Wenn es mit dem Liebsten, zumal in der Vorweihnachtszeit, in die Hecke geht, bietet das hinreichend Anlass für grenzenloses Selbstmitleid, exzessive Endzeitgedanken und eine gepflegte Depression. Vor allem möchte man sich übergeben, wird man unfreiwilliger Zeuge von Gesprächen über die kommenden Feiertage, die sich vor einem aufbäumen wie die Riesenschlange vorm Zwergkaninchen. Aber man muss ja nicht gleich alles so schwarz sehen, schließlich wohnt ja jedem Ende ein Zauber inne, oder war es der Anfang? Und endlich hat man ja vor allem auch wieder eins: Zeit, vor allem abends.
Endlich kann man abends wieder nach Strich und Faden Formulare ausfüllen und mehr als fristgerecht einreichen, Zeitschriften lesen, die man sich im Frühling gekauft hatte, weil es darin um die große Liebe ging, stundenlang Löcher in die Luft starren, Däumchen drehen, nach Herzenslust Zeit im Internet vergeuden oder selbstreferenziell über das eigene Elend bloggen. Hat man darüber hinaus noch ein paar handfeste Ordnungs- und Sortierneurosen, hat man gewonnen. Endlich kommt man mal wieder dazu, bis in die Puppen Stecknadeln im Nadelkissen nach Farbe und Teebeutel nach Farben, Geschmack oder Koffeingehalt zu sortieren. Man kann in Ruhe neue Klingen an die Spitzer der Kinder schrauben, deren 2193 Buntstifte sauber anspitzen, überprüfen, ob sich noch genügend Frostschutzwasser im Wischwassertank befindet und der Telefonstecker richtig in der Buchse sitzt, Listen schreiben oder auch mal wieder ganz gechillt die Unterlagen von der Krankenkasse durchsehen. Wahlweise auch die der Autoversicherung. Man kann das Telefonbuch lesen und früh schlafen gehen.
Hat man zudem in den vorangegangenen Monaten sein Sozialleben sträflichst vernachlässigt, droht auch nicht die Gefahr von anrufenden Freundinnen belästigt zu werden. Man kann entspannt vor sich hingammeln und froh sein, dass man Kinder hat, die einen davor bewahren, in der eigenen Wohnung zu Staub zu zerfallen.
die aktuelle
Lieber guter Onkel – neurosenfrei, seit wann das denn? Und wer soll das glauben? Ich glaube, man nennt das landläufig „sich aus der (Weihnachts-)Affäre ziehen“. Egal, notfalls basteln wir Dir ein paar, mit denen Du Dich dann rumschlagen darfst. In Sachen Küche verlasse ich mich ansonsten voll und ganz auf Dich und nehme gerne irgendwelche Vorbereitungs-/Auftragsarbeiten entgegen 😉
Liebe Tante TNT,
Darth Vader hat leider keine Zeit, aber ich könnte Dr. Cox (Scrubs) mitbringen, auch ein sehr dankbares Analyseobjekt. Wer kommt denn sonst noch?
Abschließend eins meiner botanischen Lieblingszitate: „Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein.“ (Element of Crime) So long, yours, d.a.
Der gute Onkel darf sich dann ganz erleuchtet und gewaltfrei an Darth versuchen.
Und dann nochmal den Mund soweit aufmachen 🙂
Liebe aktuelle, leiebr T(n)T,
ich stehe euch als supervisorischer Berater in der schweren Stunde gerne bei. Aber ich muss doch auf meine Neurosenfreiheitszeugnis verweisen, das mir jüngst von einer weisen Frau verliehen wurde, bei der sogar Herr Geisler in die Lehre geht. Ich habe also leider nichts (mehr) zu bieten.
mit gewalfreien Grüßen
Der gute Onkel
Lieber guter Onkel
Das mit dem Flügeltier is ne tolle Idee. Aber wenn Du meinst, daß Du Dich hinter dem Vogel vor dem Neurosenranking verstecken kannst, dann hast Du Dich getäuscht.
T (n) T
Liebe aktuelle,
während ihr die Neurosen sortiert (Blumen sind ja auch eher was für Frauen) werde ich zum Trost ein Flügeltier zu Heilig Abend zubereiten. Du darfst Dir sogar die Sorte aussuchen. Oder doch lieber was aus dem Wald? Reh? Wildsau? DIe Flinte ist schon geladen.
Der gute Onkel
Wow, das klingt richtig aufregend! Lade als special guests noch Dr. House, Darth Vader und Black Beauty ein und dann spielen wir Therapy. Und gehen der Frage nach, ob Darth Vader wirklich ein Borderliner ist und was sein Laserschwert mit dem Gehstock von Dr. House gemeinsam hat. Und befreien die unterdrückte Wildnatur des ewig moralisierenden Überpferds.
Das werden zauberhafte Weihnachten
Absolut! Liebe Sorteuse, vielen Dank für die zahlreichen und überaus verlockenden Angebote, besonders das Brennholz-Special hat mich sehr angesprochen, wovon ich allerdings aus erkältungstechnischen Gründen vorerst absehen muss. Ich hätte auch noch eine prima Idee für Heilig Abend: Wie wär’s mit alphabetischer Sitzordnung nach Neurosen, einem Ranking gescheiterter Beziehungen und abschließend einer Hitparade mit aktuellen persönlichen Baustellen (Stichwort: Mein Liebeskummer ist geiler als Deine Kündigung)? Wir werden die Feiertage schon schaukeln 😉 Liebste Grüße aus der Sortierschublade, d.a.
Liebe Aktuelle
Ich würde nichts lieber tun, als mit Dir abende lang Teebeutel nach Farbe, Socken nach Anzahl der Löcher und den Inhalt des Kühlschranks nach Geruch und Konsistenz zu sortieren. Und ich hätte da noch ein echtes Special: 5 Festmeter Brennholz ( also etwa 15976 Holzscheite) der Größe nach? Ich liebe es, wenn die Dinge ihre Ordnung haben. Bist du dabei?
Sorteuse