Zwei Hosen für einen Hintern

fat spiderman

Bild: kregg.steppe, Lizenz:CC

Hin und wieder muß man es ja machen. Und Frauen sagt man bekanntlich nach, daß sie es gerne tun. Wir reden vom Shoppen. Stimmt ja auch, wenn es um Schuhe, Handschuhe, Mützen oder Schals geht. Ach ja, Socken sind jetzt auch nicht das Problem. Das liegt daran, daß ich noch nie Mühe hatte, meinen Kopf in einer zur Auswahl stehenden Bedeckung unterzukriegen. Oder daran, daß es nun mal Schuhe und demzufolge auch Socken in Größe 39 gibt. Und noch nie hat sich ein Handschuh geweigert, sich an-, oder noch schlimmer wieder ausziehen zu lassen.
Bei Pullis, T-Shirts oder sonstiger Oberbekleidung kann das Rein- und, man bedenke immer, auch das wieder Rauskommen ein insgesammt sehr deprimierendes Erlebnis werden. Erst steckt man irgendwo mit dem Kopf in den Innereien des guten Stücks fest und hat man den dann draußen scheint es eine mission impossible zu sein, die Arme auch noch durch die anscheinend dafür vorgesehenen Öffnungen nach draußen zu kriegen. Yogaerfahrungen sind an dieser Stelle ein immenser Vorteil, weil es immer noch besser ist, sich die Schulter auszukugeln, als sich im Pullikragen zu erwürgen. Und hat man das gute Stück dann an und betrachtet sich im Spiegel möchte man am liebsten davonlaufen und sich um 11.00 Uhr morgens ein Bier aufmachen. Nichts scheint am richtigen Platz zu sein. Die Brust ist zu weit unten, der Bauch zu weit vorne, die Arme haben einen Bewegungsradius von maximal 15 Grad und den auch nur, wenn man in Kauf nimmt, daß man für diese Zeit einfach nicht atmen kann. Irgendwas scheint auch mit dem Verhältnis zwischen Schultern und Becken nicht zu stimmen und insgesammt gibt man ein Bild ab, als hätte man sich wegen einer starken arteriellen Blutung einen Druckverband angelegt. Der Impuls, sich den blöden Fummel in Größe 42 einfach vom Leib reißen zu wollen, unterdrückt man schnell, als die erste Naht ein eindeutiges Geräusch von sich gibt und macht wieder Yoga, um sich lebend aus der Sache rauszuziehen.
Doch damit nicht genug. Es gibt auch noch zwei Hosen anzuprobieren. Hosenkaufen ist sozusagen die Königsdisziplin für alle, die Kleidergröße 29 leider schon in der Pubertät hintersich gelassen haben. Schon beim Durchschlendern des Ladens weiß man in dem Moment Bescheid, wo man Größe 30 am Ständer unter XL findet. Also zwei XL-Hosen für mich, eine für die linke Pobacke und eine für die Rechte. Hosen, die meinen Po in einem Stück aufnehmen können findet man letztlich in der Ecke für Übergrößen und ich sehe in ihnen aus, wie ein Sechsmann-Schlauchboot, aus dem jemand die Luft rausgelassen hat. Cool, ich würde meinen Hintern sogar dreimal unterkriegen. Dann endlich finde ich eine Hose, die mir wirklich gefällt und die so aussieht, als würde sie mit meinem Beckenumfang klarkommen. Vor dem Spiegel zeigt sich dann, daß sie doch an den entscheidenden Stellen etwas knäpplich ist und vor allem einen halben Meter zu lang. Aber wirklich schön. Ich beginne mit ihr zu verhandeln. Ich könnte sie ja abschneiden, also mit der Länge kein Problem. Mein Hosensaum wäre dann halt da, wo eigentlich das Knie sein soll, aber egal. Und beim Betrachten der Problemzonen kommt er wieder, dieser hinterhältige Gedanke an mehr Sport und weniger Schokolade. Ich könnte das Prachtstück ja kaufen und in ein paar Wochen oder Jahren würde sie mir dann schon richtig passen.
Ich blicke auf das Preisschild. 60Euro! Etwas beginnt in meinem Bauch zu rattern. Irgendwas läuft hier schief. Von einer 60Euro-Hose erwarte ich, daß sie mir paßt und nicht, daß ich mich ihr anpassen muß, verdammt.
Ich beschließe, mir statt Hosen, in die ich erst noch reinschrumpfen muß eine Nähmaschine zu kaufen.

 

Ma Baker