Der König der Scheißtage

Was bisher geschah: Nach einem psychosozial mehr als herausforderndem Sommer gelang es Hotti, Lotti und mir, uns gerade noch rechtzeitig in die Mutter-Kind-Kur nach Kloßburg abzusetzen. Oma Highspeed flog uns mit ihrem Silberpfeil direkt vor die Pforten des Müttergenesungswerkes, wobei wir lediglich einmal geblitzt wurden, und bevor Lotti Highspeeds neues Fluggefährt in den Serpentinen des Schwarzwaldes bis oben hin vollkotzten konnte, gelang es uns in letzter Sekunde, links ranzufliegen und die Tür zu öffnen, eine glückliche Fügung jagte quasi die nächste. Im Erholungsparadies angekommen, taten wir drei Wochen mit wenigen Ausnahmen von morgens bis abends wenig anderes als zu schlafen, zu essen, im Wald herumzuturnen und unsere sechzig Finger- und Fußnägel rauf- und runterzulackieren.

Entsprechend hart gestaltet sich nun der Aufschlag in der Realität. Seit geschlagenen zwei Wochen ringen wir in der irdischen Welt mehr oder weniger erfolgreich mit Weckern, Stundenplänen, Jahresberichten, Supermärkten, GEZ-Gebühren und Sitzungen. So ende ich nach einem Tag in der Öffentlichen Anstalt mit beeindruckenden 18 Tagesordnungspunkten auf einem dreieinhalbstündigen Hotti-Elternabend. Angesichts der uns bevorstehenden 15 TOPs raune ich Hanutas Mutter ins Ohr, dass wir uns unbedingt ein Radler hätten mitnehmen sollen, woraufhin ich einen leicht irritierten Blick ernte.

Lebendig an der Forschung teilnehmen

Zunächst stellt sich kurz und knackig der neue Konrektor vor, nachdem die alte Schulleitung sich zum vorigen Schuljahresende überraschenderweise quasi selbst abgeschossen hat. Anschließend stellt sich eine sehr junge und motivierte Frau vor, die sich dem „Analysieren der Prozesse im Rahmen der Entwicklung / Implementierung zur Gemeinschaftsschule“ verschrieben hat, Begleitforschung heißt das Zauberwort, das sie Eltern- und Lehrerschaft nun in einer ausschweifenden Powerpoint-Präsentation unterbreitet inklusive Phasen, Dauer, Zielsetzung, Maßstäben und Teilprojekten ihres Forschungsvorhabens. Zusätzlich erfahren wir, was die junge Motivierte alles nicht untersucht, nämlich Leistung, Kompetenzentwicklung sowie die SchülerInnen und Lehrkräfte als solche, schließlich gehe es ihr um pädagogische Professionalität, Unterrichtsorganisation und -kultur und natürlich Inklusion. Ihre gebündelten Ergebnisse werde sie als verschriftlichtes Reflexionsinstrument an die Politik weiterleiten, der damit wiederum fundiertes Steuerungswissen für die laufende Schulreform zur Verfügung stehe. Ein Vater meldet sich und bekundet, dass er es schön und besonders finde, so „lebendig an der Forschung teilzunehmen.“ Ich denke an den heutigen Facebook-Post von Horny Tawny „Heute regiert der König der Scheißtage.“, behalte dieses Bonmot jedoch für mich.

Be prepared!

Es folgt ein spontan eingeschobener Tagesordnungspunkt, in dem es um schulpolitische Interna der Vergangenheit geht, die laut referierendem Vater allerdings in schlappen fünf Minuten abgehandelt werden können. In der 14. Minute erinnert mich Hanutas Mutter daran, dass wir beim nächsten Mal keinesfalls das Radler vergessen dürfen, am besten zwei für jede. In der 20. Minute, in der es noch immer um das schulpolitische Inferno geht, beginnt mein Auge zu zucken. In Minute 30 wird auf Seiten der Elternschaft massiv der Wunsch nach mehr Transparenz und Demokratie laut, ich versenke mich innerlich in Felsen, Wasserfälle, esoterische Meditationsmusik und mein Bett. Nach diesem die Gemüter erhitzenden Punkt geht es im wilden Ritt weiter durch Schullandheimausflüge, Projektwochen, Elternvertreterwahlen, Herbstfeste sowie Rückmeldungen der Lehrerschaft über die allgemeine Verfassung von Hottis Klasse, die die Englischlehrerin euphemistisch als „diskussionsfreudig und interessant“ bezeichnet. In diesem Zusammenhang zeigen sich die Lehrkräfte in diesem Schuljahr extrem gut vorbereitet. Haben die lieben Kleinen beim Schwimmunterricht beispielsweise zufällig ihre Badehose vergessen, wird mit einer ebenso zufällig vorhandenen Tasche mit alter Bademode gekontert. Und auch dem Ungemach, das in Form zahlreicher Baustellen rund um das Schulgelände droht, begegnet die Klassenleitung mit gänzlich neuer Gelassenheit: Sie werde künftig mit dem Hubschrauber einfliegen. Nur mit dem Besen anreisen wäre cooler.

Zucht und Deformation

Es gibt einen Gott: Der fürs Wochenende angesetzte Halligallilottikindergeburtstag fällt wegen erkrankter Geburtstagsgäste aus, so dass ich, anstatt Kartoffelsalat und Würstchen an kreischende Kinder zu verteilen, mit Fanta zum Chillen und Nikotinausschwitzen in die Sauna gehen kann. Wir packen unsere Bademäntel, Schläppchen sowie Die Vampirschwestern ein und rauschen los ins Achmannbad am Fuße der Schwäbischen Alb. Die Lektüre hätten wir allerdings getrost zu Hause lassen können, unterhaltungsmäßig sitzen wir bereits bei Saunagang Nummer eins in der ersten Reihe:

Mann 1: Die hat sich ja dann gar net mehr in die Sauna getraut, also wegen ihrer Deformation, weil, die wollt‘ halt net immer so angestarrt werden.
Mann 2: Hhmm.
Mann 1: Also, dabei war des mit der Deformation gar net so des Problem.
Mann 2: Wieso, was dann?
Mann 1: Also, des eigentlich Schlimme war nämlich, dass die als Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. DES war des eigentliche Problem.
Mann 2: Ja, des is halt immer des, ne.
Mann 1: Genau, und des kann man halt auch net mehr nachholen, wenn de als Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hast!
Mann 2: Hhmm.
Mann 1: Weil des mit dem krummen Rücken war eigentlich gar net so schlimm. Also, grad wegen Inklusion und so.
Mann 2: Wegen was?
Mann 1: Inklusion.
Mann 2: Ach so.
Mann 1: Und dabei hatte die doch auch so einen gut aussehenden Mann und so gut aussehende Kinder!
Mann 2: Hhmm.
Mann 1: Aber des mit der Sauna ging halt trotzdem net.
Mann 2 (zu mir): Ist das Ihr Handtuch? (zeigt auf den Boden)
die aktuelle: Nein.
Mann 2: Na, so was – das ist ja meins!
Mann 1: Sag mal – sollen mir eigentlich mal raus?
Mann 2: Hhmm. Des ist ja echt SCHEIßheiß hier.
Mann 1: Ja, SCHEIßheiß! Und kälter wird’s ja irgendwie auch net.
Mann 2: Nee, kälter wird’s net. (gehen ab.)

Kurz darauf beenden auch Fanta und ich die erste Runde und begeben uns zum scheißkalten Eisbecken. Während ich einsteige, gesellt sich ein dicker alter Mann zu mir und gibt mir den ganz heißen Tipp, ich müsse immer rückwärts reingehen, wobei er peinlich genau darauf achtet, ob ich diesem Hinweis auch Folge leiste. Fluchtartig verlasse ich vorwärts das Becken. Fanta, die nichtsahnend nach mir ins Eiswasser gleitet, raunt er hingegen zu, dass „das immer so züchtig“ mache. Wir möchten uns nicht ausmalen, was Männer wie er ohne Eiswasser in der Sauna machen würden.

Hören Sie’s auch?

Nach dem zweiten Saunagang hat es sich ein anderer älterer, nicht ganz so dicker Herr vor dem Eiswasserbecken gemütlich gemacht. Dazu hat er seinen Stuhl exakt vor dem Becken neben der Einstiegsleiter postiert, so dass er beim vermeintlichen Zeitunglesen nicht nur problemlos seine Füße auf dem Beckenrand ablegen, sondern garantiert auch jede Pore der Badenden überblicken kann.

Beim dritten Saunagang sind Fanta und ich allein mit einem weiteren recht betagten Mann. Nachdem er mehr als umständlich sein Handtuch auf der obersten Etage zurechtgewurschtelt hat, legt er sich endlich hin. Gerade, als wir schon meinen, jetzt sei aber mal Ruhe im Karton, tönt es von oben: „Ich höre hier so ein seltsames Motorengeräusch. Sie auch?“ Wir verneinen und werten diese finale Entgleisung als Zeichen zum Aufbruch, schließlich soll man ja gehen, wenn’s am schönsten ist. Auf dem Weg nach Hause müssen wir kichern: Wir hören da so ein seltsames Motorengeräusch. Sie auch?

kleiner Anfall von Rührseligkeit

Lustige Bilder, lustige Videos und Witze
Mit Mitte 30 weiß man das ja. Frauen sind äußerst vielschichtige Wesen. Mal ist es ein bißchen mehr so, dann aber auch wieder nicht so ganz. Der Hormonspiegel steigt in den Himmel – und stürzt dann plötzlich ab, samt der Laune und den vielen Dingen, die grade eigentlich noch gar kein Problem waren, sich im Talflug aber flugs in eine fiese finstere Wolke verwandeln, die wahrscheinlich auch waffenscheinpflichtig wird, wenn man ihr zu nahe kommt.
Um diese Dinge weiß man als Frau. Das ist nicht das Problem. Manchmal wünscht man sich eine Reduktion auf on und off, weil es schon mal passieren kann, dass man sich selber zuviel ist. Man sehnt sich nach überschaubaren 3 Dimensionen anstatt einem Spiegelkabinett, wo es immer noch irgendwo um eine emotionale Ecke geht, die eine mehrstündige Erörterung der Gesamtsituation erforderlich macht. Aber dafür hat man ja Freundinnen. Wie gesagt, alles kein Problem. Ich komm damit klar.
Letzten Samstag abend hatte ich allerdings ein höchst beunruhigendes Erlebnis. Beim gelangweilten Versuch, eine Werbepause sinnfrei zu überbrücken stolperte ich über das Finale von „The voice of germany!“ Kein Thema, ich verabscheue Castingshows, egal wie wohlmeinend sie sich anstreichen. Mein Gehirn irgnoriert oder (falls das nicht geht) verpackt sie sofort unter der Kategorie „Nichtswürdiger Bockmist!“ Gerade als ich mich ans ignorieren machen wollte fingen 2 junge Männer mit 2 Gitarren an, ein Lied zu singen. Und ich mußte weinen!! Wie im Comic, 2 Gitarren, 2 junge Männer, 2 Sturzbäche, einer links, einer rechts! Etwas in einer doofen Castingshow bringt mich zum Weinen! Das ist ein Grund zur Beunruhigung! Es gibt natürlich viele große Momente der Filmgeschichte, die es wert sind, ein paar Tränen zu vergießen. Ein vom Zug überfahrener Buddy in „Grüne Tomaten“ zum Beispiel, oder eine sterbende Schwester in „Betty und ihre Schwestern!“ Ich hab auch geweint, als DATA in heroischer Mission samt einem feindlichen Raumschiff explodiert ist. Das ist Star Trek! Da geht das! Aber doch nicht bei einer Casting-Show!
Die Untersuchungen zu diesem Vorfall konnten leider wegen mentaler Tränenflut noch nicht abgeschlossen werden. Das zuständige Gremium befaßt sich allerdings mit der Frage, ob die Installation eines weiteren Reglers auf der Schalttafel angezeigt ist.
Und was bringt Euch so aus der Fassung und treibt Euren Taschentuchkonsum in die Höhe?
Ein paar kleine Geschichten zu fragwürdigen Anlässen würden mich ungemein beruhigen.

Ma Rührselig

Hier noch der Link zu den Gitarrenjungs für Interessierte zum Mitflennen oder Wundern:

http://www.youtube.com/watch?v=47zf7etZQNE

One of those days oder: Anna Chronismus

'Anachronism' von Gerhard Gepp, Lizenz: cc

Es fängt schon damit an, dass das Wochenende vorbei ist. Dann klingelt der Wecker und es liegen 10 Meter Tiefschnee, was zwar die bezaubernde Steilvorlage für einen romantischen Winterspaziergang mit dem Liebsten wäre, eine Autofahrt auf der 1234567 allerdings schlicht unmöglich macht, es sei denn, man hat 5 Thermoskannen Punsch, 13 Butterbrezeln, 4 Nusshörnchen, 25 Hörbücher, 30 Schlafsäcke und mindestens zwei Heizdecken dabei. Und einen Fernseher. Oder wenigstens mobiles Internet, was ich aber, als ich mir vor eineinhalb Jahren ein neues Handy kaufte, noch als völlig unnötigen Nerd-Schnickschnack erachtete und daher das einfachste und preisgünstigste Modell erwarb, mit dem man zwar ganz bodenständig telefonieren, Kurznachrichten verschicken und sich wecken lassen kann, dessen Unterhaltungsfaktor abgesehen von diversen Klingeltönen und Farbeinstellungen jedoch recht begrenzt ist, aber das führt jetzt zu weit.

Ich beschließe mit dem Fahrrad zum Bahnhof, von dort aus mit dem Zug in die Landeshauptstadt und von da weiter mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren, wobei es mich zunächst mitten auf der Straße aufs Glatteis legt und ich mir die Beine blau schlage, was mich nicht nur in Zeitnot, sondern auch in eine Riesenwut versetzt, ich DANN, nach 5 Minuten Schlangestehen, auf ein neues Fahrkartenautomatensystem stoße, bei dem ich mir in der Hektik dämlicherweise eine viel zu teure Fahrkarte rauslasse, aber immerhin, so dass ich es GERADE noch (7 Uhr 57!!!) auf das richtige Gleis schaffe. In dem Moment fährt der Zug ab. Ich bilde mir ein, die Leute hinter den Scheiben im davonfahrenden Zug über mich lachen zu sehen.

Wer war das?

Doch damit nicht genug, weil, wie wir spätestens seit dem letzten Silvester wissen, schlimmer geht immer. Auf der Arbeit angekommen möchte ich nur eins bzw. zwei: 1. Kaffee, 2. Arbeiten. In Ruhe. Ungestört. Ich möchte einfach nur meine Arbeit machen, aber aus irgendwelchen Gründen geht das seit Wochen schief, weil jedes Mal, wenn ich zu Wochenanfang mit dem bescheidenen Wunsch EINFACH NUR ZU ARBEITEN in mein Büro komme, eine andere Hiobsbotschaft auf mich lauert. Heute lauert sie in Form der Nachricht, dass aus dem Projekt, in das Frau Dr. Sprite, Mr. Sonic und ich seit elf Monaten Zeit, Energie und Herzblut pumpten und dessen Realisierung eigentlich zum Greifen nah war, schlicht: nichts wird. Schade Scheiße.

Wieder Zuhause: Rolladenschnur fatzt durch, Wohnzimmer jetzt halb dunkel, Lotti hat Halsschmerzen und kann morgen nicht in den Kindi (schwarzer Tag), Yoga fällt aus, Kehrwoche. Wer, zur Hölle, denkt sich solche Tage aus?

So jung und schon so versaut

Es ist ja nicht nur so, dass wir die total bescheuerte Rampensaufrau unseres geltriefenden Verteidigungsministers Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester (!) zu ertragen hätten, die momentan keine Gelegenheit auslässt, sich mit Kinderpornografie in den Mittelpunkt zu drängeln (don’t feed the trolls). Nein, wir werden auch noch von einer Twitterministerin für Familie, Senioren, Frauen, Jugend und Inkompetenz Dr. Kristina Dumpfbacke Schröder regiert, deren Blödheit ihresgleichen sucht und unter anderem mit Auftritten glänzt wie diesem:

 

Stephie und Krisi haben viel gemeinsam
 

Barbie zu Guttenberg. Bild: tafkas, Lizenz: cc

Stephie und Krisi haben viel gemeinsam: Beide sind jung, dynamisch, erfolgsorientiert, ätzend, sehen aus wie Barbies Schwestern und stehen auf der falschen Seite. Beide geben sich einen pseudojugendlichen Anstrich, obwohl sie innerlich die 150 längst überschritten haben, und beide hätte ich zu Schulzeiten von der Raucherecke aus stumm gehasst. Egal, die eine ist genug gestraft mit dem Ehemann mit den vielen Vornamen, die andere mit ihrem Parteibuch. Beides gibt vermutlich nicht zu wenig Karmapunkteabzug. Das einzig Gute an ihnen: Sie sind weit weg.

Krisi Barbie. (Bild: Kristina Schröder)

Gar nicht weit weg sind leider die beiden jungen Studentinnen, die Stephie und Krisi erschreckend ähneln und welche die Zelte ihrer Wohngemeinschaft unter meiner Wohnung aufgeschlagen haben. Die beiden gehen mir nicht nur regelmäßig auf die Nerven, weil sie Anfang zwanzig sind und mich siezen, sondern auch, weil sie sich über Hottis und Lottis Fahrräder im Treppenhaus mokieren als wären sie meine eigene böse Vermieterinnenhexe, mir mit einer Selbstverständlichkeit, die keinen Widerspruch duldet, Filzaufkleber für meine Wohnzimmerstühle verordnen (ich habe Teppichboden) und drei freundliche Frühstückseinladungen zum Zwecke der Hausgemeinschaftsoptimierung meinerseits angewidert ausgeschlagen haben. Außerdem sei ich ihnen zu laut, also manchmal, also nachts, und das sei ihnen peinlich. Das Schlimmste an diesen Barbie Sisters aber ist, dass einen nach jeder Begegnung mit ihnen das Gefühl beschleicht, eine alte, vergammelte, ranzige, minderwertige, minderbemittelte, schlampige Asseltante zu sein, die sozialschmarotzt, ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt und ihre Existenzberechtigung lediglich aus der Barmherzigkeit und Gnade der Leistungsträger unserer Gesellschaft bezieht. Wie schaffen die das nur?

Fragt sich
die aktuelle

Gewidmet: Dear old Dr. Dirty Sprite

Sauna oder Geht doch heim!

Bild: Justinc, Lizenz: cc

Ihr, liebe nackte, knutschende und fummelnde Pärchen in der Sauna, die Ihr in öffentlichen Bädern und Fluren im Prinzip alles vollzieht außer den expliziten Geschlechtsverkehr, Ihr, geht doch bitte nach Hause, und zwar ganz schnell. Wenn ich sauniere, fußbade und whirlpoole, möchte ich weder mit kraulenden Händen auf haarigen Pobacken noch mit schweißüberströmten Körperverwicklungen auf Holzbänken oder anderen Live-Porno-Acts behelligt werden, und wenn Ihr noch so jung und knackig seid (bestenfalls).

Es dankt Euch herzlichst
die nacktuelle

WSDC

Als Kind hat man ihn noch voller Aufregung verfolgt. Er war eine ernstzunehmende Sache. Dafür hat man auch den endlosen Punktevergabemarathon durchgestanden. Und war am Ende fassungslos, wenn tatsächlich irgendein Schrott ( die Auswahl war ja immer reichlich ) den ersten Platz gemacht hat. Wir sprechen vom Grand Prix Eurovision! Auch wenn er bereits altbacken war, als ich noch mitfiebernd vor der Glotze hing ( also vor etwa 25 Jahren ) und die meisten Interpreten zugegebenermaßen soviel  künstlerische Faszination ausstrahlten wie eine Scheibe trockenes Brot –  muß man ihn deswegen gleich in einen Eurovision Song Contest umwandeln? Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn ganz abzuschaffen, anstatt die Qual zu vergrößern, allein die deutsche Auswahl über mehrere Termine in die Länge zu ziehen und den eigentlichen Contest aufzubauen wie das letzte Drittel einer Fußball-WM. Germanys next Topfmodel für alle! Gibt es irgendwas, das noch nicht gecastet, vercampt, eincontainert und zerdokusoapt wurde? Geht’s eigentlich noch irgendwie normal, ohne zuerst Aus- und dann Abschlachten? Wozu sollte sich jemand in eine Kiste mit Kakerlaken legen? Oder im Baggercamp vor laufender Kamera unter Beweis stellen, daß man sich jemand abgreifen kann, der gerade auch keine großen Ansprüche stellt. Und die wichtigste Frage bleibt ja, warum sollte sich das jemand ansehen?

Wunderbra möchte sich dieser Entwicklung auf den Grund gehen und startet deshalb den Smartest Doof Contest!

Bewirb Dich noch heute! Zeig uns, wie hohl Du bist! Und sei vielleicht schon morgen unser letzter Heuler!

Ma Baker

Neighbours

Ein Sondereinsatzkommando stürmt die Wohnung und reißt die Anlage auf. Bild: Stefán, Lizenz: cc

Heute ist Samstag. Ich habe einen perfiden Plan ausgetüftelt, wie ich Hotti und Lotti garantiert zum längeren Ausschlafen als 6 Uhr 30 bewegen kann. (Eins der unerklärlichen Kindernaturgesetze besteht darin, dass man sie unter der Woche um 6 Uhr 30 nicht aus dem Bett bekommt, während sie am Wochenende um exakt dieselbe Uhrzeit topfit durch die Wohnung springen.) Gestern Abend also ließ ich sie extra lange herumtoben, bis sie mich anflehten sie endlich ins Bett zu bringen. Ich ließ die Rollläden im Kinderzimmer herunter, um ewige Nacht vorzutäuschen, und das Flurlicht brennen, damit niemand wegen totaler Finsternis und etwaiger Monster, Räuber, Vogelspinnen oder Krokodile, die sich gerne in selbiger herumtreiben, in Panik ausbricht. Und um Mitternacht zerrte ich die jammernde Lotti aus ihrem Bett und aufs Klo, nur damit sie nicht nachts um drei Pipi muss. Danach legte ich mich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen und der Gewissheit, alles für einen wohlverdienten ausgedehnten Schlaf ohne Unterbrechungen gesorgt zu haben, zur Ruhe.

Schlafstörungen, Liebeskummer oder Dachschaden?
Um sechs Uhr morgens jagt ein Sondereinsatzkommando mit schweren Maschinengewehren die Treppen hoch und tritt unsere Wohnungstür ein. Sie spielen RELAX von Frankie goes to Hollywood im Wohnzimmer und reißen die Stereoanlage auf. Ich sitze senkrecht in meinem Bett. Mein neuer Nachbar! Er arbeitet nachts und schläft dafür nicht tags, offensichtlich auch am Wochenende. Das Problem: Unsere Schlafzimmer liegen nebeneinander und sind quasi nur durch eine Papierwand getrennt. Durch diese dröhnt jetzt Nineteen von Paul Hardcastle. Ein wilder Ritt durch die 80er beginnt, allerdings werden die Titel nur angespielt. Ich liege auf dem Rücken, die Arme unter dem Kopf verschränkt, und rate die Titel. Zwanzig Sekunden Miami Vice Theme folgen vier verschiedene Metalbands (erkenne ich nicht), danach First Time First Love, schließlich bleibt er hängen bei I Need A Hero. Den brauche ich auch und der geht dann rüber und lässt meinen Nachbarn seine eigene Anlage fressen. Ey, was hat der genommen?! Hat er Schlafstörungen, Liebeskummer oder einfach einen Knall?? Der hat die ganze Nacht gearbeitet, der muss doch müde sein, warum schläft der nicht?

Um sieben Uhr: Plötzliche Stille. Entweder er ist eingeschlafen oder zusammengebrochen. Ich bin hellwach. Ich stehe auf und gehe duschen. Hotti und Lotti schlafen friedlich. Einkaufszettel für Drogerie: Ohropax für mich, eine Zehnerpackung Hopfen-Baldrian-Dragees für meinen Nachbarn.

Mein Kind ist geiler als dein Kind

Wer kennt das nicht: Stolze Supereltern von kleinen Genies, deren Namen man nicht aussprechen kann, die schon als Baby mit Milchschaum der elterlichen Latte Macchiato vollgestopft und buchstäblich von kleinst auf mit hyperpädagogischen Förderprogrammen überfordert werden (Stichwort pränatale Sinologie-Kurse), Supermamas und Spitzenpapas von Wunderkindern, die sich mit „Themen“ beschäftigen (Das ist gerade Thema beim Robert.), zweisprachig erzogen werden, obwohl beide Elternteile deutsch sind und die einfach so viel geiler sind als all die anderen Deppenkinder dieser Erde. Hier das Lied für alle Eltern, Nichteltern und alle, die es werden bzw. bleiben wollen: Mein Kind ist geiler als dein Kind.