Der Tag, dessen Name nicht genannt werden darf

Bild: Dieter Kasimir, Lizenz: CC

Heute ist der erste …..wie heißt es noch…uärg…es will mir nicht über die Lippen kommen. Dieser konsumankurbelnde Countdown, der letztlich mündet in die historisch ziemlich fragwürdigen Stallgeburt….!
O nein! Das Fest, dessen Name nicht genannt werden darf, rückt wieder näher. Glitzerne Engel frohlocken in meinen Ohren herum, verfolgen mich und wickeln mir Lichterketten um den Hals, büschelweise Lametta wächst aus meiner Nase und dann…
Ein lauter Schrei weckt mich und ich sitze schweißgebadet in meinem Bett.
Und dann fällt es mir wieder ein.
Es ist vorbei!
Für immer!
Also nochmal von vorn.
Heute ist der erste….herrgott, ich darf das sagen…Advent. Und in 23 Tagen kommt dann ….hmm….das heißt WEIHNACHTEN!
Sicherheitshalber doch noch ein verstohlener Blick über die Schulter. Ist gerade irgendwo ein Kind ausgebeutet worden, weil ich das verbotenen Wort laut gesagt habe?
Scheint soweit alles ok zu sein.
Weihnachten also. Das erste Weihnachten für meinen Liebsten und mich außerhalb des kapitalismuskritischen Mikrokosmos, in welchem wir beide unsere großzügig nach hinten ausgedehnte Adoleszenz verbracht haben.
Beim Frühstück stellen wir fest, daß wir zusammen stolze 28 Jahre linkes Wohnprojekt auf dem Buckel haben.
Und jetzt ist es vorbei. Wir sind frei. Und erwachsen.
Und dazu gehört sowas wie Weihnachten. Und Advent.
In sehr geheimer Mission, die schon beinahe etwas Politisches an sich hat, bemächtigen wir uns einiger Tannenzweige und bringen sie mit Gewalt in Form. Beim Anzünden der ersten Kerze zucken wir beide zusammen.
Kommen wir ungestraft damit durch?
Immerhin machen wir WEIHNACHTSSCHEISSE!
Vielleicht wird unser unkritisches Tun der Nährboden für weitere staatliche Repression sein? Jedenfalls verhindert es nicht das Walsterben und auch nicht die Auswirkungen der Finanzkrise. Am Ende wächst ein Fascho drauf?!
Um im Angesicht des Elends in der Welt nicht zuviel Freude zu verbreiten lösche ich die Kerze schnell wieder und sage nocheinmal laut in die Dunkelheit:

WEIHNACHTEN.

 

2 Gedanken zu „Der Tag, dessen Name nicht genannt werden darf

  1. Halleluja – ein Schaum wird wahr! Raus aus der Weihnachtsversagerkiste und rein ins wahre Leben, weiter so!

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