Gib mir 5!

5 gewinnt.

Hooray, Lotti ist 5! Das bedeutet einerseits, dass sie nun reifer, verständiger, selbstbewusster, frecher, widerspenstiger, bockiger und noch eigenwilliger ist als je zuvor; andererseits, dass es nur noch ca. 15 Jahre bis zu ihrem Auszug sind. Wenn man 5 wird, bekommt man einen Kindergeburtstag, und was für einen. Ich weiß nicht, was Lotti sich konkret vorstellte, als sie seit Ende November den Countdown bis zum Tag X runterzählte („Noch 32 Mal schlafen, noch 31 Mal schlafen, noch 30 Mal….“). Dass sie einen Abend vorher („Gell, Mama, nur noch EINMAL SCHLAFEN?!???!!!!“) nicht hyperventilierte, grenzt an ein Wunder.

Der Tag X ist da und fängt erstaunlich entspannt an. Zuerst kriechen Hotti und Lotti unter meine Decke zum Wachschnuckeln, dann gibt’s Bescherung, Hotti und ich schmettern „Heute kann es regnen, stürmen oder schnein“, Lotti strahlt rolfzuckowskimäßig wie der Sonnenschein, wir setzen die Geburtstagsqueen auf ihren mit Luftschlangen und Luftballons geschmückten Thron, diese packt Geschenke aus und ist im Rosaglitzermädchenglück (ein rosa Glitzerspiegel, ein rosa-lila Glitzereinhorn, eine rosa Glitzerperücke mit Blümchenhaarreif), alle stopfen noch im Schlafanzug Kuchen in sich rein. Später kommt der Hotti-Lotti-Papa, sogar fast pünktlich, bringt Muffins mit und verwandelt mit den beiden das Kinderzimmer in ein Girlanden-Luftballon-Luftschlangen-Paradies. Alles prima.

Ich setze „Schnaps“ auf meine innere Einkaufsliste

Und dann geht’s rund, die Gäste kommen, alle auf einmal, alle haben einen totalen Feiertagshaschmich, und kein Elternteil, das seinen Spross zwischen den Jahren bei mir abstellt, versäumt darauf hinzuweisen, wie großartig sie das finden, dass sie jetzt mal einen Nachmittag Pause haben und sie so unverhofft zum Shoppen / zum Friseur / zurück ins Bett gehen können. Juhu, ich komm‘ mit. Den Auftakt macht Paul, der in dem Moment, als er feststellt, dass seine Mutter das Geburtstagsgeschenk wieder mitgenommen hat, schlicht durchdreht. Auch als seine Mutter zwei Minuten später wieder auf der Matte steht, um das Geschenk abzuliefern, ist für Paul die Party gelaufen, er will heim und zwar sofort, und ich bange um meine Fensterscheiben. Währenddessen versucht ein Papa, sein Kind im Kinderzimmer bei den anderen Gästen zu parken, aber sein Kind will nicht, weil die anderen zu laut sind und das Kind eher leise. Nach langem Hin und Her kann der Papa gehen, und das Kind klebt nicht mehr an seiner Hand, sondern an meinem Bein. Nebenan flippen 7 überdrehte, feiertagsaufgestaute, mit Süßigkeiten vollgestopfte, partygeile Vorschulkinder komplett aus, ich bin froh, dass das Hochbett an der Wand festgeschraubt ist, und spiele mit dem Gedanken, einen Schnaps zu trinken, habe aber leider keinen da. Ich setze „Schnaps“ auf meine innere Einkaufsliste.

Und dann werfe ich mich todesmutig ins Auge des Kinderpartytornados, zwinge die Berserker zum Flaschendrehen und strukturierten Geschenkeauspacken, verfrachte sie an den Kuchentisch, wo sie sich mit noch mehr Süßbapp vollstopfen, verbinde ihnen die Augen, drücke ihnen Kochlöffel in die Hand und zwinge sie auf den Boden: „LOS, TOPF SUCHEN, ALLE HELFEN MIT, WÄRMER, WÄRMER, KÄLTER, WÄRMER, HEEEEI???, JAAAAA!!!! LOS UND DER NÄCHSTE, HOPP!!!“ Das ist der Punkt, wo Hotti sich langweilt, nur noch doof im Weg rumsteht und ich sie entnervt in ihr Zimmer schicke, woraufhin das Geburtstagskind anfängt zu heulen und sagt, was das für ein blöder Geburtstag ist, und so hätte sie sich das alles überhaupt nicht vorgestellt. Innerlich kippe ich einen zweiten, dritten und vierten Schnaps. Und atmen. Unerwartet interveniert plötzlich der Hotti-Lotti-Papa und sediert für ein paar Minuten den ganzen Haufen mit seinem Phlegma und den neuen Plemo-Spielsachen.

Dann noch Schatzsuche in der eigenen Wohnung (und alle so yeah), Brezeln, und der Spuk ist vorbei, die Meute wird abgeholt, meine Hülle sinkt auf dem Küchenstuhl in sich zusammen. Für den nächsten Kinderwahnsinn notiere ich: 1. Auswandern in ein Kinder-Hüpf-und-Kreisch-Center. 2. Schnaps, viel.

Black Attack oder Herzgrippe III

In gewisser Hinsicht war 2010 das Jahr der großen Herzenslektionen. Nach Herzgrippe I (Sich verlieben) und Herzgrippe II (Sich aus Verliebtheit zum Deppen machen) schließen wir an dieser Stelle unsere launige Reihe folgerichtig mit Herzgrippe III (Vor die Hunde gehen vor Liebeskummer).

Eigentlich ist alles unerträglich

Man will seine Ruhe und auf keinen Fall alleine sein. Man möchte niemanden hören und sehen und befürchtet in den eigenen vier Wänden durchzudrehen. Man erträgt keine Stille, man erträgt keine anderen Leute und das Fernsehprogramm erträgt man auch nicht. Eigentlich erträgt man gar nichts. Man will keine Dramen sehen, Happy Ends noch viel weniger. Was man aber überhaupt nicht sehen will, sind Pärchen, erst recht keine glücklichen (streitende gehen gerade noch). Der selektiven Wahrnehmung entsprechend scheint die Welt allerdings nur noch aus strahlenden Katalogfamilien zu bestehen, wo die Rama-Frau morgens mit dem Fahrrad das Frühstück in den Garten fährt und auch ansonsten alles super läuft, so dass man selbst sich vorkommt wie der letzte Depp im Universum, der keine Beziehung auf die Reihe bekommt: Eine Aussätzige.

Man möchte niemandem unter die Augen treten. Man möchte zurück ins Tragetuch und eine Mama, die „Eiei“ macht und „Heileheilesegen“ singt. Man möchte schlafen, und zwar so lange, bis bitte endlich alles vorbei und wieder gut ist. Das Problem: Man kann nicht schlafen. Man möchte sich morgens um 7 ein Bier aufmachen und ein zweites gleich um 8. Man möchte saufen, heulen, zähneklappern. Mittleres tut man gerne, oft und unvermittelt, wenn man nicht gerade wie versteinert vor sich hinstarrt. Den Versuch an normalen Unterhaltungen zu partizipieren braucht man gar nicht erst zu unternehmen. Richtig super wird das Ganze gekoppelt mit einem ordentlichen Weihnachtsblues und der prämenstruellen Depressionsvorhölle – eine echte Traumkombination.

„Reanimieren!!“

Die Hoffnung, dass das eigene Herz sich möglicherweise eines schönen Tages nicht mehr anfühlen könnte wie gepfählt und tiefgefroren, existiert nicht. Stattdessen möchte man sein Herz in die Notaufnahme des städtischen Krankenhauses fahren und den Sanis ein panisches „Reanimieren!!“ zukreischen. Draußen ist Weiße Weihnacht und die Welt ist schwarz.

Sehr verbunden bin ich gegen Jahresende der ansonsten recht seltsamen neuen Synthiepoptruppe Hurts aus Großbritannien, die mir mit ihrem aktuellen Weihnachtsdepressionshit All I Want For Christmas Is New Year’s Day nicht mehr aus der Seele sprechen könnte: Happiness has never felt so far away.

die aktuelle

Joy to the world

So, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist soweit: Da ist er, der Heilige Morgen, und da ich den zum ersten Mal in meinem jungen Leben allein verbringe, habe ich hinreichend Zeit, um ihn entspannt dokumentieren und allen Menschen dieses Internets Friede auf Erden wünschen zu können. Denkt dran, es ist das Fest der Liebe, nehmt Euch zusammen!

Habe gerade einen Spam-Kommentar zu „Hysterische Weihnachten“ aus der Wunderbra-Warteschleife gefischt, der geht so: „Toller Beitrag. Ich habe einige Gedankenanstöße dadurch bekommen.“ Lieber linua667@gmx.net, das freut mich natürlich sehr, wenn ich Ihnen in Sachen Weihnachtshysterie ein bisschen auf die Sprünge helfen konnte! Gerne wieder.

Dann bin ich noch über die Twitter-is-down-Meldung gestolpert, die mich mit den Worten tröstet: „Es ist ein technischer Fehler aufgetreten. Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit – wir lösen das Problem und alles wird bald wieder seine Richtigkeit haben.“ Wie geil, das wünsche ich mir für mein analoges Leben auch. Wäre es nicht fantastisch, wenn im Real Life Banner mit der Aufschrift „Wir lösen dein Problem und alles wird bald wieder seine Richtigkeit haben!“ mit Segelflugzeugen durch die Luft gezogen oder von Postboten in Telegrammform an unseren Haustüren abgegeben würden, wenn etwas schief läuft, was ja hin und wieder doch mal vorkommt? Eine weitere Geschäftsidee…

Der Zustand ist stabil und ich muss nicht in die Kirche

Ansonsten: Der Zustand ist stabil, der Weihnachtskuchen für die Feier bei Ma Baker und Wutbürger (alias EDV-Schnucki, aber so will er nicht mehr genannt werden) gebacken, die Augen beglitzert, jetzt muss ich mich nur noch todesmutig mit 1 Million anderen Wutbürgern im Supermarkt meines Vertrauens um Himbeeren, Waffelröllchen und ein Gesellschaftsspiel prügeln. Das ist überschaubar. Und ich muss nicht in die Kirche!!

Zwischenfazit: Weihnachten ohne Familie ist nicht so schlecht wie ich dachte. Zumindest muss ich mir keinen Kopf machen, dass sich unter meiner Nordmanntanne irgendwelche Omas in die Haare bekommen, weil sie sich eifersüchtig um die Gunst der Enkel behaken. Und ich muss mich auch nicht über Tante Gisela aufregen, die den ganzen Abend das Elend der Welt anprangert, oder über Onkel Hubert, der sich erst die Hucke vollsäuft, um dann den ganzen Abend lang sexistische Witze zu erzählen. Und das Problem mit Trashgeschenken von irgendwelchen Schwiegermüttern in Form von Tweety-Nachthemden in Kindergröße oder geschmackvollen Buchstützen, die mehr Raum einnehmen als die Bücher selbst, stellt sich erst gar nicht.

Zu Weihnachten bekommt Ihr von mir dieses Jahr nicht nur diesen wundervollen Blogbeitrag, sondern auch eine ganz fantastische – und wesentlich authentischere – „Last Christmas“-Version einer AC/DC-Cover-Band namens Riff/Raff – endlich ist dieses Lied wieder hörbar!

Euch allen out there: Fröhlische Weihnachten!

Hysterische Weihnachten!

Die Nerven liegen blank. Nikolausfressen hilft.

Ok, 48 Stunden vorm Showdown und die Nerven liegen blank. Während andere sich über das Festtagsmenü in die Haare kriegen („ICH wollte den Nachtisch machen!! Immer musst Du Dich in den Mittelpunkt drängeln!!!“), sich im Supermarkt um die letzten frischen Fische schlagen und sich Konserven aus den Händen reißen, rast Hotti schrille Töne ausstoßend durch die Wohnung und kreischt: „DIE GESCHENKE FÜR DEN PAPA SIND NOCH NICHT FEEEERTIIIIIIG!!!!!“. Lotti steigert sich beim Baumschmücken in einen Opferfilm hinein, weil sie „ALLES alleine“ machen muss („KEINER hilft mir!!“) und ich drohe in einer sich spontan materialisierenden Festtagsdepression zu versinken, die mir weismachen will, dass ich der einzige Mensch in der christlichen Galaxie sein werde, der über die Hoch- und Heiligtage nicht in einer Pärchen- oder Familienblase verschwindet („Ich bin SOOOO ALLEIN!!“), weil ich kinderfrei habe und ich Weihnachten eigentlich mit meinem Liebsten verbringen wollte, was jetzt allerdings Geschichte ist, weswegen ich netterweise zu Ma Baker und EDV-Schnucki eingeladen bin und dort eigentlich für den Nachtisch sorgen sollte, was mir aber, wie gesagt, von jemandem abgeluchst wurde.

Ich werfe mir ein: Ignatia D6 (gegen Liebeskummer), Sepia D12 (gegen Aggressionen), Rescuetrofen (als Hyperventilationsprophylaxe), drei Alnatura-Marzipantaler (geil) und schreibe mit zittrigen Fingern eine SMS an Ma Baker, sie möge mich bitte daran erinnern, dass das nur ein GANZ NORMALES WOCHENENDE sei und dass auch dieses vorübergehe. Ma schreibt zurück: „Hallo Vorhöllenaktuelle, es ist nur ein Tag und wir verbringen Zeit mit Essen, Trinken und Glitzern! Hohoho!“ Das beruhigt, gibt Stabilität und Sicherheit, Halt und Hoffnung. Mittlerweile fangen auch die Drogen an zu wirken. Gemeinsam richten Ma und ich eine exklusive Weihnachtsselbsthilfegruppenhotline ein (aktiv aus der Krise!), um die jeweils andere vorm psychischen Untergang zu bewahren. Darüber hinaus organisieren wir hysterische Partyspielchen für den Heiligen Abend (z.B. eine „Was war Dein schlimmstes Weihnachten“-Scharade), EDV-Schnucki möchte mit dem Nachtischklauer lieber Adorno lesen. Sollen sie. Wir werden uns nicht streiten. Wir werden uns alle vertragen, essen, trinken, unglaublich harmonisch sein und glitzern. Es steht wieder mal vor der Tür: Weihnachten. Sing Hallelujah!

santa aktuella

Wunschzettel II

Da Hotti und Lotti mich nicht nur haben ausschlafen lassen (abgesehen davon, dass sie um 7 Uhr auf Zehenspitzen zu meinem Bett geschlichen sind, um mir ganz vorsichtig ins Gesicht zu flüstern: „Mamaaaaa, wo ist die Schnur von meinem Baaademaaaaantellll?“), sondern auch seit geraumer Zeit ihre Barbies an- und ausziehen und Glitzernikoläuse in Serie herstellen, konnte ich heute Morgen ungestört meinen eigenen Wunschrecherchen nachgehen. Und nun, dear Ladies and Gentlemen, ist es so weit, wie lange haben wir auf diesen Augenblick gewartet, und hier ist er, we proudly present: den Wunschzettel der aktuellen. Dabei herausgekommen ist ein wildes Medley, das in etwa meine momentane Verfassung widerspiegelt.

Ok, wir müssen leider kurz unterbrechen, ich bekomme von Hotti gerade einen weiteren Glitzernikolaus geschenkt, den es entsprechend zu würdigen gilt, und Lotti vermisst ihre 297. gerade gebogene Büroklammer, die sie zum Aufstechen ihrer zugeklebten Kleberflasche benötigt. Abgesehen davon langweilt sich Hotti gerade zu Tode, weil sie niemanden ihrer Klassenkameraden auftreiben kann, aber Besuch haben will, während Lotti den Boden um meinen Schreibtisch herum mit Überraschungseikrümeln übersät. Überraschung. So, und jetzt ist den beiden eingefallen, dass ihr Papa heute Geburtstag hat und sie ihm deswegen am Telefon ein Ständchen bringen wollen. Aber nicht irgendeines. Deswegen haben sie jetzt alle Liederbücher dieser Welt – vor meinem Schreibtisch – ausgebreitet und singen jetzt mal alles an, was sie so kennen und nicht kennen. Jetzt ist die Schokolade vom Ü-Ei aufgefressen, daher muss ich nur eben ganz kurz das gelbe Plastikding aufmachen, heraus kommt eine Schildkröte, zum Glück ist sie schon fertig und ich muss ihr nicht noch die Beine in den Panzer stecken. Und jetzt sind sie neugierig geworden, was ich da eigentlich mache, so dass ich ihnen kurz erkläre, dass ich sie gerade ins Internet stelle. Lotti kreischt: „Nein, Du sollst uns nicht ins Internet stecken!“ Vielleicht ist das die schwarze Weihnachtspädagogik des digitalen Zeitalters: Statt zu drohen „Wenn Du nicht mit xy aufhörst, kommt Knecht Ruprecht mit der Rute / bringt das Christkind nur Kartoffeln!“ kommt man den Kindern von heute mit „Wenn Du nicht Dein Kinderzimmer aufräumst, steck‘ ich Dich ins Internet! Oder ins Kindermedienland.“

Was zu beweisen war. Genau deswegen weiß ich nicht, was ich mir wünschen soll. Also nochmal von vorne:

„Liebes Christkind!
Ich wünsche mir dieses Jahr zu Weihnachten:

eine Haushaltshilfe (Perle)
eine Glitzerstrumpfhose
alle Staffeln von Scrubs
alle Staffeln von Sex and the City
alle Staffeln von Scrubs and the City
Drei Nüsse für Aschenbrödel-DVD
keine Bücher
Kinder, die nicht riechen, wenn man sich 5 Minuten ausklinken will und ganz viele Pralinen (von Reber)

Ich war meistens brav und kann auch ein Gedicht.
Deine
aktuelle (35 Jahre alt)“

Oh, da liegen ja ein Lebkuchen und ein Schokoherz auf meinem Schreibtisch, die haben wohl die Weihnachtswichtel hier platziert… Man bekommt ja so viel zurück!

Wunschzettel

Wieso fragt mich dieses Jahr eigentlich niemand, was ich mir zu Weihnachten wünsche? Abgesehen davon, dass das diesjährige Weihnachtsfest bereits so was von gelaufen ist, bevor es auch nur in Ansätzen angefangen hat (so früh war ich noch nie dran), und mir außer innerem Gleichgewicht und dass bald Januar ist, eh nichts einfällt, wäre es wenigstens nett, mich nach meinem Wunschzettel zu fragen (WESSEN Wunschzettel?). Stattdessen wollen alle wissen, was Hotti und Lotti sich vom Christkind erwarten. Gut, wenn das so viel interessanter ist, hier die Wünsche meiner Kinder:

„Fürs Christkind von Lotti (4 Jahre):
Barbyauto
Barbyhaus
Plemobil
Kuschelhund“

Dazu muss man sich eine Zeichnung mit einem fetten Engel, einem fetten Barbyauto, einem grinsenden Plemo-Zombie und einer zerfledderten grauen Ratte vorstellen.

Hotti (7 Jahre) ist noch nicht so weit, sie feilt noch an ihren Wünschen, da sie sich, ganz ihrem Aszendenten Waage entsprechend, wieder mal nicht entscheiden kann. Plemobil oder ein Wollkleid oder große Kissen oder doch lieber nur Plemo? Mh. Auf jeden Fall „ganz viel Marzipan“. Platz gemacht haben sie auch schon, die Bauklötze, das Bobbycar und der Kaufladen sind rausgeflogen und im regionalen Kinderflohmarkt verscherbelt. Man kann Kindern nicht früh genug das Tauschprinzip nahebringen (ganz zu schweigen natürlich vom Aspekt der frühkindlichen Kapitalismuserziehung). Dieses Jahr keinen Weltfrieden (Lotti: „Ich schaff’s ja nicht mal mich nicht mit Lotti zu streiten, da brauch‘ ich mir auch keinen Weltfrieden wünschen.“) und keine Glitzerstrumpfhosen („Aus dem Alter bin ich raus.“). Vielleicht sollte ich mir dieses Jahr Glitzerstrumpfhosen wünschen, aus dem Alter für Weltfriedenswünsche bin ich schließlich raus. Ansonsten bekommen sie von meiner Seite aus Bobs, die ich seit zwei Wochen im Kofferraum mit mir herumfahre, damit die lieben Kleinen ihre Geschenke nicht schon wieder vorzeitig im Keller entdecken und damit auf allen Seiten Psychodramen auslösen. Und Bücher. Was das Christkind schenkt, ist sein Problem.

Sollten mir noch Wünsche für mich einfallen (für WEN??), lasse ich es dich, werte Fangemeinde, als erste wissen.

P.S.: Hier noch ein heißer Tipp für Heilig Abend: Der Feierabend (III) von Vera Henkel.

die aktuelle

Frohes Fest

Wenn es mit dem Liebsten, zumal in der Vorweihnachtszeit, in die Hecke geht, bietet das hinreichend Anlass für grenzenloses Selbstmitleid, exzessive Endzeitgedanken und eine gepflegte Depression. Vor allem möchte man sich übergeben, wird man unfreiwilliger Zeuge von Gesprächen über die kommenden Feiertage, die sich vor einem aufbäumen wie die Riesenschlange vorm Zwergkaninchen. Aber man muss ja nicht gleich alles so schwarz sehen, schließlich wohnt ja jedem Ende ein Zauber inne, oder war es der Anfang? Und endlich hat man ja vor allem auch wieder eins: Zeit, vor allem abends.

Endlich kann man abends wieder nach Strich und Faden Formulare ausfüllen und mehr als fristgerecht einreichen, Zeitschriften lesen, die man sich im Frühling gekauft hatte, weil es darin um die große Liebe ging, stundenlang Löcher in die Luft starren, Däumchen drehen, nach Herzenslust Zeit im Internet vergeuden oder selbstreferenziell über das eigene Elend bloggen. Hat man darüber hinaus noch ein paar handfeste Ordnungs- und Sortierneurosen, hat man gewonnen. Endlich kommt man mal wieder dazu, bis in die Puppen Stecknadeln im Nadelkissen nach Farbe und Teebeutel nach Farben, Geschmack oder Koffeingehalt zu sortieren. Man kann in Ruhe neue Klingen an die Spitzer der Kinder schrauben, deren 2193 Buntstifte sauber anspitzen, überprüfen, ob sich noch genügend Frostschutzwasser im Wischwassertank befindet und der Telefonstecker richtig in der Buchse sitzt, Listen schreiben oder auch mal wieder ganz gechillt die Unterlagen von der Krankenkasse durchsehen. Wahlweise auch die der Autoversicherung. Man kann das Telefonbuch lesen und früh schlafen gehen.

Hat man zudem in den vorangegangenen Monaten sein Sozialleben sträflichst vernachlässigt, droht auch nicht die Gefahr von anrufenden Freundinnen belästigt zu werden. Man kann entspannt vor sich hingammeln und froh sein, dass man Kinder hat, die einen davor bewahren, in der eigenen Wohnung zu Staub zu zerfallen.

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