Auf die Pferde!

Wichtige Information vorab

Da Wolverine aka Batman sich im Laufe der vergangenen 23 Monate zum Herzallerliebsten der aktuellen gefledermausert hat, wird er im vorliegenden Veröffentlichungsmedium hinfort nicht mehr als Wolverine auftreten, sondern nunmehr und für alle Zeiten als: Chéri (le vrai). Nur dass hier keine Missverständnisse aufkommen.

Aussichtsreiche Radtouren, herrliche Naturlandschaften

In den letzten drei Tagen machen es sich David Hasselhoff und Pamela Anderson an der Slipanlage gemütlich.

In den letzten drei Tagen machen es sich David Hasselhoff und Pamela Anderson an der Slipanlage gemütlich.

Für die Pfingstferien habe ich mir für unsere entzückende kleine Patchworkfamilie etwas ganz Besonderes ausgedacht: pädagogisch und sportlich wertvolle Radtour zum Podensee, schnuckeliger Bauernhof mit zauberhaften Tierchen (Ponyreiten), aussichtsreiche Touren in herrlichen Naturlandschaften. Mir schwebt ein Urlaub vor, an den vier alle noch im hohen Alter denken werden. Werden wir womöglich auch. Chéri, der bei uns für die Realität zuständig ist und als professioneller Familienhelfer mit der Lizenz zur Freizeitgestaltung glücklicherweise über einige Erfahrung in sozialer Gruppenarbeit verfügt, stutzt das von mir erstellte Programm auf Kindermaße zurecht, setzt ein Zugticket für die erste und schlimmste Etappe durch und verhindert so im Vorfeld womöglich den einen oder anderen Kreislaufzusammenbruch.

Radeln und maulen

Am Bahnhof wirft Lotti erst mal ihr Fahrradschloss auf die Gleise unter den Zug, und weil wir auf Reisegold verzichtet haben, muss sie sich aufgrund der Neigetechnik übergeben. Nach vier Minuten Radeln hat Lotti einen Stein im Schuh. Beide Damen klagen über Mückenstiche und darüber, dass das Kühlgel zu Hause vergessen wurde. Ich empfehle Spucke für die Stiche und verweise darauf, dass es „bei uns“ schließlich auch kein Kühlgel gegeben habe. Lotti kontert, dass sie und ihre Schwester „ja auch nicht aus dem 19. Jahrhundert“ kämen. Nach zwanzig Minuten haben sie keine Lust mehr auf Radfahren und fangen an zu maulen.

So geht es weiter, tagelang. Wir radeln und sie maulen. Auf unserem Bauernhof in Daisydorf, der auf einem steilen Berg außerhalb der Zivilisation liegt, gibt es keine zauberhaften Tierchen, Ponyreiten auch nicht. Außerdem wollen die Grazien lieber eine Villa am See, von wo aus sie direkt zum Shoppen oder Schwimmen können. Als zutiefst überraschend und ungerecht wird zudem empfunden, dass man selbst im Urlaub seinen Teller abräumen muss. Halte ich anfangs gut gelaunt die Schaut-doch-mal-wie-schön-das-hier-alles-ist-Fahne hoch, werfe ich den Damen schließlich bar jeder Contenance vor, dass ich mir das alles aber echt anders vorgestellt hätte und dass ich dachte, sie würden sich freuen – über so einen tollen Radurlaub. Und so. Das Gewitter hilft kurzfristig und sie heucheln sportlichen Ehrgeiz sowie aufrichtiges Interesse an den herrlichen Naturlandschaften.

Freilaufende Riesengehirne

Horrorhasen im Haustierzoo: Streicheln, lachen, staunen.

Horrorhasen im Haustierzoo: Streicheln, lachen, staunen.

Aber es ist nicht alles schlecht. So radeln wir in Ermangelung putziger Tierchen auf dem eigenen Bauernhof in den nächsten Streichelzoo („Streicheln, lachen, staunen“), essen Schnitzel und Lotti entdeckt freilaufende Riesengehirne. Wir schaffen es, die hässlichsten Rastplätze der Welt auszumachen, und Chéri überrascht mich, indem er nicht nur den Radprofi und Routenplaner, sondern auch den Klugscheißer in sich auspackt: Bergauf, bergab referiert er über Höhenmeter, Kraftumsetzung, Hebelwirkung sowie diverse geografische Gegeben- und Besonderheiten („Rhein rein, Rhein raus!“). Wir beobachten Störche und Fledermäuse, zählen Kuhherden und Mückenstiche, überfahren die Schweizer Grenze und besuchen Horny Tawny in ihrer neuen Zwangsheimat.

In der zweiten Wochenhälfte macht dann endlich eine Hitzewelle alleine den Gedanken an jede größere Tour obsolet. Wir lassen uns drei Tage im Strandbad nieder, stopfen uns mit Eis und Pommes voll und bewachen als Baywatch-Team von der Slipanlage aus Hotti und Lotti, die stundenlang kreischend vom Sprungturm in den See hüpfen. David Hasselhoff lässt sich gar zu einer Runde Schweinchen-in-der-Mitte herab. Und am Ende der Woche treibt es mir nahezu die Tränen in die Augen, als Hotti und Lotti sagen: „So schlimm war es gar nicht.“

Nachklapp

Als uns nach unserem Urlaub Hottis Freundin Annika besucht und ich sie frage, ob sie und ihre Familie nicht auch mal mit den Rädern zum Podensee gefahren wären, antwortet sie mit Grabesstimme: „Ja, wir mussten das auch mal machen.“

4 Gedanken zu „Auf die Pferde!

  1. Pingback: Dolce far niente |

  2. Liebe Urlaubs-Task-Force
    @ aktuelle: Die Slipanlage hat mein aufrichtiges Interesse geweckt! Bitte um Vertiefung dieses Themas!
    @ le vrai chéri: Empfehle zur Vertiefung der kompetenten Referierung über physikalische Gegenheiten und was sich sonst noch alles auf dieser Welt rumtreibt eine Allianz mit Schatzi 1! Gemeinsam wärt Ihr unschlagbar und gut verräumt – entlastend für die Damen, die normalerweise die Brisanz und Tiefe der erörterten Themen nicht wirklich erfassen können.

  3. @le vrai hottilottiwatch alias waterman: Aha, die Klugscheißer-App funktioniert also auch zu Hause. Das sind ja ganz neue Saiten. Zur Slipanlage: Selbige konnte im Übrigen erst nach Versorgung mit entsprechendem Bildmaterial Erwähnung finden. Zu den Themen Höhenmeter und Hebelwirkung kannst Du Dich gerne ausgiebig am Samstag mit Santa Claus austauschen. Dazu habe ich vorerst genug vernommen.

  4. Liebe aktuelle,
    Damit die bisher anscheinend so wohlverborgenen Klugscheißertalente nicht wieder aprupt verkümmern, hier ein Nachklapp, ganz im Sinne der von Schatzi1 angeführten Wiki-Definition des Kommentierens als „Erläutern und Vertiefen“:
    Folge 1: „Die großen Ströme und Gewässer Europas“
    1. Die spontan kreierte geolokale Eselsbrücke lautete korrekt: „rechts Rhein rein, links Rhein raus“.
    2. Der angeblich wilde Strom namens „Donau“ führte die GefährtInnen zunächst eher ostwärts als südwärts.
    3. Leider hast Du die „Slipanlage“ in unserem Lieblings-Podensee-Strandbad a) vergessen? b) unterschlagen? c) wird sie nachgereicht?
    Für Folge 2 könnte ich Themen wie „Höhenmeter vs. Hebelwirkung“ etc. aufgreifen. Würde mir aber vorab Beratung von wirklich kompetenter Seite holen, um dann tatsächlich ausführlich und vertiefend referieren zu können … hehehe …
    Bedarf?

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