Óla II oder: Rumhängen!

Palmen! Sonne!! 24°!!!

So, da Ihr ja alle nicht mehr schlafen könnt, weil Ihr Euch ständig fragt, wie LISSABON (!!!) war, hier noch ein bisschen mehr aus dem Reisenähkästchen. Es fing damit an, dass unser Hinflug erstmal gecancelt wurde, weil der Pilot zu einer Beerdigung musste. Die Frau am Check-in-Schalter behauptete zwar, es liege ein technischer Defekt vor, aber Urschula und ich wussten es selbstverständlich besser.

Gepflegtes Rumhängen in Ufosesseln.


Haareschneiden und Schlüsselbunkern im Hairport.

Haareschneiden für wichtige Menschen: der Hairport.

Wir kamen trotzdem irgendwie an, hingen erstmal eine gepflegte Weile am Cais do Sodré herum und fanden sogar nach mehreren Anläufen unser Quartier in Bairro Alto, direkt gegenüber gelegen vom WIP-Friseursalon und unserem Schlüsselbunker.

Galao, bolos und Superbock

Urschula im Ufosessel.

Nachdem wir dann noch längere Zeit in buntischen Ufosesseln – jeweils bepflanzt mit einem Olivenbaum und zwei Kräutersorten auf jeder Seite – rumgehangen hatten, fingen wir an literweise galao (Milchkaffee, nur leckerer) zu trinken und kiloweise Gebäck in sämtlichen Ausführungen in uns hineinzustopfen, womit wir eigentlich erst wieder im Flugzeug nach Hause aufhörten.

Kiffen bis der Arzt kommt.

Abends fanden wir auf einem Hügel in Bairro Alto einen extrem lässigen Sit-in-Rumhäng-Platz (tut mir leid, ich hasse das Wort LOCATION) mit Kiosk und bezauberndem Blick auf den Tejo, wo sich Lissabons Studenten-Adoleszenten-Scene nicht nur mit 1-Liter-Flaschen Superbock (Bier) die Kanne gibt, sondern auch ganz ungeniert Drogen konsumiert. Selten habe ich Menschen so offensiv kiffen gesehen. Wir setzten uns mittenrein, simulierten Jugend und Portugiesentum, aßen uns durch die gesamte Snackpalette des Kiosks und tranken Superbock aus Plastikbechern.

Wäsche.

Auch sehr schön: Wäsche, vor sämtlichen Fenstern. Am schönsten aber: Musik, überall Musik, in den Straßen, aus den Fenstern, zusammen mit Sonne, Tejo-Geplätscher, Portugiesisch-Gebrabbel und einer Million gekachelten Schnucki-Häusern…

Wäsche, Musik, Tääääschuuu

Wäsche vor Kachel-Schnucki-Häuschen.

Nach der ersten beinahe schlaflosen Nacht – wie gesagt: unsere Wohnung lag direkt über einem Szene-Club im Szene-Viertel… – begrüßte mich morgens unser Gastgeber und Schwabenportugiese Hamlet im Waffelbademantel, versorgte uns mit Tipps und Tricks rund um Portugal (z.B. wer jetzt wie Danke sagt: obrigada die Mädels, obrigado die Jungs) und korrigierte mich viermal, bis ich Tejo endlich richtig aussprach: Täääääschuuu, aber mit weichem sch, wie in Genie.

Tejo mit Golden Gate Bridge.

Auf genau dem machten Urschula und ich dann später eine Bootsfahrt, was Hamlet wiederum beinahe aus der Fassung brachte, weil er meinte, so einen Scheiß machen doch nur die Amis. Well. Genau so uncool fand er im Übrigen auch unser geliebtes Rumhängen im Noo Bai Café (Das ist doch nur was für doofe Touris!! – Na und?!), das direkt bei den Kiffer-Hippie-Studis auf dem Location-Berg liegt und eine sehr angenehme Mischung aus leckerem Essen, toller Terrassenaussicht auf Tääääschuuu und gepflegtem Chaos darstellt. Die Bedienung allerdings ist extrem lahm, abgesehen von Ewelyna. Apropos uncool: Eine der tollsten Sachen am Älterwerden ist ja, wie ich finde, dass man nicht mehr Rumcoolen muss. Man kann einfach blöde, langweilige, UNCOOLE Sachen machen und sie nach Strich und Faden genießen. YES!

Flohmarkt, O.b.-Kunst und Zimttörtchen

Strom für alle!

Extrem beeindruckend fand ich auch die portugiesische Elektrik, die man ohne weiteres bei Bedarf jederzeit und überall von den Hauswänden abzapfen kann. Man möchte nicht über Gewitter, Blitze und Ähnliches nachdenken. Noch mehr uncoole Tourisachen, die richtig toll waren: das Hieronymuskloster,

Mehr uncooler Tourikram: Mosteiro dos Jerónimos.

das Museu Colleccao Berardo mit wirklich unglaublichen Ausstellungs-stücken (s.u.), Sao Jorge, Vanillecreme-Blätterteig-Törtchen-mit-Puderzucker-und-Zimt-Essen in der Antigua Confeitaria Belém, Flohmarkt mit Tejo-Blick und Bacalhau-Essen. Und danach: Natürlich Rumhängen im Park!

Trinkt ihn mit Zucker!

Menstruieren mit Eleganz: Kronleuchter aus Tampons im Museum für zeitgenössische Kunst.

Am letzten Abend gab’s dann noch Mojito in unserer Zweitlieblingsbar Barbica (hab ganz vergessen, Hamlet zu fragen, ob wenigstens die cool ist). Bica heißt übrigens zwei Sachen: 1. Wasserspeier. 2. Synonym für Espresso. Weil der nämlich den Portugiesen bei seiner Neueinführung zu bitter war, dachte sich ein findiger Cafébesitzer den Slogan Beber iste con acúcar aus, was heißt: Trinkt ihn mit Zucker! Und dann ging’s auch schon wieder heim, Sonntag um 6 zum Flughafen nach zwei Stunden Schlaf mit massiver Bassunterlegung, selbstredend mit Ersatzfliegern, Verspätungen und verlorenen Rucksäcken, aber in einen wunderschönen Sonnenaufgang hinein.

Mojito in der Wasserspeierbar.


Beim Mojito in der Barbica hatten Urschula und ich noch ernsthaft erwogen, den Flug einfach sausen zu lassen und uns langfristig nach Portugal abzusetzen. Als wir in Deutschland ankamen, wussten wir, warum: 6° Celsius, HAGEL, Horrornachrichten aus Polen und die gute alte B2727272727…

Stand für mich Anfang der Reise fest: Ich bin keine Reisetante!, weiß ich 1397 galaos, 725 bolos und 243 bacalhaus später mit 100%iger Sicherheit: Ich bin eine Reisetante!! Ich will alles, überall hin und zwar sofort! Stellt sich nur noch die Frage nach Zeit und Geld. Meine Kontonummer: 2789 225, Reisekasse Lingendingen.

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