Weihnachten in Neukamerun

Um potenziellen innerfamiliären Spannungen zu entgehen, die ja zum Fest der Liebe gerne mal rund um die Nordmanntanne auftreten, packen Hotti, Lotti und ich dieses Jahr am Tag vor Heilig Abend unsere Siebensachen und fahren über die Feiertage zu Santa Fanta und ihren Sprösslingen Mulle, Rulle und Wulle nach Neukamerun. Und siehe da: Friede auf Erden, die Autobahnen 8, 5 und 656 sind frei, die Kinder verschwinden abgesehen von kurzen Unterbrechungen für drei Tage in ihren Zimmern und spielen harmonisch Polizistenraub und Laserlego, während Fanta und ich lesen, den Biomüll vor die Tür tragen, Radler trinken und so lange Tatort glotzen, bis wir Mordopfer, Kommissare und Verdächtige nicht mehr auseinanderhalten können.

Heilig Abend, Neukamerun: Das Krönchen sitzt

Am Morgen des 24. Dezember planen Fanta und ich die Choreografie des Tages: Frühstücken, einkaufen, Baum schmücken, kochen, die Kinder ablenken und zeitgleich die Geschenke ins Wohnzimmer zaubern, essen, musizieren, Geschenke auspacken, und dann machen wir es uns gemütlich! Ein guter Plan, in weiten Teilen geht er sogar auf: Wir schmücken den Baum, dieses Jahr nicht in Naturgrün und mit frischen Äpfeln, sondern in Pink und Glitzer. Wir schälen tonnenweise Kartoffeln für einen Gratin, den Fanta leider mit einem Stinkekäse überzieht, der nicht so wirklich zum Fisch passt, aber egal, in Bethlehem gab’s gar nichts, nicht mal Stinkekäse. Das Christkind beamt unbemerkt die Geschenke unter die Tanne, derweil trudeln Urmel und Elsa ein, Fantas Eltern, die leichtsinnigerweise den Abend mit uns verbringen möchten. Unser Krönchen sitzt, wir haben alles im Griff. Gemeinsam essen wir den halbrohen Stinkegratin, spielen Blockflöte und trällern Weihnachtslieder, und wider Erwarten platzt dabei auch keines der Kinder, weil es sich nicht bis zur Bescherung gedulden kann. Letztere verläuft recht hektisch, aber glimpflich, wir bekommen alle Schlittschuhe und sind glücklich, nur Lotti verliert vorübergehend die Fassung, weil das beim Christkind in Auftrag gegebene und so sehnlich erhoffte Freundebuch fehlt. Danach gibt Urmel noch ein selbstverfasstes Weihnachtsgedicht zum Besten, die Kinder schlafen reihenweise ein, und dann ist auch dieser Heilige Abend Geschichte.

Polizisten auf der Drehscheibe

Der 25. Dezember lässt sich ebenfalls unverhofft gediegen an. Zwar hat die Eislaufbahn geschlossen, auf der wir unsere neuen Kollektivgeschenke ausprobieren wollen, dafür kommt es in den Kinderzimmern zu recht ungewöhnlichen Konstellationen wie Konversationen. So spielen ausgerechnet Teenie-Hotti und Lego-Wulle Verbrecherjagd mit dem neuen „Polizeiauto mit Gefängnis hintendran“. Hotti erläutert die Vorgaben: „Die Polizisten verlieren immer, das ist die Regel. Die werden dann ausgeraubt, und das ist dann Pech.“ Ja, so ist das im Leben. Als nächstes will Hotti den Polizisten rauben, allerdings etwas vorschnell, Rulle weist sie zurecht: „Du musst erst mal die Autotür aufmachen, du Dödel!“ Nach vollzogenem Polizistenraub finden die zwei, der Gute müsse jetzt gefoltert werden, und zwar auf der Drehscheibe: „Wird dir schnell schwindelig?“ „Ja.“ „Super, dann setz‘ dich hier auf die Drehscheibe!“ Der Polizist fängt an zu heulen, doch die Gangster kennen kein Erbarmen: „Wenn du weiter so flennst, kommt auch noch die Bombe zu dir!“ Wulle befiehlt: „Gib mir das MASCHINENGEWEHR, die MASCHINENGEWEHRE kommen hierher, wir brauchen mehr MASCHINENGEWEHRE!!“ Und den Menschen ein Wohlgefallen. Als es schließlich hart auf hart kommt, kreischt der Polizist: „Du kannst mich nicht, ich bin Laser!“

Agenten auf der Terrasse

Fanta und ich machen es uns derweil auf dem Sofa gemütlich, ich lese mein neues Schneckenbuch vom Herrn Nachbarn und Fanta säuselt wohlig: „Man könnte fast vergessen, dass wir Kinder haben.“ Im selben Moment schlagen Mulle, Wulle und Hotti fast die Terrassentür ein: Sie sind als bis an die Zähne bewaffnete Agenten im Garten unterwegs, fordern Plätzchen und wollen Benjamin Blümchen hören, und zwar ein bisschen plötzlich. Gleichzeitig betreiben Rulle und Lotti im oberen Stockwerk ein Gruselzimmer: „Wir setzen uns in den Schrank und leuchten mit der Barbielampe, und wenn jemand kommt, werfen wir den Schwabbeltiger!“ Und wo wir schon beim Gruseln sind, wärmen wir abends lediglich die Reste des Stinkegratins auf, dessen Kartoffeln heute endlich durch sind.

Am 26. Dezember schließlich verlassen uns nacheinander Contenance, Grammatik und Semantik. Fanta und ich bellen abwechselnd Kommandos wie: „Es wird nicht mit Dreckservietten geworfen!“, „Es wird nicht ums Sofa oder den Baum gejagt!!“ oder „Rulle egal, Du bist jetzt allein!!!“ Ein guter Zeitpunkt, um auf die Freilufteislaufbahn auszuweichen, die heute ein Einsehen mit uns hat. Zu den Charts 2012, die aus Lautsprechern durch die idyllische Landschaft Neukameruns dröhnen, ziehen wir mehr oder weniger elegant unsere Kreise, danach geht es zurück in Fantas schicke Doppelhaushälfte, wo wir die Kinder zwingen, Teil 3 des Stinkekäsegratins zu essen, und dann ist es Zeit Abschied zu nehmen. Fanta und ich gratulieren uns zu unseren mütterlichen Meisterleistungen und sind nach diesen drei Tagen um eine entscheidende Erkenntnis reicher: Entspannte Weihnachten sind möglich!

Top Ten

Hooray, Hotti, meine Erstgeborene und damit Thronfolgerin im Hause aktuelle, ist zuckersüße zehn! Das bedeutet einerseits ungefähr Halbzeit für mich, andererseits eine modische Neuausrichtung für sie. Nach Jahre währenden theoretischen Erörterungen der entscheidenden Frage „Wie geht tussig?“ mit ihrer Schwester Lotti geht Hotti das Ganze jetzt empirisch an. So führt uns der diesjährige Geburtstagsausflug direkt zum Juwelier, wo mit glitzerblauen Steckern Löcher in Hottis Ohrläppchen geschossen werden. Als geborene Dramaqueen und ganz Tochter ihrer Mutter braucht sie dazu auf der Linken die Hand von Papa, auf der Rechten die Hand von Mama und auf den Knien die Hände von Lotti, und alle reden wir beruhigend auf sie ein, als brächte sie ein Kind zur Welt. Als wir den Laden verlassen, schwebt Hotti zwei Meter über dem Boden, sie strahlt, ihre Ohren leuchten rot und glitzern blau, die Welt hat einen neuen Mittelpunkt, und alle Menschen in der Fußgängerzone Lingendingens sind Zeugen dieses Weltwunders.

Eine Woche später gibt es neue Winterschuhe, auch hier gelten neue Standards. Wasserdichte und matschabweisende Schnürboots mit Winterreifenprofil waren gestern, Cowboystiefel müssen her, und zwar genau solche, wie sie die Aprilla aus der neuen Klasse hat, nämlich mit coolen goldenen Schnallen an der Seite und coolen goldenen Baumelkettchen hinten an der Ferse über dem Absatz. Nur coole goldene Sporen fehlen, wie ich finde, aber egal, Hotti ist glücklich, und weil die neuen Tussenstiefel erstens runtergesetzt und zweitens dick gefüttert sind, bin ich es auch. Als wir den Laden verlassen, stellt sich bei Hotti erneut das Ohrlochphänomen ein, nur dass sie jetzt nicht mehr alle fünf Sekunden die Haare schwungvoll nach hinten werfen, sondern alle drei Schritte stehenbleiben muss, um die Goldkettchen über dem Absatz richtig hinzusortieren.

Um den Einstieg in die neue Ära ordnungsgemäß abzurunden, gibt es eine weitere Woche später passend eine Tussenübernachtungsparty mit Pizza und Filmevent. Der Hotti-Lotti-Papa macht Pizza, ich schütte tonnenweise Süßigkeiten in Knabberschälchen, Lotti wird mit zwei Pumuckl-DVDs und einer Tüte Saure Pommes zu einer Freundin ausquartiert, und dann geht’s los. Acht kichernde Mädels schauen High School Musical Teil 1, ich schaue aus Aufsichtspflichtgründen mit, schließlich sind sie doch noch so klein, und außerdem muss ich zugeben, dass der Film nicht so schlimm ist, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Möglicherweise ist allerdings auch mein Filmgeschmack nicht so sensationell wie bisher angenommen. Als ich um 23 Uhr endlich finde, meiner Aufsichtspflicht Genüge getan zu haben, und verkünde, den Party- und Übernachtungskeller nun zu verlassen, ernte ich nicht enden wollende Standing Ovations. Ach ja: Und frühstücken würden die Damen gerne um 9!

Sternstunden als Mutter

Nach einem laangen Tag abends nach Hause kommen und folgenden Zettel auf dem Küchentisch vorfinden:

„Liebe Mama
Ich und Annika halten Schnecken. Papa hat uns schon ein kleines Terarium do gekauft. Ich halte sie eine Woche und Annika eine. Ist das für dich okey?

PS: Ruf einfach bei Papa an!

Deine Hotti“

Aber natürlich ist das okey, mein Schatz. Solange sie bei Papa bleiben.

Es ist vollbracht

Es ist vollbracht, alle meine Kinder sind für alle ihre Schulen angemeldet, fristgerecht und ordnungsgemäß. Lotti war einfach, sie besucht ab Herbst lediglich die nächstgelegene Grundschule, bei Hotti gestaltete sich das Procedere durch den Wechsel von Klasse 4 auf eine weiterführende Schule dagegen schon ein bisschen anspruchsvoller. So verbrachten der Hotti-Lotti-Papa und ich im Winter 2011/2012 gefühlte 56 Elternabende in zahlreichen stickigen Aulen weiterführender Schulen, wo wir viele neue Wörter und gemütliche Winterabende im eigenen Heim noch einmal ganz neu zu schätzen lernten. Auf diesen zeit-, nerven- und sauerstoffraubenden Veranstaltungen wurden individuelle Bildungswege und -konzepte vorgestellt (Powerpointvorträge mit Comic Sans und launigen Kinderfotos gehören verboten), die Schulleiter, das Kollegium und die VertreterInnen aus der Politik stellten sich gegenseitig vor, und ich stellte mir vor, wie aus dieser netten kleinen Veranstaltungsreihe ein böser kleiner Blogartikel wird. Und ich schwöre bei Wunderbra, das ist wirklich nur die Kurzfassung!

Individuell, aber schnell

Elternabende, zumal die für weiterführende Schulentscheidungen, sind Foren, auf denen sich Eltern, Lehrkräfte, Entscheidungsträger sowie die jeweiligen Schularten mit ihren individuellen Qualitätsmerkmalen profilieren und gegenseitig ausstechen. Überhaupt: Individuell ist momentan ganz wichtig, sozusagen das neue Cool im Schulbetrieb. Alles ist individuell, der Schüler, die Schülerin, das Lernen, die Kompetenzen, die Pausenbrote, die Aggressionen, die Allüren, die Meisen, und ich frage mich ganz nebenbei und konservativ, ob mit den Tyrannen von morgen eigentlich noch jemand zurechtkommt.

Von Haupt- und Realschule bleibt bei mir nur hängen, dass man sich beim Realschulabschluss mittlerweile der sogenannten EuroKom (Kommunikationsprüfung nach europäischem Standard) unterziehen muss und es fachinterne Leistungsüberprüfungen sowie fächerübergreifende Kompetenzprüfungen gibt. Nach Haupt- und Realschule stellt ein Direktor mit Schnauzbart das achtjährige Gymnasium vor, das eine andere Schule bereits zuvor als direktes Ticket in die Kinder- und Jugendpsychiatrie gegeißelt hat. Er verweist darauf, dass nur Kinder mit einem „außerordentlichen Konzentrations- und Auffassungsvermögen“ Zugang zu einer derart erhabenen Bildungseinrichtung hätten, und hält gleichzeitig eine Lobeshymne auf klassische Fächer in „Reinkultur“. Nach dem Auftritt des Gymnasialschnauzbarts raunt mir der ansonsten doch recht gelassene Hotti-Lotti-Papa aufgebracht ins Ohr, dass ihm sein Kind auf keinen Fall auf ein Gymnasium komme. Ausnahmsweise sind wir uns sehr einig.

Positive Heterogenitätseffekte versus G8-Reinkultur-Kollaps

Abschließend stellt sich noch die Gemeinschaftsschule vor, das neue Mekka unter den weiterführenden Schulen, die vor allem auf „positive Heterogenitätseffekte“ setzt, sprich Haupt-, Real- und Gymnasialbegabte in einem Klassenverband zusammenschnürt so wie einst die hessische Gesamtschule in den 1970ern, die individuelles Lernen als pädagogisches Nonplusultra begreift und sich so vom homogenen G8-Reinkultur-Kollaps abgrenzt. Darüber hinaus werden diverse Fächerverbünde (EWG, TA, SE, IT, BORS, WVR, MuM, ABC, ZDF, MFG) vorgestellt, woraufhin angehende Gymnasialeltern verächtlich die Nasen rümpfen und der Gymnasialschnauzbart gleich noch einmal darauf hinweist, dass die Kinder am Gymnasium vor einer derartigen Verwässerungsideologie sicher seien. Sodom und Gomera.

Des Weiteren erfahre ich, dass Klassenarbeiten ab Klasse 5 jetzt auch nicht mehr Klassenarbeiten heißen, sondern Lernstandserhebungen, ab Klasse 7 heißt das Ganze dann: Kompetenzanalyse. Die individuellen Ergebnisse der Lernstandserhebungen und Kompetenzanalysen gipfeln schließlich in der sogenannten Berufswegeplanung, möglicherweise war das auch nur bei der Realschule der Fall, ich verliere den Überblick. Beeindruckend sind auch die individuellen Kompetenzraster, von denen aus individuelle Ziele definiert werden, was dann letzten Endes wiederum zur individuellen Herausbildung des individuellen Kompetenzprofils führt. Und sollte es zu viele Anmeldungen für eine Schule geben, kommt es zur sogenannten Schülerstromlenkung, die auf entsprechenden Schülerstromlenkungssitzungen geregelt wird. Die Kriterien, nach welchen der Schülerstrom auf den einschlägigen Sitzungen gelenkt wird, bleiben allerdings auch nach dem dritten Elternabend ein Mysterium, möglicherweise entscheidet die Wohnortnähe, möglicherweise das Losverfahren, möglicherweise auch der Wille Gottes. Man weiß es nicht, man muss ja auch nicht immer alles wissen, aber ich vertraue an dieser Stelle voll und ganz auf die individuelle Kompetenz der Schülerstromlenkungssitzer.

Nachklapp

Und dann kommt der große Tag der offenen Tür, an dem auch Hotti endlich ihre, so das Schülerstromlenkungssitzungsgremium will, zukünftige Schule persönlich besichtigen darf. Sie ist begeistert, und auch der Hotti-Lotti-Papa verschwindet dermaßen enthusiastisch hinter Bunsenbrennerbrillen und in Holzwerkstätten, dass ich ihn drei Wochen später gleich mit anmelde.

die aktuelle

Wiesbaden-Biebrich

Deutschland ist schön – wir zeigen es! Andere Leute fliegen mit dem Flugzeug für mehrere Wochen nach Ibiza, Kenia oder Istanbul, Hotti, Lotti und ich fahren mit der Deutschen Bahn nach Wiesbaden-Biebrich und genießen unser Wochenende in vollen Zügen. Wir müssen dreimal umsteigen, im Gang sitzen, Leute mit Koffern und Kaffee schieben sich an uns vorbei, ein fetter Mann schiebt sich pausenlos auf die Bordtoilette, vor der ich es mir gemütlich gemacht habe, aber egal, wir sind auf dem Weg zu Tante Janeway und Onkel Kirk und freuen uns auf Sightseeing in der hessischen Landeshauptstadt.

Spaßkämpfe im ÖPNV

Im Zug haben Hotti und Lotti sich noch recht gut im Griff, angekommen am Wiesbadener Hauptbahnhof und im Angesicht der Tante lassen sie sämtliche Hemmungen fallen und fangen an, sich gegenseitig auf stark befahrene Straßenkreuzungen zu schubsen und geschwisterliche Spaßkämpfe im Öffentlichen Personennahverkehr auszutragen. Der erste Programmpunkt unserer hessischen Reiseleitung besteht in der Besichtigung der ortsansässigen Fasanerie, wir bewundern Hasen, Ziegen, Schweine, Wisente und Wölfe, Hotti und Lotti prügeln sich um Onkel Kirks Fernglas, das er letzte Weihnachten von seinen Schwiegereltern geschenkt bekommen hat. Am integrierten Wolfs- und Bärengehege informiert eine Tafel, dass die Bären sich zur Zeit noch im Winterschlaf befinden, fünf Minuten später schlappt ein schlecht gelaunter Bär am Zaun vorbei, sicher haben die Horden kreischender Kinder ihn frühzeitig aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen. Das werden die Wölfe vermutlich büßen müssen. Lotti fragt, ob wir ihm jetzt ein Schaf reinwerfen, Hotti fängt an, ihn mit dem restlichen Trockenfutter für die Ziegen zu bewerfen.

Gegen Abend fahren wir zurück an den Rhein, wir bewundern die schöne alte Sandsteinbrücke, die zur gegenüberliegenden Bischofsstadt Mainz führt, die Kinder bewundern den alten Kutter, auf dem es ein holländisches, auf Pfannkuchen spezialisiertes Lokal gibt, und finden Brücke und Mainz hammerslangweilig. Nach mehrfachen ins Leere laufenden Bemühungen der Erwachsenen, den deutschen Nachwuchs für die kulturellen, geschichtlichen und föderalen Highlights zu begeistern („Schaut mal, da drüben fängt Rheinland-Pfalz an!“), gehen wir auf dem Holländerkutter Pfannkuchen essen. Hotti setzt für sich für einen großen Pfannkuchen mit Käse und Zwiebeln durch, den sie niemals schaffen wird, Lotti erleidet eine Niederlage und bekommt eine Kinderportion Spaghetti, die sie ebenfalls nicht schaffen wird, und als das Essen nicht direkt nach der Bestellung auf dem Tisch steht, wird einfach wieder ein bisschen gestritten, man ist ja schließlich im Urlaub.

Ein Bild des Grauens

Das Essen kommt, Hotti macht nach nicht mal einem Viertel des radgroßen Käse-Zwiebel-Pfannkuchens schlapp und lässt ihn sich fürs Frühstück einpacken, Lotti will noch mehr Käse über die Kinderspaghetti und noch mehr Fanta. Als Janeway, Kirk und ich eine weitere Erwachsenengesprächsoffensive starten, reißt Hotti kurz entschlossen mit einer schwungvollen Geste Janeways Wasserglas um, und Lotti verteilt vor lauter Langeweile das Bauernhofquartett auf und unter dem Tisch. Ich spiele mit dem Gedanken, die zwei den Rheinfischen zum Fraß vorzuwerfen, Janeway und Kirk schicken sie stattdessen nachsichtig lächelnd spielen, so sind halt Kinder. Beim nächsten Versuch einer gepflegten Konversation taucht Lotti wieder auf und flüstert mir eindringlich ins Ohr, ich solle mal mitkommen. Ich will nicht, sie insistiert, ich folge. Es geht zur Toilette, wo sich mir ein Bild des Grauens darbietet: Meine Kinder haben es geschafft, zeitgleich beide Kloschüsseln mit großen Geschäften zu verstopfen. Darauf einen Obstler.

Der zweite Tag verläuft verhältnismäßig zwischenfallsfrei, alles ist relativ, es wird sich nur ein bisschen liebevoll am Frühstückstisch geknufft und anschließend über die Möbel der kinderfreien Wohnung gejagt. Wir besichtigen den Biebricher Park mit Schlösschen, Eichhörnchen und Papageien und gehen noch einmal an den Rhein, wo wir Enten bestimmen, Muscheln sammeln und Kirk durch energisches Zupacken an Lottis Kapuze deren Hineinfallen in die Fluten verhindert. Selbst bei einer Steilvorlage wie dem abschließenden Eisessen gelingt es Hotti und Lotti, größere Katastrophen zu vermeiden, und wir machen uns auf den Heimweg, wo sich Lotti nur beinahe von einer vier Meter hohen Mauer stürzt.

Tot, aber glücklich

Die Rückfahrt gestaltet sich ebenfalls recht gediegen, abgesehen von einem Schaffner, dessen Ring ich küssen muss, damit wir nicht extra zahlen müssen, weil wir im falschen Zug sitzen und ich mit meinem Sparticket schließlich an die Zugbindung gebunden bin. Er sagt so etwas wie: „Diesmal lasse ich Sie noch mal davon kommen, Lady, aber wenn ich Sie Kriminelle noch einmal mit Ihren Rotzgören in meinem Zug erwische, steck‘ ich Sie sofort in den Frauenknast, ist das klar?“, aber auf den Sitzen hinter mir spielen Hotti und Lotti gerade dermaßen einträchtig Uno, dass ich nur erwidere: „Is‘ klar, Officer!“

Zurück in Lindendingen schleppen wir uns tot, aber glücklich in die Grüne Hölle, ergattern unterwegs noch zwei fette Blumenkästen vom Sperrmüll und fallen ins Bett. Vorm Einschlafen riecht Lotti an ihrem Schlafanzug und strahlt: „Der riecht nach Wiesbaden!“

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Teenietusse

Es begann vor einem halben Jahr mit fettigen Haaren und zartem Müffelgeruch. Es folgten Kicheranfälle bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit, extrem unkomische Witze und leichte Stimmungsschwankungen. Dann wanderten Rolf Zuckowski und seine CDs in die Flohmarktkiste, Rock und Pop mussten her, meine Lieblings-CDs fand ich im Kinderzimmer wieder. Um Weihnachten herum wurde es existenziell zu wissen, wie man Amy Macdonald schreibt, und die neue Katzenjammer zu haben. Seit zwei Monaten ist plötzlich morgens um sieben schon alles, inklusive mir, „VOLL UNGERECHT!!!“, im überfüllten Kleiderschrank „nichts anzuziehen“, und meine Order, bei Minusgraden Mütze und Handschuhe anzuziehen „HAMMERSGEMEIN!!!!“. Und vor zwei Wochen fing sie an, sich meine Handcreme ins Gesicht zu schmieren. Als sie sich dann heute Morgen nach einer halben Stunde mit meiner feuchtigkeitsspendenen Tagescreme mit Lotusblüte für normale und Mischhaut in der Hand aus der Badezimmertür hängt und „Wofür ist das? Kann ich das benutzen?“ fragt, habe ich die Gewissheit: Hotti, meine Erstgeborene, pubertiert.

Hammerscool

Das heißt erstens: Wir haben eine neue Entwicklungsstufe erreicht (heureka!), zweitens: Sie dringt in meinen Kosmetikbereich vor, und drittens: Lachen, solange es noch lustig ist. So will Hotti beispielsweise nicht mehr die bis vor Kurzem noch geliebte Bravo-Hits Nr. 13 aus dem Jahre 1996 zum Einschlafen hören, weil sie jetzt bei Lied Nr. 5 immer Angst bekommt. Auf dem Cover lese ich Mutter, der Mann mit dem Koks ist da von T>>MA A.K.A Falco. Fragend schaue ich Hotti an. Hotti, entrüstet: „Das ist doch was mit Drogen!!“

Ebenfalls recht unterhaltsam ist die Entdeckung der aktuellen Charts: „Mama, wie heißt das Lied von Usher mit Baddabing, baddabumm? Das ist nämlich hammerscool, das Baddabing, baddabumm!“ Der gesuchte Titel lautet übrigens DJ Got Us Fallin‘ In Love. Oder: „Von wem ist ‚Money – money – money – sobollse – money – money – money‘?“ Der Rhythmus passt nicht, sobollse auch nicht, ich schlage trotzdem ABBA vor. Die angehende Teenietusse verdreht die Augen, schüttelt genervt den Kopf und insistiert wippend: „Nein, das geht so: ‚Money – money – money – sobollse – money – money – money‘!“ Beim dritten sobollse löse ich: Der gesuchte Titel lautet Price Tag von Jessie J. Ich wusste, eines Tages würde mein konsequentes SWR3-Hören sich auszahlen.

Payback

Gestern Abend hatten Hotti und ich einen recht unschönen Streit, den ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen möchte, nur so viel: Wir waren beide nicht so richtig nett. Nach meiner heutigen Erkenntnis sehe ich den Vorfall um Klassen gelassener, neue Entwicklungsstufe und so, das Ding hat einen Namen, alles händelbar, ich aufgeklärte Mutter und so, und zum Glück ist sie ja meistens auch echt noch putzig. Als Hotti heute aus der Schule nach Hause kommt, entschuldigt sie sich bei mir „wegen gestern Abend, das war blöd von mir!“. Ich sage das Gleiche, denke „Inneres Fest!!“ und klopfe mir ob meiner mütterlichen Abgeklärtheit innerlich ausgiebig auf die Schulter. Zwei Minuten später baut sie sich wieder vor mir auf und faucht: „Weißt Du, und wenn Du mich früher angemeckert hast, dann hab‘ ich nix gesagt, aber jetzt lass‘ ich mir das nicht mehr gefallen, jetzt schrei‘ ich zurück!!“

Nach dem Abendessen braucht Hotti heute besonders lang im Bad. Als ich schon denke, sie ist beim Haarekämmen eingeschlafen, öffnet sich endlich die Tür: „Kann ich was von der Körpermilch nehmen?“

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Plazenta-Party

Kinder, wie die Zeit vergeht. Da bekommst Du ein Kind, Deine Freundin auch, dann ein zweites, Deine Freundin auch, die bekommt ein drittes, Du nicht, aber egal. Du kommst zwar zu nix mehr, aber als perfekte 1A-Alternativ-Supermutter schleppst Du nach der Geburt natürlich trotzdem die im Schweiße Deines Angesichts produzierte Plazenta aus dem Geburtshaus mit nach Hause, um sie angemessen würdevoll und rituell zu begraben und ein Lebensbäumchen für das Kind darauf zu pflanzen. Nur, vor lauter Stillen, Wickeln, Biobrei-Kochen, Bauernhofbilderbüchervorlesen, Babymassage und Schwimmkursen, Musikgarten und Pekipgruppe, durchzechten Kreischnächten, Windpocken, Streptokokken, Impfterminen, Kindergruppeneingewöhnungen, Wieder-in-den-Beruf-Einsteigen, Scheidungsschlachten und dem ganz normalen Überleben kommst Du leider nicht mehr zum rituellen Vergraben des heiligen Mutterkuchens, und eh Du Dich versiehst, wirfst Du ihn einfach in die Gefriere. Oder, wenn Du keine eigene Gefriere hast, in die einer guten Freundin. Du denkst nicht mehr groß daran, die Freundin auch nicht, und wenn, dann höchstens: Nicht jetzt. Die Jahre vergehen, und dann zieht Deine Freundin um und muss die Gefriere abtauen.

Wir glühen vor, die Plazenten tauen auf

In Fantas Kühltruhe lagern mittlerweile drei Plazenten, nämlich die von Lotti, Rulle und Wulle, die von Hotti und Mulle konnten wir anderweitig entsorgen. Nach 256 geplatzten Plazenta-Party-Terminen spielen wir mit dem Gedanken, die Dinger einfach in den Restmüll zu kippen, aber zwei Tage vor Fantas Umzug packt uns schließlich der Ehrgeiz. Wir sitzen auf meinem Balkon und warten, bis Hotti und Lotti eingeschlafen sind. Während wir mit Radler vorglühen, tauen im Eimer auf Fantas Gepäckträger die Plazenten auf. Als es dunkel wird, ziehen wir los Richtung Wald. Im Rucksack: eine Taschenlampe, eine kleine Gartenschaufel und eine große Flasche Gran Reserva. Im Eimer: drei halb aufgeweichte Mutterkuchen in Plastikbeuteln. Kaltblütig stolpern wir durchs Unterholz und suchen nach einer ebenso würdigen wie wurzelfreien Stelle, was im Wald nicht ganz einfach ist, außerdem hat es seit Tagen nicht geregnet, und der Boden ist furztrocken. Aber was ist ein nächtlicher Wald gegen zwei entschlossene Alternativmütter?

Fehlt nur noch die Polizei

Wir entscheiden uns schließlich für einen Platz im Irgendwo, und als mir irgendwann auch meine Taschenlampe wieder einfällt, wird es richtig lauschig. Wir zerteilen Regenwürmer, Spinnen kriechen durch die Erde, und auch ansonsten ist im Wald schwer was los. Fantas Handy klingelt, große wilde Tiere rascheln im Gebüsch, fehlt nur noch die Polizei. Nach zwanzig Minuten haben wir ein circa zehn Zentimeter tiefes Loch. Wir sind schweißgebadet, die Handgelenke schmerzen, ein Stück vom Schaufelgriff bricht ab, und wir fragen uns, wieviel Tage man wohl braucht, um eine Leiche zu verscharren. Plötzlich wird uns wird klar, warum so viele Leute ihre Leichen einfach in Betongruben werfen. Fanta schimpft: „Jaja: ‚Lebe wild und gefährlich!‘ Darunter habe ich mir sowas wie wilden Sex vorgestellt und nicht die Produkte von Sex im Wald zu vergraben!“ Ich denke, den Spaten von Dr. Sprite auszuleihen, hätte durchaus Sinn gehabt.

Aber es hilft ja nichts, da müssen wir jetzt durch, und die Vorstellung, irgendwelche Füchse oder andere räudige Waldbewohner könnten unsere schönen ehemaligen Körperteile ausgraben und auffressen, treibt uns weiter an. Nach gefühlten drei Nächten knieen wir schließlich vor einem Loch, in das unsere angetauten Ex-Organe, wenn man sie richtig hinein quetscht, gerade so passen müssten. Wir diskutieren kurz, ob es karmatechnisch zu verantworten ist, sie mit Plastikbeutel zu vergraben, entscheiden uns dann aber dagegen. In Ermangelung eines Taschenmessers reißt Fanta die Plazentatüten auf, eine ist gleich dreifach eingepackt, und die Soße läuft ihr über die Hände. Es ist nicht schön, und wir bringen die Sache schnell hinter uns. Als wir hinterher die große Flasche Gran Reserva kippen, sind wir uns einig, die Dinger in die Restmülltonne zu werfen, hätte nicht halb so viel Laune gemacht. Das kann ja jede 0815-Mutti.

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Miteinander spielen, singen, essen und trinken

Nein, ich habe weder völlig überraschend die Freuden des unkomplizierten zwischenmenschlichen Beisammenseins entdeckt noch bin ich endlich in der grünen Hölle angekommen. Es ist auch keine Auflistung meiner ständigen Tätigkeiten mit meinen Kindern. Die Überschrift ist vielmehr der Titel der Einladung, die ich heute Morgen aus Lottis Postklorolle im Kindergarten ziehen durfte. Der Inhalt dieser Einladung hat mich derart aufgewühlt, dass ich ihn gerne mit der ganzen Welt teilen möchte:

Miteinander spielen, singen, essen und trinken

In diesem Jahr wollen wir anstatt des österlichen Bastelnachmittages einen Eltern-Kind-Spielenachmittag anbieten. Dazu laden wir sie ganz herzlich ein. An diesem Nachmittag sollen Sie Gelegenheit bekommen, den Kindergarten Ihres Kindes „von innen“ zu erleben. Sie können mit Ihrem und anderen Kindergartenkindern spielen, sich mit anderen Eltern austauschen, oder mit einer Erzieherin ins Gespräch kommen. […] Um ca. 15.30 Uhr treffen sich alle Kinder nach dem Aufräumen zum gemeinsamen Essen. Hierfür sollten Sie und Ihr Kind eine Kleinigkeit zum Essen dabei haben. Anschließend gehen wir mit den Kindern in den Garten. […] Zum Abschluss wollen wir um 16.40 Uhr mit allen Kindern und Eltern gemeinsam noch ein paar Kindergarten-Hits singen.

Auf ein fröhliches Miteinander freuen wir uns sehr.
Ihr KIGA-Team

Im Büro muss ich niemanden in sein Zimmer schicken

Alles in Comic Sans MS, der gutgelaunten Kinder- und Familienschrift. Drei Fragen drängen sich mir angesichts eines derartigen Angebotes spontan auf: 1. Wer will das? 2. Bin ich eine Rabenmutter, wenn ich so etwas nicht will, weil ich genau diese Dinge sowieso dauernd mit meinen Kindern mache, und froh bin, wenn ich mit erwachsenen Menschen in meinem Büro sitzen und mit ihnen zum Essen beim Chinesen/Türken/Griechen gehen darf? Ohne dass ich jemandem die Finger abwischen, Essen aus den Haaren fummeln, vom Boden aufsammeln oder in sein Zimmer schicken muss? Und vor allem: 3. Wer kann sich das zeitlich leisten? Ich ziehe meine entzückende Brut überwiegend alleine groß, arbeite 50% in der fern entlegenen Landeshauptstadt und verbringe wöchentlich ca. acht Stunden auf der B1234567. Alleine dieser relativ gewöhnliche Umstand löst bei mir bereits morgens im Bad Tobsuchtsanfälle aus, auf der Bundesstraße Herzrasen, vor der Stechuhr Schweißausbrüche, weil Hotti zwar mittlerweile – hallelujah – in einer Ganztagsschule mit Spätbetreuung bis immerhin 17 Uhr untergebracht ist, Lottis Kindergarten allerdings noch immer vorsintflutliche Öffnungszeiten vorweist: dreimal die Woche muss man seinen Nachwuchs um 13 Uhr abholen, zweimal um 17 Uhr. Wenn Lotti nächstes Jahr in die Schule kommt, ist dann zwar sie ganztagsbetreut, allerdings wechselt Hotti zeitgleich auf die weiterführende Schule, wo sie dann wieder um 12 Uhr auf der Matte steht. (Darüber denke ich bereits seit zwei Jahren nach.)

Zurück zum Ausgangsproblem: Um meine Jüngstgeborene glücklich zu machen, habe ich die Wahl zwischen exakt zwei Möglichkeiten: a) Ich nehme mir einen Tag frei, um den Kindergarten meines Kindes „von innen“ zu erleben (Pest). b) Ich übe mich in Übergriffigkeit und schicke den Hotti-Lotti-Papa hin (Cholera). Option a) fällt flach, weil ich bei sechs Wochen Urlaub pro Jahr bei gleichzeitg zwölf abzudeckenden Wochen Schulferien pro selbem Jahr ohnehin, jetzt bereits im dritten Jahr, das Unmögliche vollbringen muss. Option b) finde ich etwas unangenehm, weil ich den HLP vorhin schon um sein handwerkliches Know-how anbetteln musste, da ich meine neue Wohnungstür mit Nagellackentferner ruiniert habe. Darüber hinaus hallt bereits im Vorfeld Lottis nichtamüsiertes „NIEkommstduzumeinenbastelnachmittagen!“ in meinem schlechten Gewissen nach.

„Reden Sie doch bitte vor der Tür weiter!“

Mich regen solche Einladungen, gelinde gesagt, auf, weil sie mir neben veritablen Schuldgefühlen einen unglaublichen Stress verursachen. Neulich, zwei Tage vor meinem glorreichen Umzug, habe ich mich in die Schule meiner Erstgeborenen gezwungen, um an einem ähnlich gearteten Angebot zu partizipieren, es hieß, soweit meine Verdrängung mich nicht trügt, Eltern-Kind-Spiele-Lernnachmittag. Da durfte man sich dann in gefühlten 2000 Stationen die Lernmaterialien seiner Kinder von seinen Kindern erklären lassen (wer will das??). Ich schleppte mich hin, um mir nicht hinterher nachsagen zu lassen „AllewarendanurDUwiedernicht!!“, und da saßen dann tatsächlich ganze ElternPAARE. Und ich will gerade nicht darauf hinaus, dass ich momentan nicht besonders gut auf traute Zweisamkeit zu sprechen bin, sondern ich frage mich vielmehr: Wie schaffen es gleich ZWEI Leute aus einer Familienfirma, ihrem Sprössling in der Schule über die Schulter zu schauen? Und vor allen Dingen: Wozu überhaupt? Das Dilemma konnte ich immerhin so lösen, dass ich so lange und laut mit einer ebenfalls kurz vor Umzug und Ohmacht stehenden Mutter über die Strapazen des Alltags klagte, bis uns Hottis Klassenlehrerin bat, doch bitte vor der Tür weiterzureden. Geil, wie früher.

Ich will, wieder mal, ein Double, vielleicht sollte ich mal beim Jobcenter nachfragen. Schließlich kann es doch nicht so schwer sein, eine ähnlich gestresste, genervte, erschöpfte Mutter am Rande des Zusammenbruchs aufzutreiben, die sich mit bloßem Authentischsein ein bis zwei Euro die Stunde dazuverdient. Bei meinem nächsten Kundengespräch mit meiner Sachbearbeiterin werde ich mich mal informieren. Bewerbungen werden auch auf wunderbra.org entgegengenommen.

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