Bitte helfen Sie mir, ich bin frei!

Wie ist das so mit den vielen tausend Möglichkeiten, die einem das Leben bietet?

Bild: Alles Schlumpf, Lizenz:CC

Sind sie Segen oder Fluch? Bereicherung oder Verderben? Hat irgendwer das schon rausgefunden?
Über dreißig, beschenkt mit einem Angestelltenverhältnis, das ich so schnell wie möglich loswerden möchte, und an der Schwelle zu einer sich langsam entwickelnden Selbstständigkeit bleibt ein großer Raum offen für die große Frage: Was will ich denn noch so machen in meinem Leben?
Kräuterhexe, Hausfrau und Mutter, soll ich nochmal studieren oder doch Rockstar werden? Und ich stelle fest, diese Frage hat über die Jahre nichts von ihrem Schrecken verloren. Man fühlt sich wie mit 18, als man genauso ratlos vor der ungeheuren Vielfalt an Möglichkeiten stand. Und schon damals hatte diese Vielfalt nichts von einer sanften zukunftsweisenden Brise, sondern benahm sich eher wie ein Abgrund, der sich vor dem Unentschlossenen auftut. Ein Blick ins Internet (man kann sich ja mal informieren) genügt und die Informationsflut hat mich samt meiner Idee bis in die nächste Inkarnation begraben. Und sobald sich der Hauch einer Richtung abzeichnet, in die es einen vielleicht ziehen könnte, schwappt schon die nächste Flutwelle über den gerade mühsam errichteten Tellerrand, bevor man „ichtätvielleicht“ zuende gedacht hat. Da fliegen sie einem plötzlich alle um die Ohren, die ganzen Dinge, die man dann nicht machen kann, sobald man sich für eine Möglichkeit entschieden hat. Also schnell wieder zurückrudern und erstmal die nächsten 20 Jahre stillhalten, wer weiß, was da auf einen zukommt. Man kann diese Zeit ja wunderbar nutzen, um über all die Dinge nachzudenken, die man eigentlich schon die letzten 20 Jahre hätte tun können. Und sich darüber schwarz ärgern, dass man sie nicht getan hat. Dann ist es schließlich auch nur konsequent, jetzt auch nicht plötzlich so viel Wind zu machen. Herzlich willkommen auf der Seite der ewig Gelähmten.
Grenzen ist heute, mitten in meinem Kopf. Das Gehirn schwurbelt eine Idee nach der anderen zu einem Brei, der sich im Denken schwer und zäh anfühlt, und im Magen in etwa so, als hätte man eine Tüte Hummeln gefrühstückt. Und was soll dabei rauskommen, wenn’s oben klemmt und unten hummelt?
Keiner weiß es.
Steht uns wirklich alles offen? All die Möglichkeiten, die unsere Eltern nicht hatten? Ich hoffe nicht. Soviel Freiheit, das würden wir ja im Kopf nicht aushalten. Wir würden’s in jedem Fall irgendwo vergeigen. Und wären danach womöglich Verfechterinnen des Kastenwesens ( erleichtert die Berufswahl ungemein) und der arrangierten Ehe ( spart die ewige Frage, ob’s denn auch der Richtige ist). Was man dann allerdings mit all der eingesparten Zeit, in der man nicht mehr nachdenken muß, was man will, anfangen soll, das ist eine andere Frage.
Winken wir also der goldenen Mitte kurz zu, während wir sie mal wieder verpassen und mit einem Fuß auf dem Gaspedal und mit dem anderen auf der Bremse dem Horizont entgegenöddeln.

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