Horrorskop vom 21. – 28. Septembär 2011

Die globalen Aktienkurse fallen, die Blätter auch, Zeit um die Johanniskrautkapseln aus dem Schrank zu holen, schließlich brauchen die ja auch etwa vier Wochen, bis sie wirken, und der Winter und Weihnachten kommen immer so plötzlich. Heute schon an morgen denken, deswegen jetzt Geschenke kaufen und Silvester planen. Raten dringend: Der Kosmos und Lady BlaBla.


Widder: Hundert Jahre Einsamkeit. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Das Geisterhaus. Ihr Leben fühlt sich an wie ein Roman? Schreiben Sie lieber selbst einen.


Stier: 4, 3, 2, 1 – das End of Sister ist in Sicht. Darauf einen Dujardin. Oder zwei. Oder gleich einen Kasten Radler. Prognose für Anfang Oktober: Mit dem Hormon-Ticket ab in die Studi-Hölle. (Sorry, der Kosmos ist unbestechlich…)


Zwilling: „Ich will dir sagen, wieso du hier bist. Du bist hier, weil du etwas weißt. Etwas, das du nicht erklären kannst. Aber du fühlst es. Du fühlst es schon dein ganzes Leben lang, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Du weißt nicht was, aber es ist da. Wie ein Splitter in deinem Kopf, der dich verrückt macht.“ Wenn Sie mir sagen können, aus welchem Film dieses Zitat stammt, bekommen Sie auch ein Knoppers.


Krebs: Sie sind schon so ein Problembär. Dennoch liefern Sie Ihren ZeitgenossInnen zur Zeit wertvolle Informationen. Holen Sie sich Ihr Knoppers in Zimmer 218 ab.


Löwe: Sie kämpfen mit Job, Kindern und der Wohnungssuche im Rhein-Main-Gebiet. Hätten Sie mal die Küche sauber gemacht, wäre Ihnen letzteres erspart geblieben.


Jungfrau: Happy Birthday, liebe Jungfrau! Sie sind zwar ein Jahr älter, Ihr Tempo in den frühen Morgenstunden ist allerdings genau das gleiche: Minusgeschwindigkeit.


Waage: Wer braucht moderne Kommunikationstechnologie? Sie telepathieren, was das Zeug hält. Eine Freundin ist Ihnen dafür sehr verbunden. Telepathisch, versteht sich.


Skorpion: An Ihnen ist ein Literaturkritiker verloren gegangen. Sie fragen sich nur, warum man Ihnen die wirklich großen Werke des 21. Jahrhunderts, zum Beispiel diesen Blog, so lange vorenthalten hat.


Schütze: Willkommen im Alltag, der Ihnen wieder einmal bestätigt, dass schlimmer immer geht. Wo wollten Sie noch einmal im November hin? New York? Malediven? Oder einfach nur: weit weg?


Steinbock: IMMER haben die anderen Geburtstag und NIE Sie, und IMMER bekommen die anderen die tolleren Marzipanschweine (und NIE Sie). Sie sind schon eine arme Wurst. Trösten Sie sich: Wenn SIE Geburtstag haben, gibt es im weltweiten Handel noch viel mehr Marzipan zu kaufen. Vielleicht nicht in Schweineform, aber Kartoffeln sind doch auch ganz hübsch.


Wassermann: Schule hat begonnen. Zeit mit Freundinnen frühstücken zu gehen. Oder sich die Decke über den Kopf zu ziehen.


Fische: Der Guppy (Poecilia reticulata, Synonyme: Lebistes reticulata, Lebistes reticulatus) ist einer der beliebtesten Süßwasser-Aquarienfische. Der lebendgebärende Guppy vermehrt sich im Aquarium sehr schnell. mehr…

Jingle Bells
Lady Blabla

Horrorskop vom 14. – 19. September 2011

So, nachdem der astrologische Mittwoch eingeschlagen ist wie eine Bombe, hat Lady Blabla sich für eine grundlegende Umstrukturierung entschlossen und schaut jetzt immer mittwochs statt sonntags in die neue Glitzerglaskugel. Das hat exakt zwei Gründe: 1. Sonntags hat Lady Blabla tagsüber meistens Kinder und muss abends Tatort schauen. 2. Mittwochs besucht sie vormittags den Weisen Mann, der ihr die Fingerzeige des Universums zu deuten hilft. Davon haben ja dann schließlich auch alle was. Und los geht’s!


Widder: Quicky-Online folgt Ihnen jetzt auf Twitter, DIE ZEIT dagegen schickt Ihnen „Eine Anleitung zum Vatersein“. Sie lieben das digitale Zeitalter.


Stier: Sie spielen mit dem Feuer, und es macht einen Heidenspaß. Wenn Sie jetzt noch Ihre Einkommensteuererklärung in die Flammen werfen und dann darüber laufen, treibt das den Funfaktor auf die Spitze.


Zwilling: Die Stimmung im Büro hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Jetzt tauschen Sie mal mit Ihrer Kollegin Kümmelbrezeln und Knoppers, und dann sieht die Welt wieder ganz anders aus. Wenn nicht, fragen Sie sie, ob sie eine rauchen möchte. (Ja, sie will!)


Krebs: Sie werden neuerdings von ziellos herum irrenden Frauen auf Ihrem Arbeitsplatz heimgesucht. Kleine Anregung: Das nächste Mal könnten Sie durchaus ein Tässchen Kaffee mit (Schoko-)Keks reichen, das verschafft Ihnen noch mehr Sympathien.


Löwe: Schlafen Sie mittlerweile unter der Brücke oder haben Sie doch lieber Ihren kleinen Bruder aus der Wohnung geworfen? Letzteres würde Ihnen ähnlicher sehen.


Jungfrau: Sie haben die nächste musikalische Entwicklungsstufe erreicht und dürfen Rolf Zuckowski und die Schlumpfhitparade nun getrost hinter sich lassen. Aber Techno kommt mir nicht ins Haus!


Waage: Eine aufregende Woche liegt sowohl hinter als auch vor Ihnen, sie stecken quasi mittendrin. Zeit, um wieder zurück nach Lingendingen zu kehren.


Skorpion: Was haben Sie in Ihrem letzten Leben eigentlich verbrochen, dass Sie im jetzigen eine hysterische junge Frau nach der anderen zusammenpuzzeln dürfen? Ich finde, das sollten wir uns mal genauer anschauen. Zum Beispiel nächsten Mittwoch.


Schütze: Abgründe tun sich vor ihrem Urlaubs-Ich auf, unerschrocken durchqueren Sie diese. Und das ganz ohne Nikotin, chapeau!


Steinbock: Erpressungsversuche lassen Ihre Mutter unbeeindruckt, sie zwingt Sie einfach mit in den Schuhladen zu kommen. Außerdem: Wessen Füße müssen denn hier eigentlich gemessen werden? Meine oder Ihre??


Wassermann: Summ, summ, summ, wo treiben Sie sich rum? Hinter Bergen, hinter Hügeln – tun Sie filzen oder bügeln? Summ, summ, sal, melden Sie sich mal!


Fische: Fische, Fische, also bei Ihnen ist die Kugel ja so was von beschlagen, zumal mir da recht wenige Ihrer Art bekannt sind. Wenn jemand Fische kennt, bitte bei mir melden!

Howdy
Lady Blabla

Plazenta-Party

Kinder, wie die Zeit vergeht. Da bekommst Du ein Kind, Deine Freundin auch, dann ein zweites, Deine Freundin auch, die bekommt ein drittes, Du nicht, aber egal. Du kommst zwar zu nix mehr, aber als perfekte 1A-Alternativ-Supermutter schleppst Du nach der Geburt natürlich trotzdem die im Schweiße Deines Angesichts produzierte Plazenta aus dem Geburtshaus mit nach Hause, um sie angemessen würdevoll und rituell zu begraben und ein Lebensbäumchen für das Kind darauf zu pflanzen. Nur, vor lauter Stillen, Wickeln, Biobrei-Kochen, Bauernhofbilderbüchervorlesen, Babymassage und Schwimmkursen, Musikgarten und Pekipgruppe, durchzechten Kreischnächten, Windpocken, Streptokokken, Impfterminen, Kindergruppeneingewöhnungen, Wieder-in-den-Beruf-Einsteigen, Scheidungsschlachten und dem ganz normalen Überleben kommst Du leider nicht mehr zum rituellen Vergraben des heiligen Mutterkuchens, und eh Du Dich versiehst, wirfst Du ihn einfach in die Gefriere. Oder, wenn Du keine eigene Gefriere hast, in die einer guten Freundin. Du denkst nicht mehr groß daran, die Freundin auch nicht, und wenn, dann höchstens: Nicht jetzt. Die Jahre vergehen, und dann zieht Deine Freundin um und muss die Gefriere abtauen.

Wir glühen vor, die Plazenten tauen auf

In Fantas Kühltruhe lagern mittlerweile drei Plazenten, nämlich die von Lotti, Rulle und Wulle, die von Hotti und Mulle konnten wir anderweitig entsorgen. Nach 256 geplatzten Plazenta-Party-Terminen spielen wir mit dem Gedanken, die Dinger einfach in den Restmüll zu kippen, aber zwei Tage vor Fantas Umzug packt uns schließlich der Ehrgeiz. Wir sitzen auf meinem Balkon und warten, bis Hotti und Lotti eingeschlafen sind. Während wir mit Radler vorglühen, tauen im Eimer auf Fantas Gepäckträger die Plazenten auf. Als es dunkel wird, ziehen wir los Richtung Wald. Im Rucksack: eine Taschenlampe, eine kleine Gartenschaufel und eine große Flasche Gran Reserva. Im Eimer: drei halb aufgeweichte Mutterkuchen in Plastikbeuteln. Kaltblütig stolpern wir durchs Unterholz und suchen nach einer ebenso würdigen wie wurzelfreien Stelle, was im Wald nicht ganz einfach ist, außerdem hat es seit Tagen nicht geregnet, und der Boden ist furztrocken. Aber was ist ein nächtlicher Wald gegen zwei entschlossene Alternativmütter?

Fehlt nur noch die Polizei

Wir entscheiden uns schließlich für einen Platz im Irgendwo, und als mir irgendwann auch meine Taschenlampe wieder einfällt, wird es richtig lauschig. Wir zerteilen Regenwürmer, Spinnen kriechen durch die Erde, und auch ansonsten ist im Wald schwer was los. Fantas Handy klingelt, große wilde Tiere rascheln im Gebüsch, fehlt nur noch die Polizei. Nach zwanzig Minuten haben wir ein circa zehn Zentimeter tiefes Loch. Wir sind schweißgebadet, die Handgelenke schmerzen, ein Stück vom Schaufelgriff bricht ab, und wir fragen uns, wieviel Tage man wohl braucht, um eine Leiche zu verscharren. Plötzlich wird uns wird klar, warum so viele Leute ihre Leichen einfach in Betongruben werfen. Fanta schimpft: „Jaja: ‚Lebe wild und gefährlich!‘ Darunter habe ich mir sowas wie wilden Sex vorgestellt und nicht die Produkte von Sex im Wald zu vergraben!“ Ich denke, den Spaten von Dr. Sprite auszuleihen, hätte durchaus Sinn gehabt.

Aber es hilft ja nichts, da müssen wir jetzt durch, und die Vorstellung, irgendwelche Füchse oder andere räudige Waldbewohner könnten unsere schönen ehemaligen Körperteile ausgraben und auffressen, treibt uns weiter an. Nach gefühlten drei Nächten knieen wir schließlich vor einem Loch, in das unsere angetauten Ex-Organe, wenn man sie richtig hinein quetscht, gerade so passen müssten. Wir diskutieren kurz, ob es karmatechnisch zu verantworten ist, sie mit Plastikbeutel zu vergraben, entscheiden uns dann aber dagegen. In Ermangelung eines Taschenmessers reißt Fanta die Plazentatüten auf, eine ist gleich dreifach eingepackt, und die Soße läuft ihr über die Hände. Es ist nicht schön, und wir bringen die Sache schnell hinter uns. Als wir hinterher die große Flasche Gran Reserva kippen, sind wir uns einig, die Dinger in die Restmülltonne zu werfen, hätte nicht halb so viel Laune gemacht. Das kann ja jede 0815-Mutti.

die aktuelle

Defäkation in Achtsamkeit

Es wird Herbst, der Schwesternrücken tut weh und Ma wollte sich deshalb heute mal umschauen, ob man denn irgendwo einen Yogakurs machen kann. Hatten wir vor ein paar Jahren schon mal und war an sich echt gut. Habe also recht unbedarft die Tür zu den vielen Möglichkeiten geöffnet und bin seitdem auf der Flucht. Auch diese Zeilen hacke ich im Laufen in irgendeine Tastatur und man möge mir die Flüchtigkeitsfehler verzeihen, die sich in einer solch bedrohlichen Situation einschleichen werden. SIE sind hinter mir her wie eine wollene Armee, die tausend dicken Socken, die man mitbringen muß, während die Decken wild flatternd versuchen, mir den Weg abzuschneiden, um mich in einen Mantel aus vermeintlicher Gemütsruhe einzuhüllen. Sind wir nicht alle ein bißchen A.C.H.T.S.A.M?? Im Herzen, im Ohrschmalz und auch im großen Zeh, dem wir auch gleich einen dicken Knutschi geben, weil er uns so gut durch’s Leben trägt (wofür dann ja wohl ein Yogakurs erforderlich ist, denn wer kriegt schon einfach so seine Flosse an den Mund?) Entdecken wir doch unseren inneren Kraftquell beim Sitzen auf selbstgehäkelten und aufgeladenen Meditationskissen und tönen uns in die nächste Dimension der Erleuchtung für Anfänger. Wellbalanced beim Zähneputzen, Einkaufen, Kinderanschreien, in der Scheidung und wenn das Klopapier alle ist.
Mit letzter Kraft schaffe ich es, mich vor meinen Verfolgern in ein einsames Klohäuschen zu retten und die Tür zu verrammeln.
Aufatmend setze ich mich, um in Ruhe über meine Situation nachzudenken. Da ertönt ein dunkler Gong, der irgendetwas in meinem Inneren zum Schwingen bringt. Und dann eine sanfte Stimme, die sagt:

Danke, daß sie die achtsame Toilette benutzen. Schließen Sie jetzt Ihre Augen und spüren Sie die Teile Ihres Hinterns, die auf der Klobrille aufsitzten. Dann wandern sie mit Ihrer Aufmerksamkeit einmal von oben nach unten durch Ihren Gastrointestinaltrakt – vom Mund durch die Speiseröhre – sie sind sich ihres Magens voll bewußt, sie passieren dann den Übergang in den Dünndarm und gelangen von dort in den Dickdarm, der in der Medizin den klangvollen Namen Colon trägt. Tönen sie nun in einer für sie angenehmen Tonhöhe mehrfach laut das Wort Colon und spüren Sie, wie Ihr Dickdarm zum Leben erwacht. Lassen Sie sich von seinen geschmeidigen Bewegungen weitertragen, bis Sie dann nach langer Dunkelheit wieder Licht am Ende des Tunnels erblicken. Lassen Sie ganz los und sich einfach fallen in diesen wunderschönen Moment der Ausgeglichenheit.

Ma Baker