantworten hat, und die, als sie selbigen schrub, dermaßen erholungsbedürftig gewesen sein dürfte, dass sie sogar einen durch tonnenweise Schmeißfliegen und Wespen verseuchten Ort als sprudelnden Kraftquell empfand. Was für ein Satz.

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