Der Unk und der Shaman

Ich weiß seit einer Weile schon, daß ich neben vielen anderen über eine äußerst vielschichtige Teilpersönlichkeit verfüge. Ich spreche von dem Teil, der immer mit hundertprozentiger Sicherheit das Schlimmste ( also ich meine wirklich DAS Schlimmste ) erwartet und kommen sieht. Der Teil, der friedlich in irgendeiner Bauchfalte schlummert und nur auf den Moment wartet, in dem man sich an irgendetwas Neues rantraut und was riskieren muß. Dann springt er aus seinem hinterhältigen Versteck und bläst sich und das ganze Szenario in Sekundenschnelle zu einem riesigen drohenden Desaster auf, bevor man “ Ich könnte ja vielleicht…“ zuende gedacht hat. Kommt irgendjemand das bekannt vor? Nun, nachdem man diese wilden Teilpersönlichkeitsgesellen nicht einfach los wird, indem man ihnen ihre Existenz ableugnet oder sich die Augen zuhält, bleibt nur eines: If you can’t beat them, join them! Man muß sich mit ihnen zusammentun, sie akzeptieren, erst dann gelingt es einem vielleicht, sie hin und wieder in ihre Schranken zu verweisen. Als Zeichen meines guten Willens habe ich meinem Berufspessimisten einen Namen gegeben. Ich nenne ihn liebevoll den Unk!

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Im Zuge meiner persönlichen und therapeutischen Weiterbildung habe ich mich nach längeren Umwegen durch verschiedene Hirnwindungen dazu entschlossen, an einem Seminar in der Schweiz teilzunehmnen, wo es um körperorientierte Heiltechniken geht, die aus einem schamanischen Hintergrund kommen. Der Unk hat genau die erste Silbe des Wortes schamanisch gebraucht, um aus seiner Bauchfalte zu hüpfen und mich mit Bildern von wallenden Gewändern, Seidenschals, Federn im Haar, ernsthaften Sprüngen in der Kosmosschüssel, Mantras mit klemmender Repeatfunktion und Armeen von Esofloskeln ( Na, du bist auch ganz schön im Prozeß, gell?) zuzuschütten. Der Unk meint, die wollen alle nur in meinen Herzensraum und dann Spirificken. Mit viel Geduld konnte ich ihn davon überzeugen, daß man sicher einfach mal schauen darf und einen niemand mit Gewalt zwingen wird, zu bleiben, wenn man doch nur seine Sachen packen und bei Nacht und Nebel türmen möchte. Woher er die Idee hat, daß Schamanen die ganze Zeit und immer wild durcheinander vögeln wollen, konnte er mir bisher auch nicht schlüssig erklären.
Wir haben uns also nach längeren Diskussionen angemeldet. Morgen geht’s los.
So ein Unk kostet manchmal ganz schön viel Kraft und Durchhaltevermögen. Andererseits hat er mich heute im Supermarkt daran erinnert, daß man auf keinen Fall zu vertrauensselig zu so einer Veranstaltung fahren darf. Am Ende ist das Haus irgendwo in der Wildnis. Genau, Schamanen wohnen doch nicht in der Stadt! Und schon garnicht neben einem Zigarettenautomat. Ich erinnere mich dunkel, daß ich bei einem vergleichbaren Seminar, das eine Woche ging, mindestens so verzweifelt wie trotzig mitten in der Nacht 5 Kilomter durch den Wald ins nächste Dorf marschiert bin, weil ich keine Zigaretten mehr hatte und überzeugt davon war, daß ich das ohne Kippen nicht durchstehe. Wir kaufen also vorsorglich eine Stange von unseren Lieblingsfluppen. Man weiß ja nie. Dann wirft der Unk die berechtigte Frage ein, ob ich mir denn sicher sei, daß es dort auch Kaffee und nicht nur Yogitee gäbe. Ich muß zugeben, daß ich mir nicht sicher bin. Wir wissen ja beide, wie das so ist mit mir ohne Kaffee. Also schnell noch das Instantmodell Kaffee eingeladen. Ach ja, und Milchpulver! Heißes Wasser werden se ja wohl haben. Schokolade? Ok, Kekse und Schokoriegel für den Notfall. Es gibt Momente im Leben, da kann man sich nicht mit einem Äpfelchen zufrieden geben. Und weil es ja in der Schweiz sicher kalt genug ist, nehme ich noch einen großen Pack Landjäger mit, kann ich ja dann auf dem Fensterbrett verstecken. Hat bei den Buddhisten vor zwei Jahren auch astrein funktioniert. Viellicht muß ich ja mein Krafttier oder mich mit irgendwas Vernünftigem füttern.
Unk sei Dank bin ich immer glänzend vorbereitet.

Ma Aura

Sauna oder Geht doch heim!

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Ihr, liebe nackte, knutschende und fummelnde Pärchen in der Sauna, die Ihr in öffentlichen Bädern und Fluren im Prinzip alles vollzieht außer den expliziten Geschlechtsverkehr, Ihr, geht doch bitte nach Hause, und zwar ganz schnell. Wenn ich sauniere, fußbade und whirlpoole, möchte ich weder mit kraulenden Händen auf haarigen Pobacken noch mit schweißüberströmten Körperverwicklungen auf Holzbänken oder anderen Live-Porno-Acts behelligt werden, und wenn Ihr noch so jung und knackig seid (bestenfalls).

Es dankt Euch herzlichst
die nacktuelle

Horrorskop vom 27. September – 3. Oktoberrrrr

Willkommen, welcome, bienvenue, eine belanglose Woche erwartet Sie. Jupiter und Merkur stehen in harmloser Konjunktion, Uranus lässt’s diese Woche entspannt angehen, und von Mars, Göttin sei Dank, weit und breit keine Spur. Nur Venus, die blöde Kuh, macht Urlaub, vermutlich auf dem Himalaya, warum auch nicht? Schließlich ist ja jeder erwachsen hier und kann tun und lassen, was er will. NICHT WAHR, LIEBER STEINBOCK??!?!??!!


Widder: Hurra, Sie leben noch! Was mussten Sie nicht alles überstehn – und leben noch! Der blaue Fleck auf Ihrer Seele geht schon wieder weg – Sie leben noch! Kaufen Sie sich doch eine Milva-CD.


Stier: Liebe Schwarzwälder Stiertorte! Sollten Sie sich doch einmal auf diesen Blog verirrt haben, seien Sie getröstet: Auch der schlimmste Bienenstich geht vorbei. Und danach lassen Sie’s krachen mit einem Frankfurter Kranz!


Zwilling: Kategorien, Kategorien, es muss doch mehr im Leben geben. Stimmt: Matrices, Synergieeffekte, Verzahnung, Gesundheitstage… Und strecken… Und dehnen… Und atmen…


Krebs: Kumi, Stami, Landtag, Mosi, Resi – Ihnen schwirrt der Schädel auf der Suche nach den letzten Zusammenhängen. Entspannen Sie sich, schließlich gibt es nur eine, der Sie weisungsgebunden sind, und das ist Ihre Schwiegermutter!


Löwe: Machen Sie doch, was Sie wollen. Das tun Sie ja ohnehin immer. Aber schonen Sie die Nerven Ihrer Mitmenschen.


Jungfrau: Die Ferien liegen hinter, 10 Jahre Schule vor Ihnen. Zugegeben, das ist hart. Der Alltag hat Sie wieder, und Ihre Mutter bekommt Sie morgens nicht aus dem Bett. Schade, dass Sie noch keinen Kaffee trinken dürfen. Gibt’s schon Koffeinpflaster? Für Kinder? Ich mein‘ ja nur…


Waage: Auch Sie drohen im Alltagsstrudel unterzugehen. Das ist nicht gut. Besorgen Sie sich lieber einen Stapel DVDs und ein paar Tüten Chips, das sind Sie Ihrem Assi-Ruf schließlich schuldig!


Skorpion: Alles muss man selber machen. Sie fragen sich, wo Sie hier hin geraten sind. Seien Sie versichert: Auf einen guten Weg. Entspannen…


Schütze: Na, liebe Allwissende Müllhalde, welches Substitut darf’s denn diese Woche sein? Kamille, Pfefferminz oder doch lieber einen gepflegten Yogitee? Sie könnten es auch mal mit getrocknetem Herbstlaub probieren, die Zeit ist günstig!


Steinbock: Na, macht’s Spaß in den Bergen, Sie alte Ziege? Glauben Sie bloß nicht, jemand vermisst Sie. Oder macht sich gar Sorgen. Neinnein, alles super. Naja egal – wo Sie sich rumtreiben, wird es ohnehin nie einen funktionierenden Internetanschluss geben.


Wassermann: Hallo? Wasserfrau? Atmen Sie? Leben Sie? Sie wollten doch mal wieder ein Käffchen trinken mit der netten Frau vom Sternplatz! Als einziges Sternzeichen dürfen Sie sich diese Woche mal ein bisschen mehr ins Zeug legen.


Fische: Ein Kollege lässt die Dinge schleifen und das noch für eine ganze Weile. Macht nichts. Träumen Sie doch schon mal von einer Runde Bowlen, wenn er wieder da ist. Und massieren Ihrer Frau so lange die Füße!

Ommmmmmmmmmmmm
Lady Blabla

Horrorskop 20. bis 27. September 2010

Schwups, da bin ich auch schon wieder, kosmische Verwicklungen, emotionale Verstrickungen und andere Widrigkeiten haben Lady Blabla zwar etwas auf-, letzten Endes aber doch nicht davon abgehalten, einen weiteren Blick in ihre Glaskugel und den Herbst zu werfen. Ab jetzt also sonntags wieder die Marschrichtung für die nächste Woche:


Widder: Der Herbst beschert Ihnen Herausforderungen in Form von Abschieden, Kindergeburtstagsmuffins und Verwandtschafts-besuchen. Möchten Sie sich vorher noch einen hinter die Binde kippen oder lieber gleich abhauen?


Stier: Wundgetanzte Füße? Schlaflose Nächte? Klingt super, weiter so! Zum Beispiel mit ein bisschen Wellness am Wochenende? Her mit dem schönen Leben!


Zwilling: Na, ist Ihr Baumhaus schon fertig? Oder gehören Sie eher zu den Sich-an-den-Baum-Kettern? Wie auch immer: Oben bleiben!


Krebs: Ein größeres Projekt quält Sie. (Nein, es ist nicht Stuttgart 21.) Bringen Sie es hinter sich, das Land und sein Medienzentrum brauchen Sie und Ihren kraftvollen Einsatz!


Löwe: In welchem Loch sind Sie verschwunden? Tauchen Sie auch nochmal auf? Zum Beispiel bei Ihrer Tante? Um Rückmeldung bittet: Lady Blabla.


Jungfrau: Tja, Sie werden auch nicht jünger, Sie alte Hütte! Trösten Sie sich, es gibt ein Leben jenseits der 8 (Happy Birthday, Hotti!).


Waage: Pommes, Cola, Fernsehen – Sie lassen die Dinge und Ihre Kinder gerade ganz schön schleifen. Ein Bekannter macht sich Sorgen. Sagen Sie ihm, er soll sich um seine eigenen dreckigen Fingernägel scheren!


Skorpion: Medien, Porno, Marketing, Synergieeffekte… Sie fragen sich, ob das schon alles gewesen ist. Ich hoffe nicht.


Schütze: Sie entledigen sich unliebsam gewordener Gewohnheiten. Bevor Sie Ihren KollegInnen als Übersprungshandlung ein Loch ins Knie bohren, kochen Sie lieber mal wieder einen Kaffee für selbige!


Steinbock: Nepal, Pokhara, Annapurna. Warum nicht gleich Mars, Jupiter, Uranus?? Was ist so schlecht am Roßberg? Deutschland ist schön!


Wassermann: Herzlichen Glückwunsch zum dritten Schulkind – jetzt fängt die dolce vita an: 8 Uhr 15 Käffchen mit Susi, 9 Käffchen mit Bruni, 10 Uhr 30 Käffchen mit Lady Blabla? Und vielleicht dazu ein Thunfischdsandwich? In der MS? Telefonieren!


Fische: Sie versuchen Kontakt mit verschollenen FreundInnen aufzunehmen. Die haben leider keine Zeit, weil sie für andere Leute in die Zukunft schauen müssen. Probieren Sie es nächsten Mittwoch nochmal.

Lady Blabla

Nobody move

Dieser Herbst ist anders.

Ich mag den Sommer nicht: Es ist heiß, man schwitzt sich doof im Büro und in der Schule, jagt von einem Kindi- und Schulgrillfest zum nächsten, erleidet Kreislaufprobleme und den sozialen Overkill, und wenn dann die Sommerferien anfangen, fängt es an zu regnen und alle fahren weg. Man selbst arbeitet, bespaßt Kinder und fällt in eine Art Schockstarre, bis alle wieder da sind. Der Herbst dagegen: super! Alle kommen wieder, Menschen und Strukturen kehren zurück und vermitteln einem die Illusion von Halt, Stabilität und Sicherheit, man selbst befindet sich auf der Zielgeraden Richtung Weihnachten.

Dieser Herbst ist leider anders. Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind, verschwinden dauerhaft in Zentralasien oder der schwäbischen Provinz, andere, auf die man gut und gerne verzichten könnte, bleiben und gehen einem auf die Nerven. Ich prangere das an. Wenigstens gibt es Konstanten in Form von Menschen, die lediglich kurz nach Berlin, Korsika oder ins Allgäu gehen und wiederkommen oder das Büro gar nicht erst verlassen. Mein Dank gilt den Zuhausebleibern und Heimkehrern.

Ein Wort zum Sonntag, das die Welt vielleicht nicht braucht

Bild: Christian Watzke, Lizenz:CC

Es ist Sonntag! Und es ist heiß! An den Schwärmen von Fruchtfligen, die sich innerhalb von Sekunden um jedes unverpackte Stückchen Essen in der Küche hermachen kann man zweifelsfrei erkennen, daß Hitze und Lebensmittel in einer unheilvollen Wechselwirkung stehen. Man kann diesem Problem auf verschiedene Arten begegnen. Da gibt es die, die schon immer alles SOFORT wieder weggeräumt haben. Kennt jemand so jemand? Ich nicht. Dann gibt es die Hygieneanarchisten, die in der Devise “ Immer schön dreckig bleiben“ ihr Lebensmotto finden und damit den Rest ihres Daseins friedlich vor sich hinmodern. Und dann gibt es noch die Besserungswilligen, die irgendwann die 30 hinter sich lassen und sich eingestehen, daß Kompost, der selber zur Tür kriecht, weder etwas mit Punksein zu tun hat noch einen Akt des politischen Widerstandes dastellt. Seither bemühen sie sich redlich, ihre Küche nicht mehr in einen mikrobiologischen Spielplatz zu verwandeln. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.
Eine wesentliche Ursache des Mißerfolgs liegt unserer Meinung nach in der Unfähigkeit, Entscheidungen zur rechten Zeit zu fällen. Sprich, wenn etwas heute schon so aussieht, daß ich es lieber nicht mehr essen will, warum lasse ich es dann trotzdem nochmal über nacht stehen. Etwa, weil ich glaube, daß es über Nacht eine Spontanheilung geben wird? Naja, man kann ja nie wissen. Vielleicht durchläuft die Lasagne eine wundersame Metamorphose, wenn man ihr nur genug Zeit läßt.
Oder wird zumindest selig gesprochen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Und wer denkt, im Sommer ist es mit Rausbringen getan, der sei an dieser Stelle eines Besseren belehrt. In Bruchbuda läuft zur Zeit ein herausforderndes Experiment mit verschärftem Material. Nix Essensreste oder halb angebissene Bananen. Wir haben uns an die höchste Disziplin gewagt – nämlich rohe Hühnerinnereien, die wir letzten Winter mal aus Verzweiflung erworben hatten, um ein Brathuhn mit schmackhafter Füllung auszustatten. Wofür wir etwa ein Fünftel der gekauften Hühnerherzen benötigten. Anstatt den Rest, der damals schon nicht sehr einladend aussah, einfach wegzuschmeißen, entschlossen wir uns für Einfrieren. Man weiß ja bekanntlich nie. Die letzten Monate verbrachten die Herzchen also in unserer Tiefkühltruhe und haben sich dort ihrer Natur entsprechend nach Herzenslust verteilt. Egal, was man anfaßte, man hatte immer auch ein geflügeltes Kreislaufzentrum mit dabei. Alles noch nicht wirklich schlimm, bis wir dann letzte Woche Platz brauchten und alles Überflüssige aus der Kühltruhe entfernt werden mußte. Die eingesammelten Herzchen standen wirklich nur kurz in der Kückhe herum. Es war sofort zu erkennen, daß man besser nicht zuließ, daß sie wieder zu sich kamen. So landeten sie flugs in der Mülltonne – und kamen dort zu sich. Zuerst war es nur der Hauch eines Geruchs. Sowas wie 5 Meter entferntes Katzen-AA. Nicht weiter schlimm. tags darauf wurde der Duft deutlich penetranter. Irgendetwas schwant einem ja dann schon, aber die Vorstellung ist zu gruselig, um sie wirklich an sich ranzulassen. Hält man halt beim Fahrradabstellen die Luft an, was soll’s. Oder läßt einen weiteren Tag später einfach die Fenster zu. Kommt eh nur Hitze rein. Man läßt einen weiteren Tag ins Land ziehen und findet ab Derendingen Arbeitsamt mit geschlossenen Augen nach Hause. Hat doch auch Vorteile, falls man in den nächsten 30 Jahren erblinden sollte. Jedenfalls ist klar, daß es inzwischen lebensbedrohlich sein würde, die Mülltonne nochmal zu öffnen. Man hat diesen Weg nun mal eingeschlagen und muß ihn jetzt auch konsequent zuende gehen – Sir, ja, Sir! Riechen sie etwas? Sir, nein, Sir!
Man kann ja mal verstohlen auf den Müllkalender schauen. Noch 3 Tage bis Abholung, naja, das ist jetzt auch nicht mehr das Problem. Unsere Schilde gegen die Realität funktionieren einwandfrei. Die unserer Nachbarn nicht. Es wird eine verschüchterte Bitte an uns gerichtet, wir mögen doch der Ursache dieses Gestanks nachgehen, da auch unsere Nachbarn inzwischen ihre Fenster geschlossen halten müssen. Und dies aber nicht wollen. Obwohl’s doch eh nur heiß ist.
Wir finden uns schließlich am Ort des Übels ein, bewaffnet mit einer reißfesten Mülltüte, in die wir das Übel mithilfe einer ausgefeilten Bewegungsabfolge verpacken wollen. Tief einatmen, Luft anhalten, schnell Deckel auf, in den Sack schütten, Sack schnell zuknoten und dann schnell wieder zurück in die Tonne udn hoffen, daß die Mülltüte geruchsdicht ist.
Lange stehen wir vor der Tonne und starren sie an. Keiner will den Anfang machen. Als die Stimmung und die mittägliche Temperatur ihren Siedepunkt erreicht, ändern wir stillschweigend die Strategie. Unsere Mülltonne verschwindet ungeöffnet in dem großen Müllsack, den wir hermetisch versiegeln. Vorsichtshalber stellen wir den Sack schon heute an die Strasse, wir sind gerne auf der sicheren Seite.

Ma Baker

 

WSDC

Als Kind hat man ihn noch voller Aufregung verfolgt. Er war eine ernstzunehmende Sache. Dafür hat man auch den endlosen Punktevergabemarathon durchgestanden. Und war am Ende fassungslos, wenn tatsächlich irgendein Schrott ( die Auswahl war ja immer reichlich ) den ersten Platz gemacht hat. Wir sprechen vom Grand Prix Eurovision! Auch wenn er bereits altbacken war, als ich noch mitfiebernd vor der Glotze hing ( also vor etwa 25 Jahren ) und die meisten Interpreten zugegebenermaßen soviel  künstlerische Faszination ausstrahlten wie eine Scheibe trockenes Brot –  muß man ihn deswegen gleich in einen Eurovision Song Contest umwandeln? Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn ganz abzuschaffen, anstatt die Qual zu vergrößern, allein die deutsche Auswahl über mehrere Termine in die Länge zu ziehen und den eigentlichen Contest aufzubauen wie das letzte Drittel einer Fußball-WM. Germanys next Topfmodel für alle! Gibt es irgendwas, das noch nicht gecastet, vercampt, eincontainert und zerdokusoapt wurde? Geht’s eigentlich noch irgendwie normal, ohne zuerst Aus- und dann Abschlachten? Wozu sollte sich jemand in eine Kiste mit Kakerlaken legen? Oder im Baggercamp vor laufender Kamera unter Beweis stellen, daß man sich jemand abgreifen kann, der gerade auch keine großen Ansprüche stellt. Und die wichtigste Frage bleibt ja, warum sollte sich das jemand ansehen?

Wunderbra möchte sich dieser Entwicklung auf den Grund gehen und startet deshalb den Smartest Doof Contest!

Bewirb Dich noch heute! Zeig uns, wie hohl Du bist! Und sei vielleicht schon morgen unser letzter Heuler!

Ma Baker

Für alle, die auf dem Klo gerne mal gedanklich über sich hinauswachsen

Hier steh ich nun rum                                                        

Und weiß bestens Bescheid

Vor allem weiß ich

Es ist Zeit

Ich öffne die Tür

Und betrete den Raum,

Es kommt mir vor

Als wär’s ein Traum

Da ist auch ein Platz,

Der ist nur für mich,

Der sagt einladend

SETZE DICH!

Und da fängt es an

Rumort in meinem Bauch

Mir ist seltsam zumute

Bild: Caveman 92223, Lizenz:CC

Und ein bißchen Angst hab ich auch

Doch da steht es dann

Direkt vor meinem Gesicht

Ein buntes Etwas

In gleißendem Licht

Es tanzt und singt

Und blubbert im Kreis

Ich kann es kaum glauben

Doch ich weiß

Ich könnte es haben

Jetzt und hier

Dieses wunderschöne Ding

Ist ein Teil von mir

Ich strecke die Hand aus

Um es zu fassen

Um es mitten

Bild: diskurs, Lizenz:CC

In mein Leben zu lassen

Ich lächle es an

Und seh, etwas steht drauf

Ein blauer Engel

Und Danke auch

Da zerplatzt das Ding

Ich bin wieder hier

Meine Hand

Hält ein Stück Toilettenpapier

Ich wisch mir den Po

Mit Danke extra weich

So eine Toilette

Ist

Ein besonderer Bereich

Ma Baker

Pastellsommer

Bild: Fishy, Lizenz:CC

Liebe Mitmenschen, in diesem Fall insbesondere die Mitfrauen!
War irgendeine von Euch schon Ihre Sommergarderobe aufpeppen? Ende Mai ist das, denke ich, anzunehmen. Und habt Ihr die Trendfarben des Sommers gesehen? Ich habe zumindest mal meine Augen in ein kräftiges Rot gerieben, weil ich immernoch denke, es liegt irgendein Film drauf. Wird nicht besser, nur schmerzhafter. Wir scheinen die Ehre zu haben, diesen Sommer eher dezent und in dekorativer Sänfte zu verbringen. Das alles beherrschende Motto heißt PASTELL! Pastellfarben zeichnen sich durch ihren hohen Weißanteil aus, der jede anständige Farbe mit Substanz in eine Plörre verwandelt, die sich nur noch für Klokacheln eignet. An Klokacheln finde ich diese sanften Töne eigentlich auch ganz schön, wer will sich schon beim kleinen und großen Geschäft mit irgendeiner stressigen Farbe die Darmperistaltik durcheinander bringen. Aber Anziehen will ich sowas doch nicht! Zumindest nicht ausschließlich! Aber vergeblich sucht man die Weiten des Kaufhauses nach irgendeinem kräftigen Farbimpuls ab, mit dem man durch geschicktes Kombinieren vielleicht noch irgendwas retten könnte. Was ist wohl von einem Sommer zu erwarten, der sich im Farbspektrum zwischen hautfarben und flieder bewegt? Ich befürche Schlimmes. Gähnende Langeweile, fades Essen, sinnlose Gespräche, Kopfweh, NichtmalnenrichtigenSonnenbrand, endgültige Stagnation, Sackgasse, Nichtsgehtmehr…!
Die einzige sommertaugliche Assoziation zu dieser Farbauswahl ist Softeis.
Naja, immerhin etwas! Davon dann bitte ne Menge!

Ma Baker
(die sich auch schon ganz dezent fühlt)

Horrorskop 17. bis 23. Mai 2010

Ja, so ein Scheißmai aber auch, da möchte man ja glatt wieder den Adventskranz auspacken und Schneeflöckchen Weißröckchen anstimmen. Da hilft nur eins, nämlich die Flucht nach vorn, und zwar schnurstracks in den nächsten Urlaub, vielleicht nach Griechenland? Die haben zwar kein Geld mehr, aber dafür Sonne satt. Und man kann schließlich nicht alles haben, gelle?


Widder: Jetzt lassen Sie mal die mentale Jogginghose im Schrank und packen stattdessen das kleine Schwarze aus – damit lässt sich auch viel besser das Tanzbein schwingen, zum Beispiel zu ordentlichen HighSpeedGypsyBrassBeats – Hoppa!


Stier: Schneckenförmig ziehen Sie Ihre Bahnen, allerdings in einem beeindruckenden Tempo. Den Telefonanbieterwechsel überlassen Sie aber dennoch lieber Ihrem Liebsten – da sind Sie ganz Frau!


Zwilling: Rom liegt hinter, aber was vor Ihnen? Extra-Arbeit für absurde Matrix-Projekte?? Das kann doch nicht alles gewesen sein – schnell einen Dart auf die nächste Weltkarte werfen und los geht’s!


Krebs: Sie sind zerrissen zwischen zwei Fronten: konkret – abstrakt, hin – her, links – rechts, Inter – Net, Kaffee – Cola, Schnick – Schnack. Kosmische Empfehlung: Machen Sie doch, was Sie wollen!


Löwe: Eins muss man Ihnen lassen: Wenn Sie etwas machen, dann richtig. Den Initiationsritus jedenfalls haben Sie gründlich in den Sand gesetzt. Was planen Sie als nächstes? Eine Rattenzucht?


Jungfrau: Jemand versucht verzweifelt Sie zu erreichen. Wo sind Sie? Mit Ihrem Kaninchen durchgebrannt? Nach Griechenland? Das ist doch auch keine Lösung! Bitte melden Sie sich!


Waage: Kennen Sie den Film Reality bites? Nein? Brauchen Sie auch nicht, Ihre Realität ist zur Zeit bissig genug. Merken Sie sich, wer oder was nervt, und geben Sie hinterher jedem einzelnen eins auf die Mütze!


Skorpion: Einfach mal den Standort wechseln und die Dinge von einer ganz anderen Seite betrachten. Rät Ihnen diese Woche zumindest das rtv-Fernsehmagazin. Ich halte mich da raus.


Schütze: Was haben Sie im letzten Leben eigentlich verbrochen? Ihr Karma lässt zu wünschen übrig! Gehen Sie sofort zur Kaffeemaschine und lassen Sie einen durchschnorcheln – Ihre KollegInnen sind schon am Einschlafen!


Steinbock: Ihr Nesthäkchen hat sich schon lange nicht mehr gemeldet. Ist alles in Ordnung? Funktioniert ihr Auto?? Sind die Kinder gesund??? Ja, Mama, alles bestens!


Wassermann: Urlaub, mach mal Urlaub… Schnöde Dinge wie Realität und Wetterbericht stören keinen großen Geist wie Sie. Unbeirrt trällern Sie beim Kofferpacken vor sich hin und träumen von 30° C unterm Oran-Gina-Schirm.


Fische: Gott schließt keine Tür, ohne eine andere zu öffnen, und wenn schon kein gemeinsamer Tatort, liebe Frau Odenthal, dann doch wenigstens ein gepflegtes Konzertsche zusammen, wie schön!

Lady Blabla