Wann ist today?

Today is life - tomorrow never comes! Graffiti in Matala, Kreta

Ja, man wird älter! Das ist ein Naturgesetz! Und damit ändern sich auch die Befindlichkeiten in Bezug auf den wohlverdienten Urlaub. Früher war man selbstverständlich ein unerschrockener Abenteurer, der es zum Gesetz erhoben hat, auf seinem Weg zu den Ärschen der Welt keine einzige Nacht in einem richtigen Bett zu schlafen, und wenn sich das mal nicht vermeiden ließ, dann mußte es doch zumindest verwanzt oder das Klo irgendein schwarzes Loch auf einem gottverlassenen Hinterhof sein. Am besten fühlte man sich aufgehoben unter einem verrosteten Schild mitten in der Pampa, wo man eine echt interessante Zeit damit verbrachte, auf das Phantom eines Busses zu warten, das irgendwann letzte Woche dort mal vorbei gefahren sein soll und dieses unter Umständen nächste Woche wieder tun wird. Sagt der Local, was die gängigere und auch etwas schönere Bezeichnung für den Eingeborenen ist. Und der Local muß es schließlich wissen. Wer einen guten Local hat braucht keinen Reiseführer.
Aber das war wie gesagt früher. Heute hat man es mit dem Rücken, was ein einigermaßen vernünftiges Bett zur Nachtruhe erforderlich macht. Man schläft nicht mehr so tief ( oder trinkt einfach nicht mehr bis zum Präkoma ), weshalb man auch die Geräuschkulisse des regen Prostitutionsbetriebs in den Zimmern nebenan nicht mehr ausblenden kann und sich deshalb  einfach eine Bleibe sucht, die zwar spießig, aber mal kein Puff ist. Man hat die intensive Zeit unter dem Schild in der Pampa dicke, man möchte am Ort der Träume ankommen und nimmt dafür schon auch mal den Luxus eines Mietwagens in Kauf. Wir haben auch einen ganz einfachen Trick entdeckt, wie man trotz Leihauto doch noch so rucksacktouristisch rüberkommt, daß das eigene Ego damit klar kommt. Man packt einfach zwei Wanderrucksäcke mit all den Dingen, die man so den lieben langen Tag brauchen könnte: Badesachen, Lesematerial für verschiedene  Stimmungslagen, Klamotten für unterschiedlichste Witterungsbedingungen, Zahnseide und notfalls ein paar Schaufeln Sand, falls der Rucksack so garnicht voll und schwer aussehen will! Unerläßlich sind auch die staubbedeckten Wanderstiefel an den Füßen. Badeschlappen wirken viel zu relaxt und kein Mensch glaubt Dir, daß Du Kreta damit zu Fuß durchquert hast. Man fährt also mit dem Mietauto so nah wie möglich an den Ort, den man besuchen möchte, parkt dort schnell, springt unauffällig raus und tritt mindestens fünf Schritte zurück. Schnell den Rucksack aufgeladen, ein sonnenverbranntes Gesicht gemacht und alle schauen Dich bewundernd an, weil sie denken, Du hättest Dich zu Fuß die 20 Kilometer durch den furztrockenen Canyon geschlagen, um hier jetzt am Strand ein wohlverdientes Päuschen zu machen. Funktioniert fast immer, außer man muß unter den bewundernden Blicken der anderen Touristen nochmal zum Auto zurück, weil man die Digicam im Handschuhfach vergessen hat.
Und natürlich geht man immernoch in die zwanglosen Kneipen, aus denen die ehemaligen Hippihochburgen an der Südküste Kretas fast gänzlich bestehen. Aber man blickt mittlerweile nicht mehr neidisch zu den wildbärtigen, barfüßigen Aussteigern hinüber, die das Leben dort zurück gelassen hat. Wo man früher Freiheit und Wildheit vermutet hatte sieht man heute Verlebtheit, Abgestumpftheit und nachdem man jeden Abend dieselben Leute in diesen Kneipen trifft weiß man nach spätestens einer Woche, daß die meisten ein echt alternatives Alkoholproblem haben.
Today is life – und ich bin schwer dafür, jede Sekunde davon zu genießen!
Aber tomorrow kommt halt auch!
Und ist dann heute!

Ma Baker, live von einem Balkon in Léntas, Kreta

Ein Gedanke zu „Wann ist today?

  1. Pingback: Walk on the wild side |

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.