kleiner Anfall von Rührseligkeit

Lustige Bilder, lustige Videos und Witze
Mit Mitte 30 weiß man das ja. Frauen sind äußerst vielschichtige Wesen. Mal ist es ein bißchen mehr so, dann aber auch wieder nicht so ganz. Der Hormonspiegel steigt in den Himmel – und stürzt dann plötzlich ab, samt der Laune und den vielen Dingen, die grade eigentlich noch gar kein Problem waren, sich im Talflug aber flugs in eine fiese finstere Wolke verwandeln, die wahrscheinlich auch waffenscheinpflichtig wird, wenn man ihr zu nahe kommt.
Um diese Dinge weiß man als Frau. Das ist nicht das Problem. Manchmal wünscht man sich eine Reduktion auf on und off, weil es schon mal passieren kann, dass man sich selber zuviel ist. Man sehnt sich nach überschaubaren 3 Dimensionen anstatt einem Spiegelkabinett, wo es immer noch irgendwo um eine emotionale Ecke geht, die eine mehrstündige Erörterung der Gesamtsituation erforderlich macht. Aber dafür hat man ja Freundinnen. Wie gesagt, alles kein Problem. Ich komm damit klar.
Letzten Samstag abend hatte ich allerdings ein höchst beunruhigendes Erlebnis. Beim gelangweilten Versuch, eine Werbepause sinnfrei zu überbrücken stolperte ich über das Finale von „The voice of germany!“ Kein Thema, ich verabscheue Castingshows, egal wie wohlmeinend sie sich anstreichen. Mein Gehirn irgnoriert oder (falls das nicht geht) verpackt sie sofort unter der Kategorie „Nichtswürdiger Bockmist!“ Gerade als ich mich ans ignorieren machen wollte fingen 2 junge Männer mit 2 Gitarren an, ein Lied zu singen. Und ich mußte weinen!! Wie im Comic, 2 Gitarren, 2 junge Männer, 2 Sturzbäche, einer links, einer rechts! Etwas in einer doofen Castingshow bringt mich zum Weinen! Das ist ein Grund zur Beunruhigung! Es gibt natürlich viele große Momente der Filmgeschichte, die es wert sind, ein paar Tränen zu vergießen. Ein vom Zug überfahrener Buddy in „Grüne Tomaten“ zum Beispiel, oder eine sterbende Schwester in „Betty und ihre Schwestern!“ Ich hab auch geweint, als DATA in heroischer Mission samt einem feindlichen Raumschiff explodiert ist. Das ist Star Trek! Da geht das! Aber doch nicht bei einer Casting-Show!
Die Untersuchungen zu diesem Vorfall konnten leider wegen mentaler Tränenflut noch nicht abgeschlossen werden. Das zuständige Gremium befaßt sich allerdings mit der Frage, ob die Installation eines weiteren Reglers auf der Schalttafel angezeigt ist.
Und was bringt Euch so aus der Fassung und treibt Euren Taschentuchkonsum in die Höhe?
Ein paar kleine Geschichten zu fragwürdigen Anlässen würden mich ungemein beruhigen.

Ma Rührselig

Hier noch der Link zu den Gitarrenjungs für Interessierte zum Mitflennen oder Wundern:

http://www.youtube.com/watch?v=47zf7etZQNE

platsch und weg

eingefrorener Mühlbachwasserfall

Und dann, von einem Moment auf den anderen, bleibt alles stehen. Eine ewige Sanduhr auf dem Monitor. Die vielen Gedanken hören auf, hintereinander her zu rennen und sogar der Mühlbach hält einen Moment inne. Man atmet aus und lange Zeit nicht mehr ein.
Nach wochenlanger Dauerbefüllung meines Langzeitgedächtnisses mit Dingen, die offenbar zu einem Studium gehören ist jetzt ein großer Teil geschafft. Mein Gehirn gleicht einem riesigen Warenhaus, endlose Reihen von Regalen, bis zur Decke befüllt mit Gendertheorien, Bourdieu, PISA, didaktischen Modellen nach Otto, Hasi und Schatzi und vielem mehr.
Und jetzt sitz ich hier, völlig regungslos und schaue zu, wie ein Gelerntes nach dem anderen aus dem Regal fällt. Primäre und sekundäre Herkunftseffekte, multifaktorielle Intelligenzmodelle und natürlich die Janusgesichtigkeiten der sozialen Moderne, alles schlägt mit einem lauten Platsch am Boden auf. Abgrund Adorno und Pierre Bourdieu führen noch eine kurze hitzige Debatte über Mündigkeit, bis Pierre schließlich sauer wird, Abgrund kurzerhand über den Regalrand schubst und dann hinterspringt. Karl Marx jammert, dass er sich die Revolution so nicht vorgestellt hat, bis Max Weber ihm wieder klarmacht, dass wir uns unsere Wirklichkeit nun mal selber konstruieren und da Gejammer jetzt auch nicht sehr sinnstiftend ist, bevor beide von PISA mitgerissen werden und dann als kleine, vorerst nicht mehr benötigte Wissenswolke sanft entschweben, eine wohlige Leere hinterlassend.
Es wird leer – und still! Und ich werde jetzt mit der Voyager im Deltaquadranten verschwinden und erst in 70 Jahren zurückkommmen. Da krieg ich dann schon Rente.

Ma Baker

Teenietusse

Es begann vor einem halben Jahr mit fettigen Haaren und zartem Müffelgeruch. Es folgten Kicheranfälle bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit, extrem unkomische Witze und leichte Stimmungsschwankungen. Dann wanderten Rolf Zuckowski und seine CDs in die Flohmarktkiste, Rock und Pop mussten her, meine Lieblings-CDs fand ich im Kinderzimmer wieder. Um Weihnachten herum wurde es existenziell zu wissen, wie man Amy Macdonald schreibt, und die neue Katzenjammer zu haben. Seit zwei Monaten ist plötzlich morgens um sieben schon alles, inklusive mir, „VOLL UNGERECHT!!!“, im überfüllten Kleiderschrank „nichts anzuziehen“, und meine Order, bei Minusgraden Mütze und Handschuhe anzuziehen „HAMMERSGEMEIN!!!!“. Und vor zwei Wochen fing sie an, sich meine Handcreme ins Gesicht zu schmieren. Als sie sich dann heute Morgen nach einer halben Stunde mit meiner feuchtigkeitsspendenen Tagescreme mit Lotusblüte für normale und Mischhaut in der Hand aus der Badezimmertür hängt und „Wofür ist das? Kann ich das benutzen?“ fragt, habe ich die Gewissheit: Hotti, meine Erstgeborene, pubertiert.

Hammerscool

Das heißt erstens: Wir haben eine neue Entwicklungsstufe erreicht (heureka!), zweitens: Sie dringt in meinen Kosmetikbereich vor, und drittens: Lachen, solange es noch lustig ist. So will Hotti beispielsweise nicht mehr die bis vor Kurzem noch geliebte Bravo-Hits Nr. 13 aus dem Jahre 1996 zum Einschlafen hören, weil sie jetzt bei Lied Nr. 5 immer Angst bekommt. Auf dem Cover lese ich Mutter, der Mann mit dem Koks ist da von T>>MA A.K.A Falco. Fragend schaue ich Hotti an. Hotti, entrüstet: „Das ist doch was mit Drogen!!“

Ebenfalls recht unterhaltsam ist die Entdeckung der aktuellen Charts: „Mama, wie heißt das Lied von Usher mit Baddabing, baddabumm? Das ist nämlich hammerscool, das Baddabing, baddabumm!“ Der gesuchte Titel lautet übrigens DJ Got Us Fallin‘ In Love. Oder: „Von wem ist ‚Money – money – money – sobollse – money – money – money‘?“ Der Rhythmus passt nicht, sobollse auch nicht, ich schlage trotzdem ABBA vor. Die angehende Teenietusse verdreht die Augen, schüttelt genervt den Kopf und insistiert wippend: „Nein, das geht so: ‚Money – money – money – sobollse – money – money – money‘!“ Beim dritten sobollse löse ich: Der gesuchte Titel lautet Price Tag von Jessie J. Ich wusste, eines Tages würde mein konsequentes SWR3-Hören sich auszahlen.

Payback

Gestern Abend hatten Hotti und ich einen recht unschönen Streit, den ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen möchte, nur so viel: Wir waren beide nicht so richtig nett. Nach meiner heutigen Erkenntnis sehe ich den Vorfall um Klassen gelassener, neue Entwicklungsstufe und so, das Ding hat einen Namen, alles händelbar, ich aufgeklärte Mutter und so, und zum Glück ist sie ja meistens auch echt noch putzig. Als Hotti heute aus der Schule nach Hause kommt, entschuldigt sie sich bei mir „wegen gestern Abend, das war blöd von mir!“. Ich sage das Gleiche, denke „Inneres Fest!!“ und klopfe mir ob meiner mütterlichen Abgeklärtheit innerlich ausgiebig auf die Schulter. Zwei Minuten später baut sie sich wieder vor mir auf und faucht: „Weißt Du, und wenn Du mich früher angemeckert hast, dann hab‘ ich nix gesagt, aber jetzt lass‘ ich mir das nicht mehr gefallen, jetzt schrei‘ ich zurück!!“

Nach dem Abendessen braucht Hotti heute besonders lang im Bad. Als ich schon denke, sie ist beim Haarekämmen eingeschlafen, öffnet sich endlich die Tür: „Kann ich was von der Körpermilch nehmen?“

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