Zwei Hosen für einen Hintern

fat spiderman

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Hin und wieder muß man es ja machen. Und Frauen sagt man bekanntlich nach, daß sie es gerne tun. Wir reden vom Shoppen. Stimmt ja auch, wenn es um Schuhe, Handschuhe, Mützen oder Schals geht. Ach ja, Socken sind jetzt auch nicht das Problem. Das liegt daran, daß ich noch nie Mühe hatte, meinen Kopf in einer zur Auswahl stehenden Bedeckung unterzukriegen. Oder daran, daß es nun mal Schuhe und demzufolge auch Socken in Größe 39 gibt. Und noch nie hat sich ein Handschuh geweigert, sich an-, oder noch schlimmer wieder ausziehen zu lassen.
Bei Pullis, T-Shirts oder sonstiger Oberbekleidung kann das Rein- und, man bedenke immer, auch das wieder Rauskommen ein insgesammt sehr deprimierendes Erlebnis werden. Erst steckt man irgendwo mit dem Kopf in den Innereien des guten Stücks fest und hat man den dann draußen scheint es eine mission impossible zu sein, die Arme auch noch durch die anscheinend dafür vorgesehenen Öffnungen nach draußen zu kriegen. Yogaerfahrungen sind an dieser Stelle ein immenser Vorteil, weil es immer noch besser ist, sich die Schulter auszukugeln, als sich im Pullikragen zu erwürgen. Und hat man das gute Stück dann an und betrachtet sich im Spiegel möchte man am liebsten davonlaufen und sich um 11.00 Uhr morgens ein Bier aufmachen. Nichts scheint am richtigen Platz zu sein. Die Brust ist zu weit unten, der Bauch zu weit vorne, die Arme haben einen Bewegungsradius von maximal 15 Grad und den auch nur, wenn man in Kauf nimmt, daß man für diese Zeit einfach nicht atmen kann. Irgendwas scheint auch mit dem Verhältnis zwischen Schultern und Becken nicht zu stimmen und insgesammt gibt man ein Bild ab, als hätte man sich wegen einer starken arteriellen Blutung einen Druckverband angelegt. Der Impuls, sich den blöden Fummel in Größe 42 einfach vom Leib reißen zu wollen, unterdrückt man schnell, als die erste Naht ein eindeutiges Geräusch von sich gibt und macht wieder Yoga, um sich lebend aus der Sache rauszuziehen.
Doch damit nicht genug. Es gibt auch noch zwei Hosen anzuprobieren. Hosenkaufen ist sozusagen die Königsdisziplin für alle, die Kleidergröße 29 leider schon in der Pubertät hintersich gelassen haben. Schon beim Durchschlendern des Ladens weiß man in dem Moment Bescheid, wo man Größe 30 am Ständer unter XL findet. Also zwei XL-Hosen für mich, eine für die linke Pobacke und eine für die Rechte. Hosen, die meinen Po in einem Stück aufnehmen können findet man letztlich in der Ecke für Übergrößen und ich sehe in ihnen aus, wie ein Sechsmann-Schlauchboot, aus dem jemand die Luft rausgelassen hat. Cool, ich würde meinen Hintern sogar dreimal unterkriegen. Dann endlich finde ich eine Hose, die mir wirklich gefällt und die so aussieht, als würde sie mit meinem Beckenumfang klarkommen. Vor dem Spiegel zeigt sich dann, daß sie doch an den entscheidenden Stellen etwas knäpplich ist und vor allem einen halben Meter zu lang. Aber wirklich schön. Ich beginne mit ihr zu verhandeln. Ich könnte sie ja abschneiden, also mit der Länge kein Problem. Mein Hosensaum wäre dann halt da, wo eigentlich das Knie sein soll, aber egal. Und beim Betrachten der Problemzonen kommt er wieder, dieser hinterhältige Gedanke an mehr Sport und weniger Schokolade. Ich könnte das Prachtstück ja kaufen und in ein paar Wochen oder Jahren würde sie mir dann schon richtig passen.
Ich blicke auf das Preisschild. 60Euro! Etwas beginnt in meinem Bauch zu rattern. Irgendwas läuft hier schief. Von einer 60Euro-Hose erwarte ich, daß sie mir paßt und nicht, daß ich mich ihr anpassen muß, verdammt.
Ich beschließe, mir statt Hosen, in die ich erst noch reinschrumpfen muß eine Nähmaschine zu kaufen.

 

Ma Baker

Knutschen oder Klatschen II

Vor einigen Wochen gingen wir hier der Frage nach, welche der Froschkönig-Fassungen nun die offiziell autorisierte ist: a) Der Frosch wird geküsst (und verwandelt sich in einen Prinzen), oder b) der Frosch wird an die Wand geklatscht (und verwandelt sich in einen Prinzen). Hier die Ergebnisse: 1. Im Original wird geklatscht. 2. Wo die Mär vom Küssen herkommt, weiß kein Mensch, wir tippen auf einen Mann bzw. Frosch. 3. Was den Umgang mit Prinzen angeht, so reichen die Vorschläge von Klatschen über Nachklatschen bis hin zu nochmal Nachklatschen, und wenn er dann gut prinzt, kann immer noch geküsst werden. Beschwerden über die aktuelle Prinzenlandschaft wurden ebenfalls laut.

So weit, so gut, doch das wirft neue Fragen auf:
1. Was ist los mit den Prinzen von heute?
2. Was heißt „gut prinzen“?
3. Was wollen moderne Prinzessinnen?

Das sind zugegebenermaßen schwierige Fragen, für Superheldinnen wie uns jedoch eine Kleinigkeit.

1. Was ist los mit den Prinzen von heute? (An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass sich kein einziger von ihnen an der doch auch für sie nicht ganz uninteressanten Diskussion beteiligt hat. Warum eigentlich? Haben für sie Küssen und Klatschen den gleichen Stellenwert?) Meine These: Der Prinz von heute ist, das ist nichts Neues, hochgradig verunsichert.

IIIiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiihh, mach das weg!!!

Hatte er früher lediglich Mammuts zu jagen und die Höhle mit Weib und Kind vor Säbelzahntigern zu beschützen, musste der Mann des vorigen Jahrhunderts bereits Geld jagen, Socken stricken, diskutieren, zuhören, den Macho machen, über Gefühle reden, breitschultrig und magersüchtig werden sowie sensibel, durchsetzungsfähig und die Schulter zum Anlehnen sein. Zwischendrin galt es Kriege anzuzetteln und die Welt zu ruinieren. Mittlerweile brennt er aus, weil er Job, Haushalt, Kinder und Frau unter einen Hut bringen, kochen, „hinspüren“, über Liebe reden, seine weibliche Seite entwickeln und ein Sexgott sein soll. Fußball hingegen, das letzte Reservat des wilden Mannes, wurde spätestens bei der vorigen Weltmeisterschaft von den Frauen okkupiert. Da kann mann schon mal den Überblick verlieren und durcheinander kommen.

2. Was aber heißt nun „gut prinzen“ in einer Zeit, in der Säbelzahntiger ausgestorben sind und das Weib mittlerweile einem geregelten Job nachgeht, nachdem sie das Kind in die Ganztags-Kita gebracht hat? Regelmäßig den Müll runterbringen? Regelmäßig einer Erwerbstätigkeit nachgehen? Regelmäßig duschen? Ja, das auch. Aber das ist nicht super, das ist Standard.

3. Was zum Teufel also wollen moderne Prinzessinnen? Was wir nicht (mehr) wollen: Selbstmitleid, Humorlosigkeit, Halbherzigkeit, Unentschlossenheit. Wir wollen keine Prinzen, die uns damit umwerben, dass sie sich alleine anziehen oder über die Straße gehen können. Wir wollen auch keine Prinzen, die vor der Drachenhöhle die Nerven verlieren. Und wir wollen erst recht keine 50jährigen Babies, die eine Mama brauchen und kein gestandenes Burgfräulein.

Bad Hair Day.

Kurz: Wir wollen Prinzen, die gut prinzen. Wir wollen kühne Recken, keine Dramaqueens. Wenn wir Großes Kino wollen, machen wir das selbst. Wir wollen: Mut, Energie, Witz, Verstand und einen ordentlichen Bizeps. Wir wollen echte Helden, die uns ritterlich nach Hause geleiten, die uns im Hormontief mit Schokolade und Sherry und bei Grippe mit Hühnersuppe versorgen, die Schwächen zugeben, über sich selbst reden und vor allem lachen können, die uns bekochen und Bademäntel schenken, damit wir nicht frieren, und die uns nächtelang im Arm halten. Wir wollen Prinzen, die uns ernst nehmen und zum Lachen bringen, die uns nicht nur am Frauentag mit Liebe und Blumen überschütten, die unsere Autos und Computer reparieren und uns auch an Bad Hair Days zu verstehen geben, dass wir die Schönste sind.

Wir wollen Rockstars, die uns bei der Online-Flugbuchung und der Einkommenssteuererklärung Händchen halten, die uns zuhören und im Winter unseren Glauben an den Frühling aufrecht erhalten und die uns Hasenkäfige bauen, wenn wir im Urlaub sind. Wir wollen Superhelden, die sagen, was sie wollen, die ihr Leben inklusive sich selbst auf die Reihe bekommen, die uns auf Händen tragen, uns hegen, pflegen und verwöhnen, die uns nicht immer allzu ernst nehmen und selbst unsere raffiniertesten Tricks durchschauen. Und dafür werden wir sie bewundern, lieben und schließlich – küssen!

die aktuelle

Horrorskop vom 15. bis 21. März

Nichts ist sicher, und selbst das nicht. Eine weitere Woche ist ins Land gegangen, Dinge sind geschehen, wir haben sie überstanden, aber wie. Doch welche Absurditäten und Irrsinnigkeiten hält die kommende Woche für uns bereit? Lady Blabla hat für Euch wieder einen verheerenden Blick in ihre Glaskugel geworfen. Be prepared.


Widder: Von Zeit zu Zeit fragen Sie sich schon: Wann kommt eigentlich der Prinz mit seinem scheiß Gaul? Gegenfrage: Was wollen Sie überhaupt mit einem Pferd?


Stier: In welchem Paralleluniversum sind Sie verloren gegangen? Jemand vermisst Sie und würde gerne mit Ihnen frühstücken gehen. Melden Sie sich doch mal wieder.


Zwilling: Kleine pelzige Wesen, die sich hinter Ihrem Kühlschrank verschanzen, bringen Schwung in Ihr Leben. Zeigen Sie Ihnen von Anfang an, wer die Hosen an und die Brekkies in der Hand hat!


Krebs: Aua. Ihnen fällt die Winterdecke auf den Kopf. Brechen Sie aus, und zwar bald. Am besten nach Lissabon, am besten mit einem dynamisch-hysterischen Widder. Und denken Sie an Ohropax.


Löwe: Sie spielen mit dem Feuer und strapazieren die Nerven Ihrer Mitmenschen. Wenn Ihre Mutter einen Ausflug ins Grüne plant, passen Sie auf, dass sie nicht Hänsel und Gretel mit Ihnen spielt.


Jungfrau: Wenn Sie loslassen, haben Sie zwei Hände frei. Oder nichts mehr in der Hand. Je nachdem. Einen Tod müssen Sie sterben. Entscheiden Sie sich. Aber zackig!


Waage: Jemand versucht Ihnen Schuldgefühle zu machen. Lassen Sie sich nicht irritieren – das bin nur ich. Aber wenn ich Ihnen nicht gut genug bin…


Skorpion: Sie sind mir schon so einer! Erst alles an sich reißen und dann abhauen. Heute hü, morgen hott. Oben hui, unten pfui. So geht das aber nicht. Überlegen Sie mal, wo Sie herkommen – und wo Sie hier sind!


Schütze: Sie fühlen sich übergangen. Zu Recht. Das ist wirklich der Gipfel, wie hier mit der Krone der Sternzeichen umgegangen wird. Urteilen Sie jedoch nicht zu streng – läscheln Sie!


Steinbock: Sie leisten zivilen Ungehorsam und stiften damit Unruhe und Verwirrung. Gehen Sie nicht über Los. Ziehen Sie keine 4000 Euro ein. Begeben Sie sich direkt ins Gefängnis.


Wassermann: SSSSSSsssssssssuuummmmmmmmm. In Ihrem Kopf geht es derzeit zu wie in einem Bienenstock. Machen Sie sich keine Sorgen. Das sind lediglich zukünftige Geschäftsmodelle.


Fische: Eine Verabredung zum Tatort-Schauen platzt leider aus Gesundheitsgründen. Platzen Sie nicht vor Wut. War eh kein toller. P.S.: Happy birthday, Lorenzo!

Lady Blabla

Horrorskop vom 8. bis 14. März 2010

Wir sind nicht nur die aktuelle und Ma Baker, nein, neuerdings sind wir auch Lady Blabla, die ab sofort für Euch einmal die Woche zu tief ins Glas bzw. in die Sterne schaut. Das gibt Euch Halt, Orientierung, Sicherheit sowie die Marschrichtung für die kommende Woche in einer Welt, die wie immer aus den Fugen geraten scheint. Wir sind sicher: Das hat Euch gerade noch gefehlt. Here it comes:


Widder: Andere Mütter haben auch schöne Söhne bzw. Töchter. Jetzt reißen Sie sich mal ein bisschen zusammen. Was glauben Sie, wie lange Ihr Umfeld das noch mitmacht?


Stier: Sie haben es in den letzten Monaten ein bisschen doll getrieben. Pflegen Sie mal wieder Ihr Phlegma. Das tut nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Süßen gut.


Zwilling: Sie entdecken neue Qualitäten in sich und neue Mitbewohner in Ihrer Wohnung. Genießen Sie beides.


Krebs: New York, Rio, Tokio – Ihnen kann es momentan nicht weit genug gehen. Gehen Sie statt dessen doch mal wieder in sich. Schreiben Sie von dort eine Ansichtskarte.


Löwe: Staub? Dreck?? Müll?! Wie Ihre Wohnung aussieht, ist Ihnen derzeit völlig latte. Denken Sie mal an Ihre Mitbewohner. You’re not alone.


Jungfrau: Höher, schneller, weiter. Sie haben hochfliegende Pläne. Das hatten andere vor Ihnen auch. Denken Sie an Ikarus.


Waage: Finden Sie das eigentlich okay, was Sie da machen? Denken Sie mal wieder an Ihre Freundinnen. Die sitzen zu Hause und weinen sich die Augen aus.


Skorpion: Eine Begegnung mit einer früheren Freundin beschert Ihnen nicht nur einen netten Abend, sondern auch etwas ganz Besonderes: Den Link zu diesem Blog. Herzlichen Glückwunsch!


Schütze: Trotz Ihrer (Omni-) Präsenz scheinen Sie zur Zeit hin und wieder im Eifer des Gefechts unterzugehen. Nehmen Sie es nicht persönlich. Man denkt trotzdem (gerne) an Sie. Möchten Sie darüber reden?


Steinbock: Gähn. Sie beschränken sich zu sehr auf den Rahmen Ihrer Möglichkeiten. Versuchen Sie es zur Abwechslung doch mal mit einem Quantensprung.


Wassermann: Sie sind derzeit kaum zu stoppen. Weiß Ihre Familie das auch? Gehen Sie lieber mehr Kaffee trinken. Zum Beispiel mit einer guten Freundin. Zum Beispiel am Mittwoch.


Fische: Sie fragen sich, ob das wirklich schon alles war. War es nicht. Was machen Sie am nächsten Sonntag? Wie wär’s mit einem Tatort bei mir?

Lady Blabla

vertubberte Zeit

Es gibt Tage, die man, kaum hat man einen Zeh aus dem Bett gestreckt, schon wieder beenden möchte. Einfach das unliebsame Intermezzo genannt Tag, daß sich zwischen zweimal Bett abspielt, auslassen und so tun, als sei die Dämmerung draußen nicht die des Morgens, sondern des Abends, und man wäre auf dem Weg INS Bett anstatt aus dem Bett heraus.

Potenzieller Relive-Kunde

Aber man kann Zeit nicht einfach auslassen, auch wenn man sich nichts sehnlicher wünscht, als den kommenden Tag nicht durchstehen zu müssen. Diese Erfahrung haben sie alle schon gemacht, die Morgenmuffel, die Deprimierten, die mit dem Liebeskummer oder die einfach sonstwie Unpäßlichen ( wofür es ja Milliarden von Gründen gibt ).
Mein Vater pflegte bei solchen Gelegenheiten zu fragen: „Und was machen wir jetzt mit dem Rest vom Tag? Wir legen ihn zurück in den Kühlschrank und schauen, ob er morgen noch gut ist!“
Dreißig Jahre später denke ich, das ist die Idee! Wir packen einfach diese Tage in eine luftdichte Dose, lagern sie im Kühlschrank zwischen und holen sie wieder raus, wenn wir besser drauf sind und haben dann viel mehr Zeit für schöne Dinge, anstatt die sich endlos dahinschleppenden Stunden/Tage/Wochen zu zählen, bis die Scheißstimmung vorüber ist.
Wunderbra hat bereits mit der Entwicklung dieser Behältnisse begonnen und hofft, bereits ab nächste Woche den Versand starten zu können. Bisher sind die Zauberschüsseln ( Modell Relive ) in drei Größen verfügbar.
Relive Mini
Für die kleine Verstimmung zwischendurch, paßt problemlos in jede Handtasche, mit wiederaufladbarem Kühlaggregat!
Relive Medium
In diesen etwas größeren Behälter paßt schon die Zeit, die eine ausgewachsene Scheißlaune benötigt, notfalls auch mehrere Tage.
Relive Maxi
Dieser Spezialbehälter mit dreifach verstärkter Speichermatrix kann bis zu zwölf Wochen aufnehmen, ideal für Krisen jeglicher Art, und paßt dabei immernoch in jeden Kühlschrank.
Sonderanfertigungen auf Wunsch sind möglich. Um sich Ihren persönlichen Zeitkonservator zu sichern wenden sie sich bitte an Ihre Wunderbraredaktion.

 

Ma Baker

Herzgrippe II

Mein Freund Lancelot, der Ritter von der Blauen Brücke, definierte kürzlich Verliebtsein als psychische Sucht. Die Sucht nach dem/der anderen, ohne den/die man eben gerade nicht leben kann. Man jagt durch die Straßen und sucht nur eins: seinen Stoff. Fand ich diese Definition zunächst grenzwertig weil zu sehr im Drogenmilieu verhaftet, muss ich jetzt, nach 32 Tagen Herzgrippe und Durchdiestadtjagens, meine Meinung revidieren und Lancelot beipflichten: Verliebtsein ist eine Sucht, und um seinen Stoff zu bekommen, tut man prinzipiell alles, vor allem aber macht man sich zum Deppen, und zwar zum letzten.

In Herzgrippe I erwähnte ich bereits die kognitiven Ausfälle und kommunikativen Aussetzer, denen man als Verliebte/r so ausgeliefert ist. Für einen selbst sind das Abgründe der totalen Entblödung, eine Straße der Demütigungen und Peinlichkeiten, die, gepflastert mit Fettnäpfchen, auf direktem Weg in die Hölle der Selbsterniedrigungen führt, es ist erbärmlich. Von außen betrachtet entbehrt das Ganze jedoch nicht einer gewissen Komik, und das Schöne ist ja, dass das Verliebtheitsprinzip ein äußerst demokratisches ist: Wer verliebt ist, wird blöd, egal wie alt, wie jung, wie arm, wie reich, wie schön, wie schlau, wie dick, wie doof.

Best of Balzpraxis

Für Euch, meine lieben Wunderbra-LeserInnen, habe ich weder Mut noch Mühen gescheut und bin höchstselbst ins Feld gezogen, habe mich eigenherzig verliebt, habe damit die letzten Tage, Wochen sowie die Nerven meiner Freundinnen ruiniert und darüber hinaus noch eine repräsentative Umfrage unter ehemals und akut Betroffenen gestartet, nur um für Euch zu dokumentieren, zu welchem Schwachsinn Verliebte fähig sind. Hier nun ein Best of aus der eigenen und fremden Balzpraxis.

Man treibt sich auf Plätzen herum, an denen man aber auch rein gar nichts verloren hat – außer das Haus der Angebeteten. Man geht plötzlich auf dem Markt einkaufen und schleift die Kinder mehrmals wöchentlich in die Bücherei, nur weil ER ums Eck wohnt. SIE klappert täglich mehrmals Handy, Anrufbeantworter, Briefkasten, E-Mail und den eigenen Blog nach kleinsten Lebenszeichen von IHM ab, während ER auf dem Weg zum Baumarkt Ausschau nach IHR hält, schließlich könnte sie gerade heute einen Spaziergang an der großen Hauptverkehrsstraße machen. Am Telefon wählt SIE seine Nummer, ohne den Hörer abzunehmen, starrt auf den Display und zählt die Sekunden (11), bis die Nummer wieder verschwindet. ER rennt nachts durch Kneipen und sucht SIE, obwohl ER weiß, dass SIE längst schläft, während SIE zeitgleich durch die Stadt läuft und IHN sucht, obwohl SIE weiß, dass ER in seiner Lieblingskneipe sitzt. SIE beißt sich lieber den Daumen ab als zu früh auf SEINE SMS zu antworten und stirbt, wenn SIE vier Stunden keine
Antwort von IHM bekommt. Die Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter von IHM kann sie schon lange auswendig, mittlerweile sogar in seiner Stimmlage. Man ist besessen.

Telefonirrsinn, Mix-Tapes und Baggern 2.0

Weitere Spielarten des Telefonirrsinns: SIE ruft IHN dreißig Mal am Tag an und legt immer wieder auf, eine andere SIE ruft von morgens bis abends bei IHM an und nimmt ein ganzes Tape damit auf, wie er sich meldet. Und, ein Klassiker: Man verbringt STUNDEN vor dem Telefon und beschwört es, endlich zu klingeln, kontrolliert den Stecker und
lässt Freundinnen zur Probe anrufen, nur um sicher zu gehen, dass es nicht kaputt ist, bevor man es schließlich zu Brei haut. Scheint ein weiblicher Favorit zu sein. ER dagegen glänzt durch Mix-Tapes (80er), CDs (90er) und Sticks (00er), die er für SIE aufnimmt, unter Jüngeren werden, so habe ich mir sagen lassen, nur noch die Facebook- oder MySpace-Seiten der Holden vollgepostet (10er). Eine Freundin von mir mutierte jüngst von der erklärten Internetfeindin zur ausgesprochenen Online-Süchtigen – seit sie sich bei Parship.de ihre tägliche Dosis Serotonin abholt: Baggern 2.0.

Etwas traditioneller: ER rennt täglich in die Institutsbibliothek, weil SIE die schnuckelige Aufsicht ist, in die ER schon seit drei Semestern verliebt ist, ohne dass SIE IHN je eines Blickes gewürdigt hätte. Ein anderer ER liest gar ein Buch, um SIE zu beeindrucken, SIE dagegen backt, zum ersten, einzigen und letzten Mal in ihrem Leben, einen Kuchen für IHN. In der Vorweihnachtszeit bastelt sich beide selbstverständlich gegenseitig Adventskalender. Zusammen mit der besten Freundin himmelt man den Typ aus der Oberstufe an, knüpft drei Freundschaftsbändchen, knotet zwei um die Handgelenke von sich und der Freundin und eins um den Mofa-Auspuff des Oberstufengottes. Es ist grotesk.

Mutbier und blutige Beine

Man schreibt drei Wochen lang jeden Tag einen Brief an IHN, obwohl man weiß, dass ER gerade im Urlaub ist. Man sitzt bis um drei Uhr morgens in der WG-Küche, um auf die Heimkehr des Prinzen zu warten, und fällt vor Müdigkeit fast vom Stuhl, nur um IHM, wenn er dann auftaucht, zu sagen, dass man einfach nicht schlafen könne. Auf der Party shakert SIE mit allen bis auf IHM, während ER so viele Mutbiere kippt, bis ER SIE zu fortgeschrittener Stunde nur noch mit dem letzten Müll vollquatscht. Spielchen. Man hört auf die Bettwäsche zu wechseln, weil ER darin geschlafen hat, erklärt SEIN Duschhandtuch zum Fetisch und informiert sich im Internet über SEINEN Lieblingsfußballverein, obwohl SIE mit Kicken noch nie irgendetwas am Hut hatte. SIE sortiert ihre rosa Schlabberunterhosen im Schrank nach hinten, ER bekommt von seiner WG Boxershorts mit dem Aufdruck Testsieger geschenkt.

SIE überlegt, ob sie sich noch vor dem Date mit IHM die Haare mit Henna färbt. Vorteil: Man sieht gut aus. Nachteil: Man stinkt, besonders, wenn man schwitzt. Sicher ist: Beine rasieren. Man möchte es besonders gründlich machen und zieht sich daher mit der nagelneuen Rasierklinge Ladykiller die Haut von der Ferse bis zum Knie ab. Eigentlich wäre man reif für die Notaufnahme, aber: ER wartet. Und in einem Anfall maßloser Selbst- und Fremdüberschätzung schleppt man in seinem rosa Täschchen sage und schreibe acht Kondome mit zum ersten Date – man kann ja nie wissen!

Wie heißt eigentlich der Papa von Marie??

Man quetscht das eigene Kind nach dem Vater von Marie aus und geht plötzlich wahnsinnig gerne zu den Bastelnachmittagen im Kindergarten. Elternarbeit? Macht doch Spaß!! SIE organisiert sich einen Babysitter für das nächste Wochenende, nur falls ER anrufen und ein Date ausmachen wollen KÖNNTE. Man gibt grundsätzlich die falschen Antworten, weil man die Fragen sowieso nicht verstanden hat, und wenn die Kinder betteln: Bitte Mama, dürfen wir ganz viele Süßis vor der Glotze essen, Killerspiele zocken und morgen im Bikini in die Schule?!, erwidert man lächelnd: Ja, Liebling, aber um acht bist du zu Hause!

Es ist so absurd. Es ist so albern. Es ist so putzig. Zumindest von außen.

die aktuelle

P.S.: Ein herzlichstes Dankeschön geht natürlich an alle Beteiligten ;)!

Man dealt heute anders…

Der heutige Tag hat bevor es richtig mittag werden konnte bereits eine Erkenntnis geliefert. Auch der Drogenmarkt ist nicht mehr das, was er mal war.

Bild: psyberartist, Lizenz: CC

Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an den Schlemihl, jene Figur aus der Sesamstrasse, die mit ihrem langen Mantel voller Buchstaben auf Tour war und eindrücklich vorgeführt hat, wie man ein Verkaufsgespräch führt.
He,Du!
Wer, ich??
Pssst! Nicht so laut!
-Kunstpause-
Willst Du ein S kaufen?
Ein S???
Psssst! Genau!
Die Vorstellung von einem Dealer, der sich geheimnisvoll mit einem Mantel voller Wunder in einer Ecke herumdrückt, erscheint heute geradezu naiv. Denn auch das Dealen ist im Internet angekommen. Dieser Blog wurde in den letzten sechs Stunden überflutet mit etwa 200 Verkaufsangeboten für rezeptpflichtige Substanzen, von denen etwa 30% der Gruppe der potenzsteigernden Mittel entstammen. Ebenfalls 30% stellt die Familie der hochpotenten Morphinderivate, der Rest entfällt auf Diätpillen, Antidepressiva, angstlösende Medikamente, Neuroleptika ( von denen eines bereits vor Jahren aus gutem Grund vom Markt genommen wurde ), Amphetamine, Anabolika und irgendein Zeug, womit man Pferde narkotisiert.
Die Wunderbraredaktion hat Doktor ZickZackZähn, den renommierten Experten für menschliche Abgründe vom WasGehtInstitut hierzu befragt und der Doktor wagt folgende Interpretation dieser Daten:
Nachdem sich solche Angebote ja an den Bedürfnissen potenzieller Kunden orientieren wirft diese Auswahl an Substanzen ein in höchstem Maße besorgniserregendes Bild auf das, was die Menschheit in ihrem tiefen Inneren bewegt. An erster Stelle steht der Wunsch nach immerwährender Potenz, gleichauf mit dem dringenden Bedürfnis nach starker Betäubung. Außerdem wollen wir die Traumfigur und glücklich, fit, aktiv und leistungsfähig sein.
Versagen ist also völlig out, Sex ist ein Hochleistungssport, man ist unglücklich, fühlt sich häßlich und minderwertig, ist erschöpft und leistet nicht mehr genug – kein Wunder, daß man da was zum Betäuben braucht, wenn nötig auch genug, um ein Pferd einzuschläfern!

 

Ma Baker
(mit wunden Fingern vom Klicken auf den Löschbutton)

Halt ich’s aus?!

Hormonschwankungen kennt jeder von uns, in den Genuss des Prämenstruellen Syndroms (PMS) kommt allerdings nur die weibliche Hälfte der Weltbevölkerung, und auch von der nur eine Gruppe der Auserwählten. Mein Großer GU Kompass Homöopathie beschreibt einige der prickelndsten Symptome des PMS wie folgt:

Empfohlene Globoli: Sepia D12

„Sie würden am liebsten alles liegen lassen und abhauen; Abneigung gegen Beruf, Familie und Sex; Sie sind wütend, aggressiv und reizbar, aber auch sehr empfindlich, depressiv, weinerlich; schwach und müde; spannende Brüste, Akne, Kopfschmerzen und Sauberkeitsfimmel; Morgenübelkeit, Ekel vor Fett, aber Verlangen nach Saurem, Süßem oder Salzigem.“

Abgesehen von Kopfschmerzen, Morgenübelkeit und Ekel vor Fett kann ich persönlich in den drei Höllentagen vor den Tagen alles unterschreiben, würde die Aufzählung allerdings noch um zwei weitere Punkte ergänzen: 1. Wassereinlagerungen in sämtlichen nur denkbaren Problemzonenbereichen, 2. vorübergehende Hellsichtigkeit. Der Wunsch abzuhauen wird übermächtig, man ist froh und dankbar für jede gewaltfrei verbrachte Minute, möchte abwechselnd heulen und schlagen, man ist verpickelt, putzgeil und süchtig nach Nutella, Chips und Sherry. Mental ist man unterwegs in den Hades, physisch auf dem Weg zur Wassertonne. Nach drei Tagen hormoneller Talfahrt würde man für den sofortigen Eintritt in die Menopause jedem dahergelaufenen Scharlatan auf der Stelle seine Seele, seine Kinder und seine Großmutter verkaufen.

Die TOP FIVE meiner PMS-Shitlist

Auf die oben aufgeführte vorübergehende Hellsichtigkeit wurde ich aufmerksam durch einen buchstäblich sehr erhellenden Artikel („Drei Tage Klarsicht“) in meiner erklärten Lieblingszeitung Brigitte (ich habe nichts mehr zu verlieren). Darin beschrieb die Autorin, wie sie die Tod-und-Teufel-Zeit als Indikator nutzte für die Dinge, die ihr zwar unerträglich waren, die sie sonst jedoch erfolgreich verdrängte, und die ihr jetzt plötzlich mikroskopisch 1000fach vergrößert erschienen: Auseinandersetzungen mit der pubertierenden Tochter, Ärger mit dem Chef etc. Mit anderen Worten: Man hat vorübergehend einen glasklaren und unbestechlichen Blick dafür, was man wirklich nicht mehr aushält und womit man wirklich nicht mehr leben möchte. Die Konsequenz: Man merkt sich diese Dinge für die Zeit danach, in der man wieder in der Lage ist, Unerträgliches nicht mit der Axt, sondern mit Diplomatie und Verstand zu lösen.

Hier in Wunderbra nun exklusiv die Liste meiner bisherigen PMS-TOP 5:

1. Kindergetrödel im Badezimmer
2. Kindergesaue beim Essen
3. Kleiderdiskussionen mit Kindern
4. mein Ex
5. der Kapitalismus

Die Gliederung ist nicht hierarchisch.

Anarcho-Platanen belästigen Anwohner und Autos

Aus aktuellem Anlass muss ich meine persönliche Shitlist leider um einen Punkt erweitern. Vor meinem Haus am schönen Sternplatz wurden just fünf von elf Platanen gefällt mit der Begründung, dass sie sich nicht an die vorgeschriebenen EU-Baumrichtlinien gehalten haben. Nein, das habe nicht ich mir in einem meiner ständigen Anfälle von Albernheit ausgedacht, sondern die Stadtverwaltung Lingendingen, und es ist ihr voller Ernst, so Ernst, dass die Bäume weg mussten: Selbst schuld, wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen. Ausgelöst hat diesen Schwachsinn ein Beschwerdeschreiben von Anwohnern, die sich bitter über die Vermüllung ihrer Regenrinnen durch die Anarcho-Platanen beklagt hatten, woraufhin die Stadt nicht nur aufhorchte, sondern auch gleich die Baumverordnungsrichtlinien auspackte, nachmaß und befand, dass die Bäume weder den ihnen vorgeschriebenen Abstand zu den umliegenden Häusern ein- noch sich von der Straße fernhielten, wo sie Busse und LKW behelligten. Ebenfalls echt nicht zum Aushalten: Verwaltungsirrsinn.

Oma-Saufen

Sherry, Schätzchen?

Nein, uns sind nicht etwa die Themen ausgegangen, im Gegenteil, die Dinge überschlagen sich dermaßen, dass wir als erklärte Entschleunigungs-Omas mit der Dokumentation einfach nicht mehr hinterher kommen. Zeit also zum Innehalten, Zusammenfassen, Updaten, Neudurchstarten und Oma-Saufen, die Zeiten des Koma-Saufens liegen ja, Göttinseidank, schon länger hinter uns.

Was also ist passiert? Während Ma Baker sich auf der Suche nach beruflicher Weiterentwicklung in den unendlichen Weiten der wunderbaren Online-Ausbildungsgalaxien buchstäblich die Lichter ausgeschossen hat, hat sich die aktuelle das Herz gebrochen und einen schicken Zweitwagen erworben (Fünftürer, Baujahr 2010, 2,5 Liter, rosa.) (Der war gut, was?). Nebenbei haben wir Kinder in den Schlaf gewiegt und ihnen den Hintern abgewischt, das Haus geputzt, Wäsche ohne Pulver gewaschen, Geschenke für Kindergeburtstage organisiert, Essen gejagt und verkocht, den Zoo heimgesucht, den Frühling und Blind Dates genossen, die Winterbeine rasiert, den Baumarkt erschlossen und Hormonschwankungen überstanden. Darüber hinaus sind wir selbstverständlich als stolze Leistungsträgerinnen dieser unserer super- bis spätkapitalistischen Gesellschaft einer geregelten Arbeit nachgegangen, wir wollen ja niemandem auf der Tasche liegen.

Gestern mussten wir dann noch ein bisschen neben uns stehen, bei einem gepflegten Gläschen Sherry, zwei ungepflegten Tüten Chips, einer klebrigen Tafel Schokolade und einem XXL-Beutel M&Ms wieder zu uns kommen, um dabei mental in Welten vorzustoßen, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Das tolle am Oma-Saufen ist ja, dass man nach drei Likörgläschen so drauf ist wie früher nach fünf Halben. Man muss auch nicht mehr bis morgens um acht durchhalten, um mit einem schicken Konterbier das Frühstück einzuleiten, nein, man darf schon um 22 Uhr 30 sagen: „Du – ich glaub, ich muss ins Bett!“ Ist das nicht großartig? Das spart Zeit, Geld und Leberzellen. Segen des Alters! Darauf einen Sherry.

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