Neighbours

Ein Sondereinsatzkommando stürmt die Wohnung und reißt die Anlage auf. Bild: Stefán, Lizenz: cc

Heute ist Samstag. Ich habe einen perfiden Plan ausgetüftelt, wie ich Hotti und Lotti garantiert zum längeren Ausschlafen als 6 Uhr 30 bewegen kann. (Eins der unerklärlichen Kindernaturgesetze besteht darin, dass man sie unter der Woche um 6 Uhr 30 nicht aus dem Bett bekommt, während sie am Wochenende um exakt dieselbe Uhrzeit topfit durch die Wohnung springen.) Gestern Abend also ließ ich sie extra lange herumtoben, bis sie mich anflehten sie endlich ins Bett zu bringen. Ich ließ die Rollläden im Kinderzimmer herunter, um ewige Nacht vorzutäuschen, und das Flurlicht brennen, damit niemand wegen totaler Finsternis und etwaiger Monster, Räuber, Vogelspinnen oder Krokodile, die sich gerne in selbiger herumtreiben, in Panik ausbricht. Und um Mitternacht zerrte ich die jammernde Lotti aus ihrem Bett und aufs Klo, nur damit sie nicht nachts um drei Pipi muss. Danach legte ich mich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen und der Gewissheit, alles für einen wohlverdienten ausgedehnten Schlaf ohne Unterbrechungen gesorgt zu haben, zur Ruhe.

Schlafstörungen, Liebeskummer oder Dachschaden?
Um sechs Uhr morgens jagt ein Sondereinsatzkommando mit schweren Maschinengewehren die Treppen hoch und tritt unsere Wohnungstür ein. Sie spielen RELAX von Frankie goes to Hollywood im Wohnzimmer und reißen die Stereoanlage auf. Ich sitze senkrecht in meinem Bett. Mein neuer Nachbar! Er arbeitet nachts und schläft dafür nicht tags, offensichtlich auch am Wochenende. Das Problem: Unsere Schlafzimmer liegen nebeneinander und sind quasi nur durch eine Papierwand getrennt. Durch diese dröhnt jetzt Nineteen von Paul Hardcastle. Ein wilder Ritt durch die 80er beginnt, allerdings werden die Titel nur angespielt. Ich liege auf dem Rücken, die Arme unter dem Kopf verschränkt, und rate die Titel. Zwanzig Sekunden Miami Vice Theme folgen vier verschiedene Metalbands (erkenne ich nicht), danach First Time First Love, schließlich bleibt er hängen bei I Need A Hero. Den brauche ich auch und der geht dann rüber und lässt meinen Nachbarn seine eigene Anlage fressen. Ey, was hat der genommen?! Hat er Schlafstörungen, Liebeskummer oder einfach einen Knall?? Der hat die ganze Nacht gearbeitet, der muss doch müde sein, warum schläft der nicht?

Um sieben Uhr: Plötzliche Stille. Entweder er ist eingeschlafen oder zusammengebrochen. Ich bin hellwach. Ich stehe auf und gehe duschen. Hotti und Lotti schlafen friedlich. Einkaufszettel für Drogerie: Ohropax für mich, eine Zehnerpackung Hopfen-Baldrian-Dragees für meinen Nachbarn.

2012: Schrott und Asche

Bang.
Bild: veo, Lizenz: cc

Am 21. Dezember 2009 war ich, wie so oft meiner Zeit um Längen voraus, in 2012, in dem am 21. Dezember dank Roland Emmerich die Welt untergeht. 158 Minuten Totalkatastrophe, in jeder Hinsicht. Nach einer Stunde fragt man sich, was jetzt noch in Schutt und Asche gelegt werden kann, nachdem bereits Amerika und der Rest der Welt Geschichte sind. Erdbeben, Tsunamis, Feuerbälle, Explosionen, die übliche Apokalypse eben.

Der Film lässt, wie erwartet, kein Klischee aus: Der Quotenspinner, der Quotenrusse, der Quotenböse, und der böse Quotenrusse. Auch sonst bleibt 2012 vollkommen langweilig. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist, Überraschung, nicht nur der Gute, sondern auch afroamerikanischer Herkunft, der potenzielle zukünftige Präsident der neuen Weltgemeinschaft übrigens auch. Die Frauenquote lässt wie immer Wünsche offen, die klassischen Sparwitze und grottenschlechten Dialoge möchte man gar nicht erwähnen. Die größte Überraschung des Films liegt darin, dass Gordon und Tamara am Ende kein glückliches Paar werden, sondern sterben müssen. Für alle, die den Film noch sehen wollen: Gordon und Tamara sind nicht die Hauptschnuckis, und es gibt am Schluss ein anderes neues altes Traumpaar, wieder Überraschung.

Woher nimmt der Schluffi seine Kondition?

John Cusack als Weltretter ist eine eher ungewöhnliche Besetzung, er kommt ja meistens doch eher als liebenswerter Schluffi von nebenan daher. Entsprechend unglaubwürdig daher auch, wenn er minutenlang unter Wasser bleibt, um Schiffsschleusen zu reparieren, wo er doch sonst den ganzen Tag als erfolgloser Autor am Laptop sitzt und eigentlich über keinerlei Kondition verfügen dürfte. Zumindest bei mir ist das so. Ansonsten ist der Film einfach nur voraussehbar dämlich, jedes weitere Details überflüssig. Fazit: Wenn man sich diese Weihnachten eins schenken kann, dann diesen Film.