War’s das jetzt?

Die lieben Kleinen.

Früher dachte ich, wenn ich mal groß bin, habe ich zwei süße kleine Kinderchen, arbeite in einer Bücherei, fahre ein lustiges Schrottauto und führe ein spaßiges, wenn auch chaotisches Leben, in dem ich hektisch, aber glücklich zwischen Job und Familie pendle und mich beim einen vom anderen erhole. Ich hatte Respekt vor den meisten Erwachsenen und der Arbeitswelt und stellte mir vor, dass alles irgendwann einen Sinn ergebe. Kurz, ich dachte: Später wird alles besser.

Heute habe ich Hotti und Lotti, zwei entzückende kleine Kinderchen, die glauben, ich sei groß, und die mir jeden Tag den wirklich allerletzten Nerv rauben, von dem ich dachte, den hätten sie mir bereits gestern zerrüttet, befülle eine Online-Bibliothek mit medienpädagogisch wertvollen Texten, fahre einen weniger lustigen als betagten Kleinwagen und führe ein einigermaßen strukturiertes, aber äußerst hektisches Leben, das ich zu großen Teilen auf der Bundesstraße 12745637392 verbringe, wo ich mich wiederum von meinem Job und meiner Familie erhole. Ich bin dabei, den letzten Rest Respekt vor den so genannten Erwachsenen zu verlieren, und auch die Berufswelt finde ich nur mäßig witzig.

Drama statt Rama

Das bisschen Haushalt? Kein Problem!

Früher unterstellte ich gestressten Müttern Missmanagement und eine überzogene Anspruchshaltung, Mutter-Kind-Kuren waren etwas für Weicheier. Außerdem fand ich, dass Mütter mehr Quatsch mit ihren Kindern machen und sich generell mehr von ihrem Partner verwöhnen lassen sollten. Vor Augen hatte ich: Blühende Landschaften des Familienlebens, das Rama-Idyll auf der Sommerwiese. Heute winde ich abends Adventskränze mit einer Freundin, an deren Namen ich mich vage erinnern kann, räume spätabends die Spülmaschine aus, hetze frühmorgens mit dem Gelben Sack drei Stockwerke die Treppe runter, und unter perfekt läuft gar nichts. Ich habe alle zwei Wochenenden kinderfrei und will pausenlos zur Kur. Wenn eins meiner Kinder mit mir Quatsch machen will, nehme ich schreiend Reißaus. In echt habe ich: die Nase voll.

Ist das jetzt der scheiß November, die Midlife Crisis, der super Kapitalismus oder einfach nur die schnöde Realität? Und geht das jetzt immer so weiter?!

Fragt sich und Euch
die aktuelle

2 Gedanken zu „War’s das jetzt?

  1. Lieber Bäckerblume,
    die Pubertät, genau, die kann man sich ja jetzt schon prima ausmalen, und dann sind die lieben Kleinen ja nicht mal mehr süß!! Das kann ja alles echt noch heiter werden. Dennoch herzlichen Dank für Ihren ebenso ausführlichen wie Mut machenden Kommentar. Wenn das alles allerdings so weitergeht, dann würde ich an dieser Stelle gerne ein paar Süßstoffe/Desserts bestellen. Scheiß auf die Kalorien. Her mit der Sahne!! Beste Grüße, l’aktuelle

  2. Dieses mehrgängige Menü, werteste Aktuelle, nennt sich „allein erziehend“ an „scheiß November“. Es schmeckt ein wenig nach Wahnsinn, stopft und erzeugt ein unangenehmes Völlegefühl. Ich habe ebenfalls zuviel davon gegessen.
    Sie dürfen es nicht mit „Midlife Crisis Frikassee“ verwechseln. Dies wird manchmal als Beilage gereicht und macht die Komposition nur noch unbekömmlicher (da es sich eigentlich um ein eigenes Menü handelt).

    Da die Aktuelle genau betrachtet noch ein Küken ist, können wir die Midlife Crisis von der Liste der Verdächtigen streichen. Diese wird erst zusammen mit der Pubertät der lieben kleinen Täubchen zur runden Katastrophe kumulieren.

    Und um ihre letzte Frage zu beantworten: Der Superkapitalismus scheint bei der „Bas Cusine“ die eine oder andere bittere Geschmacksnote zu setzen. Als Konservierungsstoffe werden „Erwachsen“, „Elternschaft“ und „Realismus“ beigemischt. Alles gefährliche E-Stoffe, gehören auf die Verbotsliste. Sie sollten aber solche primitiven Zutaten nicht verwenden – absolut entbehrlich.
    Um den Faden wieder aufzunehmen:
    Ja, es scheint so weiter zu gehen. Fragen sie allein Erziehende ihres Vertrauens.
    Da das Leben aber insgesamt trotz seiner bizarren Gestalt eine überaus erfreuliche und liebenswerte Erscheinung ist, lautet die finale Antwort aber: nein, das war’s noch nicht. Definitiv.
    Hoabe die Ehre,
    der Bäckerblume

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