Horrorskop vom 31. August – 4. September

Trarira, der Spätsommer wäre jetzt dann VOLL da. Und damit auch Lady Blabla, die sich nach diversen kosmisch-karmischen Irrungen, Wirrungen und Verstrickungen in entlegensten Galaxien sowie einigen Wochen VOLL härtester Kinderbespaßung endlich wieder in unserem Universum eingefunden hat. Zumindest äußerlich, dafür aber schon VOLL an einem Mittwoch. Mitgebracht von ihren Abenteuern hat sie neben der Erkenntnis, dass es beim Ziegenbock VOLL keine Milch gibt und Familien VOLL Naturereignisse der dritten Art sind, eine nagelneue Glitzerglaskugel – Barbie würde VOLL blass vor Neid. Und Ken erst!


Widder: Sie können den Staubsauger jetzt wieder vom Balkon reinholen. Nach zehn Tagen im Staubsaugerbeutel dürfte die Monsterspinne VOLL tot sein.


Stier: 10, 9, 8, 7, 6… Nein, Sie zählen nicht Schäfchen auf der Alb, sondern die Tage im Irrenhaus. Und die sind VOLL gezählt, und dann sind Sie Freifrau von und zu Sowasvon. Und wieder Ersti, das macht Sie um Jahre jünger.


Zwilling: Sie oszillieren zwischen Maschinengewehr und Motorsäge und können sich VOLL nicht entscheiden. Oder doch lieber die Machete? Irgendwas mit M. Medien?


Krebs: Sie hatten mir da mal ein sehr attraktives Angebot gemacht, dass ich aus persönlichem Ehrgeiz leider ausschlagen musste. Ich hätte da jetzt dieses andere Problemchen ohne persönlichen Ehrgeiz. Wären Sie VOLL so frei..?


Löwe: Ihre Mutter hat Sie vor die Tür gesetzt, dabei sind Sie doch erst zwanzig. Nur wegen der Küsche. VOLL ungerecht. Naja, kriegen Sie mal Kinder.


Jungfrau: Auch Sie sind mit so einer VOLL ungerechten Mutter geschlagen. Aber wer hat Ihnen eigentlich erzählt, dass die Welt gerecht sei? Attac?


Waage: Ein unbequemes Sofa, auf dem man nicht mal diagonal übernachten kann, wartet VOLL auf Sie. Und die aktuelle. Wie lange wollen Sie beide noch warten lassen?


Skorpion: Vom Urlaub gut erholt schlagen Sie hart im Büro auf. Dort ist alles wie immer. VOLL auf einem guten Weg.


Schütze: Sie lösen das Problem VOLL anders und schlagen erst gar nicht im Büro auf. Warum auch?


Steinbock: Sie sind stur bis zur Blödheit. Zur Strafe gehen Sie zurück in den Kindergarten. Mit ein bisschen Glück holt Ihr Papa Sie dort abends wieder ab. Wenn er nicht so VOLL ungerecht ist wie Ihre Mutter.


Wassermann: In welchen Sphären treiben Sie sich denn so rum? Wenn Sie mal an der Grünen Hölle vorbeischweben, bekommen Sie dort sogar ein Käffchen. Echt bio. Und VOLL fair.


Fische: Fische, wissenschaftlich Pisces (von lateinisch piscis = Fisch), ist eine VOLL verbreitete Bezeichnung für wechselwarme, immer oder fast immer im Wasser lebende Wirbeltiere. Sagt die Wikipedia. Und die muss es ja wissen.

Einen VOLL bezaubernden Wochenausklang (heute schon an morgen denken) wünscht
Lady Blabla

Won for you, Won for me

 
Da die ewig erholungsbedürftige Wunderbraredaktion sich natürlich nicht mit derart popeligen Kraftplätzen wie dem Georgenberg zufrieden gibt (ich beantrage an dieser Stelle die Umbenennung in Urselberg, die ihn uns schließlich in ihrem Spiriwanderführer als Ort der Auramassage verkauft hat), erobern Ma Baker und die aktuelle im Anschluss nicht nur den Wackerstein, nein, sondern auch noch gleich das Won, unter anderem, weil mir am Wackerstein aufgrund altersbedingt zunehmender Höhenangst schlecht wird und weil das Won im Spiri-Ursel-Buch als weiterer Ort der Kraft und Sammlung angepriesen wird. Vielleicht finden wir ja hier, wenn auch keine Kaffee kochenden Druiden, so doch Ruhe und Einklang. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Der Berg ruft, Schafe blöken

 
Mit Won meine ich im Übrigen nicht das World Opponent Network, ein „Client-Server-Netzwerk für Multiplayer-Spiele von Spielen des Publishers Sierra Entertainment“, und auch nicht die süd- oder nordkoreanische Währung, sondern eine entzückende sanfte Hügelwiese mit Blick auf die Schwäbische Albhochfläche, genau das richtige also für geschundene Irrenhausschwestern- und Alleinerziehendeberufstätigemutterseelen wie uns. Juhu, denken wir, der Berg ruft, nix wie rauf, ab auf die wasserdichte Picknickdecke, abflacken, Schokokekse essen. Auf dem Weg nach oben kommt uns eine Herde Schafe entgegen, auch sie brauchten wohl etwas Sammlung und Erbauung, haben jetzt aber genug und gehen gerade. Oben angekommen entrollen wir unsere Decke, entrollen uns darauf, stopfen uns mit Keksen voll und schließen entspannt die Augen. In der Ferne hören wir das leise Blöken der Schafherde, das sich immer weiter im Wald verliert. Die Alb, ein Idyll.

Eine Schafphalanx materialisiert sich aus dem Nichts

 
Zwanzig Minuten später stößt mir Ma Baker aufgeregt ihren Zeigefinger in den Oberarm. „Du, aktuelle„, haucht sie, „schau mal!“ Als ich mich unwillig hochrolle und die Augen aufschlage, starre ich in zweihundert Augenpaare, die wiederum mich anstarren. In etwa zehn Metern Entfernung hat sich eine Schafphalanx aus dem Nichts materialisert, die uns fixiert und sich ebenso lautlos wie unaufhaltsam den Berg hinauf schiebt. Ich überlege kurz, was der Edeka neuerdings für Kekse verkauft, und starre ungläubig erst die Schafe an und dann Ma. Die starrt zurück, und nach eingehender Beratung einigen wir uns auf die passive Defensive. Die Schaffront dagegen hat sich für die aktive Offensive entschieden, sie rückt geschlossen näher und beginnt, einen Kreis um uns zu bilden. Zwei Meter vor unserer Decke bleibt die Huftiere stehen. Dort scheinen sie ihre Sprache wiedergefunden zu haben, sie blöken und starren. Und blöken. Und starren. Und blöken. Ma und ich schwanken zwischen Hysterie und Scheiße-warum-haben-wir-keine-Kamera-dabei-wären-wir-Jungs-hätten-wir-sogar-mobiles-Internet-das-glaubt-uns-doch-kein-Mensch und starren zurück. Und blöken.

Das Kollektiv umspült unsere Picknickdecke

 
Albtips.de schreibt über das Won: „Es lohnt sich, zum höchsten Punkt der Wiese hinaufzugehen, denn von dort hat man einen herrlichen Rumdumblick vom Wackerstein bis hin zum Lichtenstein.“ Möglicherweise haben die Schafe mobiles Internet und wollten endlich mal vom Gipfel aus den herrlichen Panoramablick genießen, und jetzt liegen wir ihnen im Weg und sie wissen nicht so recht, wie weiter. Vielleicht wollen sie auch nur unsere Schokokekse, sie wirken unentschlossen. Nach einer gefühlten Ewigkeit stampft schließlich die Schafchefin zweimal energisch mit dem Huf auf, blökt und gibt damit das Kommando zur weiteren Wonbesteigung. Das Kollektiv setzt sich in Bewegung, umspült unsere Decke, glotzt, blökt, spült an uns vorbei und erreicht schließlich den Gipfel. Heureka. Was für ein Stress für alle Beteiligten, darauf ein paar Kekse und Kippen für uns, Gras und Magerblumen für die Schafe und etwas Wonlicht für eventuell vorhandene Elementargeister.

 
Um das Ganze abzukürzen: Zwanzig Minuten später spielt sich alles von vorne ab, nur umgekehrt. Die Schafe spülen die sanfte Hügelwiese wieder hinunter, blöken, starren, blöken, starren, bis sie nach weiteren dreißig Minuten das Fußende des Berges erreicht haben. „Schafgezeiten“, meint Ma. Fragend schaue ich sie an. „Na ja“, meint sie, „Schafflut, Schafebbe, sie spülen rauf, sie spülen runter.“ Das ist natürlich eine Möglichkeit, aber wechseln die Mondphasen am Won so schnell? Oder haben Schafe eine andere Zeitrechnung? Und was war in den Keksen? Als die nächste Schafflut den Berg heraufrollt, packen wir zügig unsere Sachen und verlassen den geheimen Kraftort der Schafe.
 

Kraftplatzen für Anfänger

Die ewig erholungsbedürftige Wunderbraredaktion machte sich letzten Donnerstag zum Zwecke von Erkundung, harmloser Horizonterweiterung und vor allem Entspannung auf Richtung schwäbische Alb. Weil bei uns isses ja soo scheee, des denkt mer garnet! Natürlich will man an so einem Tag dann auch keine halben Sachen machen und so entdeckten wir im Wanderführer den Georgenberg in Pfullingen – ein ehemaliger Vulkan, angepriesen als Ort der Kraft und Stille, trotzdem die feurige Energie von Mutter Erde immernoch im Anschlag, ideal für Entscheidungfindung und Innenschau – und wahrscheinlich kann er auch Kaffekochen und Füße massieren. Derartig angefixt machten wir uns mit entsprechend hohen Erwartungen auf den Weg. Nach ein bißchen Gegurke Albtrauf rauf und wieder runter hatten wir den Georgenberg dann gefunden, und er ist nun mal verglichen mit dem Gehügel ringsrum ein bißchen putzig geraten. Aber jetzt waren wir schon mal da. Der Weg durch leidlich hübsche Schrebergärten trug nun auch nicht unbedingt zu unserer Horizonterweiterung bei. Wir hatten schon gehofft, an so einem Platz von einem Druiden hereingebeten zu werden – oder wenigstens auf ein paar Spalier stehende Elementargeister. Ein paar wirklich schöne Baumriesen verhinderten, daß wir auf halbem Weg kehrtmachten. Wird ja vielleicht noch! Immer wieder warfen wir uns verstohlene Blicke zu, begleitet von der stummen Frage: Spürst du schon was? Ein bißchen Frieden oder ein kleines Kräftchen? Kaffee? Ja, hätt ich auch gern. Als wir oben auf das Plateau traten waren wir bereit, der ganzen Sache nochmal eine richtige Chance zu geben. Wir postierten uns auf dem Gipfel, bereit, all die feurige Energie der Erdmutter in uns aufzunehmen, alle Entscheidungen zu fällen, die es jemals in unserem Leben zu fällen gab und geben würde, bereit für unser Innerstes, bereit für Zauberkaffee und Auramassage. Wir hörten ein dumpfes Rumoren, das schnell näher kam. Es passiert was, jubelten wir innerlich und im nächsten Moment fielen mehrere Schwärme ziemlich feuriger Schmeißfliegen über uns her und trieben uns in einer Mischung aus Ekel und Panik wieder den Hang hinunter.
Bis heute diskutieren wir hartnäckig darüber, welche von uns beiden mit ihrem miesen Karma diesen göttlichen Moment ruiniert hat.

Ma Baker

Stresstest Sommerferien

Sommerferien sind, ebenso wie ein Großbahnhof, nichts für schwache Nerven. Nicht allein deswegen, weil diese üblicherweise sechs Wochen dauern, einer als orthodoxen Arbeitnehmerin aber lediglich sechs Wochen Gesamturlaub pro Jahr zur Verfügung stehen, es kinderbetreuungsmäßig jedoch noch weitere sechs Wochen Schulferien (Herbst, Winter, Fasching, Ostern, Pfingsten) zu bestreiten gilt, einer also nach Adam Riese sechs Wochen Urlaub fehlen. Ein gordischer Knoten, der jedes Jahr aufs neue vor elterlichen Türen steht, und den der super Kapitalismus trotz seiner Allmächtigkeit, Herrlichkeit und Heiligkeit bis jetzt nicht gelöst hat. Schade, aber egal, nur ein weiteres weites Feld.

Im August nach Anatolien

Dieses Jahr haben der Hotti-Lotti-Papa und ich uns dafür entschieden, die schönste Zeit des Jahres betreuungsmäßig exakt in zwei Hälften aufzuteilen: Drei Wochen sind die lieben Kleinen bei mir, drei Wochen bei ihm. Nicht weil wir so wahnsinnig innovativ sind und wir uns nicht jedes Jahr mit dem gleichen Betreuungsmodell langweilen wollen, nein, sondern weil der HPL die ersten drei Wochen zum Arbeiten nach Südostanatolien will. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen und wirken. Prima, denke ich, dann melde ich Hotti und Lotti dieses Jahr doch gleich beide im Adlernest an, dem lokalen und von der evangelischen Kirche gesponserten Waldheim, wo die Kinder von morgens bis abends ohne elterliche Sorge und Ermahnungen basteln, schreien, toben, werkeln, Spaghetti mit Tomatensoße ohne Hände essen und sich die Rippen brechen können. Von morgens bis abends allerdings nur, sofern die Kinder das hohe Alter von sechs Jahren erreicht haben, Fünfjährige dürfen zwar immerhin partizipieren, aber nur in der Halbtagsgruppe, die geht dann bis um 13 Uhr, und die Eltern müssen sie täglich abholen.

3,5 Stunden für die Selbstverwirklichung: VOLL ungerecht

Egal, denke ich, Supersache, beide anmelden, parallel Urlaub haben, da habe ich ja morgens satte 3,5 Stunden, in denen ich mich total erholen, entspannen und selbst verwirklichen sowie voll die Sachen auf die Reihe bekommen kann wie z.B. joggen, schwimmen, gärtnern, Käffchen trinken, die Reste vom Umzug beseitigen, Geldanträge stellen, putzen, waschen, einkaufen und pausenlos Blogartikel ausspucken. Mittags hole ich dann total entspannt mein fünfjähriges Halbtagskind aus dem Adlernest und bespaße es als total entspannte Supermami mit pädagogisch wertvollen Dingen wie Basteln, Vorlesen und Eis essen, bis die Große aus der Ganztagsgruppe abends schlammverschmiert aus dem Bus fällt. HA!

Ideal und Wirklichkeit, Hirnfurz und Alltag

An meinem letzten Arbeitstag zähle ich die Minuten, bis endlich die gemeinsamen Ferien mit den Kindern anfangen. Strahlend nehme ich sie abends beim HPL in Empfang, wünsche ihm eine gute Reise nach Südostanatolien und breche auf in eine glorreiche Ferienzukunft. Nach zwanzig Minuten allein zu Hause mit Hotti und Lotti möchte ich zurück ins Büro. Hotti: „Mama, die Lotti hat meinen lila Glitzer VOLL alle gemacht, OHNE zu fragen!!!“ Lotti: „Ich HAB‘ halt keinen Glitzer, und die Hotti hat VOLL viel und…“ die aktuelle: „Aber Kinder, ihr könnt den Glitzer doch TEILEN, und morgen hole ich neu…“ Hotti: „Mama, das ist VOLL ungerecht, IMMER hältst Du zu Lotti, und NIE zu mir, das ist SO GEMEIN!!“ die aktuelle: „Schaut mal, ich hab‘ Abendessen gem…“ Hotti und Lotti: „Wir haben keinen Hunger.“ Lotti: „Ich will fernsehen.“ Hotti: „Kann ich wen anrufen?“ Theorie und Praxis, Ideal und Wirklichkeit, Hirnfurz und Alltag.

Große, fette Spinnen im Haustürschlüsselloch

Die Nachmittage mit Lotti alleine gestalten sich ähnlich unideal, nach jedem Vormittag mit 300 anderen Kindern ist sie zwar kurz vorm social Overkill und reif für einen fünfstündigen Mittagsschlaf (finde ich), braucht aber zu Hause angekommen sofort mindestens drei Verabredungen (findet sie). Vorlesen ist was für Babies (außer Prinzessinnengeschichten), Blümchen pflanzen öde („Na gut, Mama, wenn Dir langweilig ist, kann ich Dir dabei helfen.“), Barbie-Spielen will ich nicht („Ich wär‘ halt die schöne Glitzerbraut, und Du wärst dann halt Ken.“) und Eis essen ist auch keine Nachmittag füllende Veranstaltung. Ansonsten ist es „VOLL ungerecht“, dass Hotti den ganzen Tag im Adlernest bleiben darf, und Lotti nicht, und wann sind endlich die nächsten Sommerferien, wenn sie dann sechs ist?? Ich pflichte ihr bei und verweise sie auf die evangelische Kirche, die für derartige Zustände verantwortlich zeichnet.

Und sogar die Nächte sind dermaßen unentspannt, dass ich anfange, die Tage bis zu HPLs Rückkehr (maximal 15) und die Jahre bis zu Lottis Auszug (ebenfalls maximal 15) zu zählen. Hotti kreischt, weil nachts eine Wespe über ihren Hals kriecht. Bei Licht ist die Wespe eine Mücke, aber egal, das hindert Lotti nicht daran, nachts um zwei hysterisch die sofortige Schließung sämtlicher Wohnungsfenster und -türen einzufordern („Kommen Mücken auch durchs Haustürschlüsselloch?“ – „Natürlich, Liebes, und GANZ GROẞE FETTE SPINNEN AUCH!!!“). Mücken, Wespen, Alpträume, Übelkeit und Fieber, nach drei Scheißnächten in Folge will ich nur noch eins: Pauschalurlaub auf den Kanaren, kinderlos, mit Vollpension.

die aktuelle