Oh Fortuna oder: Dusel g’hett

„Und wenn Du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann such Dir eine Rolle, die Dir so richtig Spaß macht.“ (Shakespeare)

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!

Man ist ja bekanntlich viele, und wenn man sich erst einmal auf diesem Planeten reinkarniert hat, sind potenziellen Betätigungsfeldern nur wenige Grenzen gesetzt. So beschließen Fanta und Herzog Ullrich, diesen Sommer mit Brut, Gauklertruppe und Theaterwagen durchs Klabautertal auf der Schwäpischen Alp zu ziehen, um die dortigen Eingeborenen mit Kultur in Form der Commedia dell’arte zu beglücken. Zu diesem Zweck gründen sie kurzerhand die Compagnia Cocolores, werben fremde Menschen an, die dann halt mal LaienschauspielerInnen wären, und funktionieren Hotti, Lotti, Mulle, Rulle und Wulle naheliegenderweise zu Trollen um. Da Fantas und Herzog Ullrichs Plan zudem vorsieht, die Zeit der Tournee gemeinsam in einem recht ansehnlichen Zeltlager zu verbringen, verdingen Chéri und ich uns jenseits des Rampenlichts als Feldköche, schließlich muss das fahrende Volk ja bei Laune und Kräften gehalten werden.

Die Komödie, die mit nicht geringeren Themen als Glück, Liebe, Gier, Hunger und anderen irdischen Zumutungen aufwartet, trägt im Übrigen den klangvollen Titel Oh Fortuna. Als allerdings eine Bekannte der Compagnia Cocolores fragt, ob denn das Stück überhaupt auf deutsch wäre, erwägt man kurz den Alternativtitel Dusel g’hett, um auch den letzten Schwaben hinterm Ofen hervorzulocken. Der Vorschlag wird zwar verworfen, Dusel – oder Fortuna – ist der Truppe dennoch hold. Die Sonne scheint, der Theaterwagen hält (im Großen und Ganzen), und die Fans gehen voll mit: Als die Truppe bei den Proben auf den Klabauterauen ihren Hit Werft die Sorgen über Bord! schmettert, stürzt sich ein vorbeifahrender Kanut direkt selbst in den Fluss.

Die Brut hat das Rumhängstadium erreicht

Auch das Lagerleben gestaltet sich erstaunlich angenehm. Nach zwei Tagen Hitze riskiere ich es meiner Umwelt zuliebe sogar, erstmals einen Fuß ins sogenannte Waschzelt zu setzen, das aus einem Wasserkanister, zwei Plastikschüsseln und zwei Gießkännchen besteht. Abends gibt es Lagerfeuer mit Romaliedern und Dixi-Klo-Blues [1], die Kinder schnuckeln sich auf dem fliegenden Teppich in ihre Schlafsäcke, und als die Perseiden unterwegs sind, liegen wir hochoben auf der Burgruine Hohengundelfingen und zählen Sternschnuppen, die teilweise so groß sind, dass Lotti ein „Alter, war die fett!!!“ entfährt.

Zudem hat die Kinderschar ganz offensichtlich das Rumhängstadium erreicht. Im Gegensatz zu früher streiten, fallen und heulen sie nicht mehr den ganzen Tag, sondern hängen, wenn sie nicht gerade von Fanta oder mir zum Zähneputzen gescheucht oder Aufräumen gezwungen werden, im Pulk herum: im Schatten unter Bäumen, in Hängematten zwischen Bäumen, vor Fantas Piroschka oder im Zirkuswagen von Clown Paul-Uwäh. Dort zocken sie wahlweise Uno oder Werwolf mit dem Capitano, Dotore Baloardo und Matt-Diesel, dem Sohn von Clown Paul-Uwäh.

Siegreich an sämtlichen Fronten

Chéri und ich dagegen hängen wahlweise in unserer Kochjurte herum oder im ortsansässigen Supermarkt, wo wir tonnenweise Nudeln, Sprudel und Taschenlampen jagen und es einmal sogar schaffen, zwei Getränkerückgabeautomaten gleichzeitig lahmzulegen. An der Küchenfront kämpfen wir täglich erfolgreiche Schlachten gegen Hunderte, ach was sage ich, Tausende von Wespen und lassen abends zahllose Salatköpfe rollen für die ausgegaukelten HeimkehrerInnen. Ansonsten versäumen wir als echte Groupies der Compagnia lediglich zwei Vorstellungen: einmal, um von der Klabauter bis zur Tonau und zurück zu radeln, und ein weiteres Mal, um im Freibad heiß zu duschen.

Doch das Theaterleben kennt auch Tiefpunkte, die der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben sollen. So verwandelt sich Herzog Ullrich nach diversen anderen Strapazen in einer ohnehin schon fürchterlichen Gewitternacht in Rumpelstilzchen, das den Capitano und Dotore Baloardo jeweils einen Kopf kürzer macht, da diese ein wenig zu tief in die Rotweinflasche geschaut haben und infolgedessen mit Kampfsportübungen das halbe Küchenzelt einreißen. Glücklicherweise hat Mulle am nächsten Tag ihren 13. Geburtstag, den wir in einem netten kleinen Erlebnispark begehen. Dort stopfen wir uns zunächst voll mit Feuerwehrkuchen, dann gehen wir mit Herzog Ullrich rutschen und anschließend parken wir ihn vor dem Saloon-Westernstand, wo er sich den Frust der letzten Stunden aus der Seele schießen darf. Als wir uns dann noch kollektiv im Spiegelkabinett zum Affen machen, ist die Laune vollends wiederhergestellt. Dusel g’hett!

[1] Der Dixi-Klo-Blues handelt u.a. davon, dass eine Frau namens Barbie die blauen Toiletten schüttelt, um deren Inhalt gleichmäßig zu verteilen. [zurück]

iptables -P INPUT DROP bzw. Verpiss Dich

Bildschirmfoto 2015-07-14 um 17.08.28Attacke!! Und das ist diesmal keine hübsche Wunderbra-Metapher für irgendwelche lustigen Widrigkeiten im Kontakt zwischen Mensch und Realität. Es ist bitterer Ernst. Wunderbra wird angegriffen! Wie die treue Leserschaft in den letzten Wochen bemerkt und auch kritisiert hat, war Wunderbra immer wieder nicht zu erreichen. Die Ursache dafür lag bisher im Dunkeln, aber jetzt haben wir endlich Klarheit. Irgendeine Arschnase aus den Tiefen des Internets oder irgendeiner Spalte im Subraum will Wunderbra an den Kragen.

Wir versuchen uns vorzustellen, was um Himmelswillen jemand glaubt, hier zu finden. Natürlich halten wir unsere tiefsinnigen Betrachtungen des Lebens an und für sich für unbezahlbar und wahnsinnig wichtig. Unser kleiner Narzissmus erfährt jedoch sofort eine tiefe Kränkung. Es geht garnicht um unser Blog-Baby, sondern einfach darum, unseren Platz auf dem Server zu übernehmen und damit Gottweißwas anzustellen. Das ist doch wirklich die Höhe!! Uns nichtmal wegen uns und unseren bedeutsamen Beiträgen zum besseren Verständnis von Alltag und Materie anzugreifen, sondern einfach nur wegen ein paar Gigabyte Serverkapazität, die man uns entfremden will.

Wir empfinden das als eine unfassbare Unverschämtheit und sagen deshalb nochmal in aller Deutlichkeit: Verpiss Dich, Fuck you und für Deinen Computer, ohne den Du wahrscheinlich ein jämmerliches Nichts bist:                                                              iptables -P INPUT DROP
iptables -P FORWARD DROP
iptables -P OUTPUT DROP
iptables -A OUTPUT -o lo -j ACCEPT
iptables -A INPUT  -i lo -j ACCEPT

Ein dickes Merci auch noch an unseren SüßOp, der sich trotz seines Geburtstages auf die Jagd gemacht hat, um die Sache aufzuklären. Für immer unser Jolly Good Fellow!

It’s time

DSC_0154BlogWie der Buschfunk ja bereits kundgetan hat: Schatzi 1 und 2 haben endlich eine neue Wohnung. Und zwar eine, die sowohl größer als auch um einiges schicker ist als wir sie bräuchten – und in der logischen Konsequenz auch teurer als wir uns das so geplant hatten. Neben der nüchternen Tatsache, dass einfach nichts anderes funktionieren wollte, hat uns unser zukünftiges Luxusloft mit allerlei ausgefallenen Features in seinen Bann gezogen. Das Bild zeigt unsere zukünftige Oase der Ruhe über den Dächern Tübingens und der B27 in blau und rosa.

Wir performen mit authentischem Enthusiasmus

Als der unschuldige Makler bei der Besichtigung zunächst verkündet: „Hier haben wir gleich mal das Badezimmer“ kreischen beide Schatzis sofort in freudiger Hysterie auf: „Ein Badezimmer! Ein Badezimmer! Ey, krass, sogar mit Tür zum Zumachen und so!“ Der Makler zuckt nur kurz, dann macht er wieder routiniert seine Arbeit. Auf den Hinweis, dass es leider keine Badewanne gäbe, dafür aber eine hübsche Dusche schreien wir beide wieder: „Eine echte Dusche! Eine echte Dusche!“ Also eine echte Dusche, nicht ein schmaler Spalt zwischen Riesenboiler und Wand voller Spinnen, in den man sich mühsam reinquetscht, um dann unter einem dürftigen Rinnsal Wasser zu stehen, das nach 3,21 Minuten kalt wird. Die Maklerzüge entgleiten kurz. Es ist offensichtlich, dass unser Verhalten für ihn irgendwie nicht einordenbar ist. Doch er ist ein Profi und wir gehen weiter ins Wohnzimmer. Er versucht dort, die Fußbodenheizung (!!) anzupreisen, doch sofort stiehlt ihm Schatzi 2 (der Berufsfrosti in unserer Ehe) die Show, seufzt aus tiefster Seele „Fußbodenheizung“ und legt sich gleich mal der Länge nach auf den Boden, um ein Gefühl für das neue Luxusgut zu bekommen. Der Makler sieht sich nun doch mal genötigt, zu fragen, wo wir denn eigentlich gerade wohnen. In Bruchbuda, erklären wir wahrheitsgemäß und erzählen ihm von unseren Features. Letztlich fühlt er sich von uns offensichtlich äußerst gut unterhalten und leitet unser Interesse wärmstens an Frau Vermieterin weiter. Astreine Performance unsererseits und damit das Ende unseres Gastspiels in der Tübinger Immobilienhölle.

Unterstützung kommt aus der Heimat

Bruchbuda tut weiterhin alles, um uns das Leben schwer und den Abschied leicht zu machen. Da wären zunächst unsere expandierenden Mitbewohner. Die Tiffies sichern weiter ihr Territorium, schleppen ganze Dinkelflockenpackungen durch’s Haus und räumen sogar unsere Kirschkerneule aus (was diese uns ziemlich übel genommen hat). Seit einigen Wochen scheinen sie eine besondere Beziehung zu Schatzi 1 zu entwickeln und suchen ihn gerne nachts auf, um gepflegt ein bisschen rumzurascheln und die Kirschkerne aus der Eule in seinem Bücherregal zu deponieren. Verstärkt wird die Tiffyphalanx von verschiedenen Ameisenautobahnen in der Küche und einer Asselgroßfamilie, die regelmäßig samt einem großen Stück Putz aus der Wand in unsere Badewanne kippt. Soviel zur Tierpopulation. Kommen wir nun zum hauseigenen Degenerationsprozess. Wer mal in einem alten Haus gewohnt hat kennt das mit den Türen: Die einen fallen immer automatisch zu, die anderen gehen ständig auf. Türen in alten Häusern kennen keine Zwischenstufen wie halb auf oder fast zu, es gibt nur die zwei Extreme. Entweder ist die Tür ganz offen oder ganz zu – Ambivalenz unmöglich. Das schafft Ordnung und Orientierung, wie verschiedene Graustufenbehindis zu berichten wissen, die die Dinge gerne sicher eingetütet haben wollen. Bedenklich wird es allerdings, wenn die Türen plötzlich ihre Gewohnheiten ändern. Die immer offene fällt seit neuestem zu und die, die immer zu sein wollte öffnet sich ständig wie von Geisterhand. Das kann statisch betrachtet nichts Gutes verheißen! Aber es geht noch weiter.                                                    DSC_0155Blog1Während die werte Autorin auf ihrer Lieblingsmatratze sitzt und diesen Artikel schreibt blickt sie in unseren Ostflügel – ein kleiner, nachträglicher Anbau, der es ermöglicht hat, in Bruchbuda auch noch Luxusgüter wie Klo und Waschbecken unterzubringen. Dass unser Ostflügel ein wenig „arbeitet“ wissen wir. Es ist jeden Morgen spannend, zu schauen, ob sich der Winkel zwischen Wand und Kommode über Nacht verändert hat. Aber das hier (siehe Bild) geht dann doch zu weit! Auch unsere Haustür entwickelt eine ungeahnte Beweglichkeit. Der Rahmen um die Scheiben, der diese fest mit der restlichen Tür verbinden soll, ist inzwischen weggemodert. Die Scheiben schwingen bei jeder Bewegung frei mit – Haustür zuknallen ist deshalb jetzt streng verboten. Das machen wir zum dann zum Abschluss nochmal mit einem finalen Geschepper!

Die 3 Haushaltsangehörigen ohne und mit Fell kommen in einer WG-Sitzung zu dem Schluss: It’s echt sowas von time!

 

Auf die Pferde!

Wichtige Information vorab

Da Wolverine aka Batman sich im Laufe der vergangenen 23 Monate zum Herzallerliebsten der aktuellen gefledermausert hat, wird er im vorliegenden Veröffentlichungsmedium hinfort nicht mehr als Wolverine auftreten, sondern nunmehr und für alle Zeiten als: Chéri (le vrai). Nur dass hier keine Missverständnisse aufkommen.

Aussichtsreiche Radtouren, herrliche Naturlandschaften

In den letzten drei Tagen machen es sich David Hasselhoff und Pamela Anderson an der Slipanlage gemütlich.

In den letzten drei Tagen machen es sich David Hasselhoff und Pamela Anderson an der Slipanlage gemütlich.

Für die Pfingstferien habe ich mir für unsere entzückende kleine Patchworkfamilie etwas ganz Besonderes ausgedacht: pädagogisch und sportlich wertvolle Radtour zum Podensee, schnuckeliger Bauernhof mit zauberhaften Tierchen (Ponyreiten), aussichtsreiche Touren in herrlichen Naturlandschaften. Mir schwebt ein Urlaub vor, an den vier alle noch im hohen Alter denken werden. Werden wir womöglich auch. Chéri, der bei uns für die Realität zuständig ist und als professioneller Familienhelfer mit der Lizenz zur Freizeitgestaltung glücklicherweise über einige Erfahrung in sozialer Gruppenarbeit verfügt, stutzt das von mir erstellte Programm auf Kindermaße zurecht, setzt ein Zugticket für die erste und schlimmste Etappe durch und verhindert so im Vorfeld womöglich den einen oder anderen Kreislaufzusammenbruch.

Radeln und maulen

Am Bahnhof wirft Lotti erst mal ihr Fahrradschloss auf die Gleise unter den Zug, und weil wir auf Reisegold verzichtet haben, muss sie sich aufgrund der Neigetechnik übergeben. Nach vier Minuten Radeln hat Lotti einen Stein im Schuh. Beide Damen klagen über Mückenstiche und darüber, dass das Kühlgel zu Hause vergessen wurde. Ich empfehle Spucke für die Stiche und verweise darauf, dass es „bei uns“ schließlich auch kein Kühlgel gegeben habe. Lotti kontert, dass sie und ihre Schwester „ja auch nicht aus dem 19. Jahrhundert“ kämen. Nach zwanzig Minuten haben sie keine Lust mehr auf Radfahren und fangen an zu maulen.

So geht es weiter, tagelang. Wir radeln und sie maulen. Auf unserem Bauernhof in Daisydorf, der auf einem steilen Berg außerhalb der Zivilisation liegt, gibt es keine zauberhaften Tierchen, Ponyreiten auch nicht. Außerdem wollen die Grazien lieber eine Villa am See, von wo aus sie direkt zum Shoppen oder Schwimmen können. Als zutiefst überraschend und ungerecht wird zudem empfunden, dass man selbst im Urlaub seinen Teller abräumen muss. Halte ich anfangs gut gelaunt die Schaut-doch-mal-wie-schön-das-hier-alles-ist-Fahne hoch, werfe ich den Damen schließlich bar jeder Contenance vor, dass ich mir das alles aber echt anders vorgestellt hätte und dass ich dachte, sie würden sich freuen – über so einen tollen Radurlaub. Und so. Das Gewitter hilft kurzfristig und sie heucheln sportlichen Ehrgeiz sowie aufrichtiges Interesse an den herrlichen Naturlandschaften.

Freilaufende Riesengehirne

Horrorhasen im Haustierzoo: Streicheln, lachen, staunen.

Horrorhasen im Haustierzoo: Streicheln, lachen, staunen.

Aber es ist nicht alles schlecht. So radeln wir in Ermangelung putziger Tierchen auf dem eigenen Bauernhof in den nächsten Streichelzoo („Streicheln, lachen, staunen“), essen Schnitzel und Lotti entdeckt freilaufende Riesengehirne. Wir schaffen es, die hässlichsten Rastplätze der Welt auszumachen, und Chéri überrascht mich, indem er nicht nur den Radprofi und Routenplaner, sondern auch den Klugscheißer in sich auspackt: Bergauf, bergab referiert er über Höhenmeter, Kraftumsetzung, Hebelwirkung sowie diverse geografische Gegeben- und Besonderheiten („Rhein rein, Rhein raus!“). Wir beobachten Störche und Fledermäuse, zählen Kuhherden und Mückenstiche, überfahren die Schweizer Grenze und besuchen Horny Tawny in ihrer neuen Zwangsheimat.

In der zweiten Wochenhälfte macht dann endlich eine Hitzewelle alleine den Gedanken an jede größere Tour obsolet. Wir lassen uns drei Tage im Strandbad nieder, stopfen uns mit Eis und Pommes voll und bewachen als Baywatch-Team von der Slipanlage aus Hotti und Lotti, die stundenlang kreischend vom Sprungturm in den See hüpfen. David Hasselhoff lässt sich gar zu einer Runde Schweinchen-in-der-Mitte herab. Und am Ende der Woche treibt es mir nahezu die Tränen in die Augen, als Hotti und Lotti sagen: „So schlimm war es gar nicht.“

Nachklapp

Als uns nach unserem Urlaub Hottis Freundin Annika besucht und ich sie frage, ob sie und ihre Familie nicht auch mal mit den Rädern zum Podensee gefahren wären, antwortet sie mit Grabesstimme: „Ja, wir mussten das auch mal machen.“

Und täglich grüßt …

Es ist Sommer, wir sind Urlaub, it’s hot and we’re wearing sunglasses. Wir haben unsere Angst, irgendwann zu enden wie die Menschen, die seit 40 Jahren immer in das gleiche Kaff nach Österreich fahren, überwunden und uns entschlossen, in der fünften Wiederholung die kretinische Südküste aufzusuchen. Weil uns unser Leben nach 3 Zimmer, Küche, Bad Teil 1 bis 3 in Tübingen und verschiedenen beruflichen Wendungen aufregend genug erscheint und wir uns einig sind: Im Moment sind Konstanten angesagt und keinesfalls NEUES!

Auch Konstanten brauchen innovative Highlights

Um der Gefahr von 40 Jahre Österreich offensiv etwas entgegen zu setzen ist das Motto auch dieses Jahr: Jeden Tag etwas machen, was wir noch nie gemacht haben. Das sind zum Beispiel spektakuläre Dinge wie den Nachmittagskaffee in einer Kneipe zu trinken, in der wir noch nie waren. Oder zum ersten Mal den kleinen Herd in unserem Zimmer zu benutzen, um Frühstückseier zu braten. Unter den Highlights dieser Newmakes ist zum einen eine richtige Wanderung in einem echten Gebirge, bei der wir in sengender Hitze zu einer der vielen Höhlen hochkraxeln, in der angeblich Zeus geboren wurde. Schatzi 1 spricht allerdings nach fast 1000 Höhenmetern die wirklich waren Worte: Du, ich glaub, es geht hier einfach immer nur bergauf! Verblüfft über die Stichhaltigkeit dieser Aussage lassen wir Höhle Zeus sein, rücken unsere Sonnenbrillen zurecht und suchen die Götter weiter talwärts.                                                                                                               Das zweite Highlight ist das Yogaevent, das eines Morgens angeboten wird. Wir sind uns einig, dass uns ein bisschen asiatische Dehnerei gut tun wird, trotzen abwechselnd ein bisschen rum und landen letztlich als einzige Besucher etwas überfordert von dem doch sehr exponierten Setting auf einer Yogamatte. Naja, wer abends Raki saufen kann, kann morgens Yoga machen, auch wenn die Koordination etwas schwerfällt.                          Der Spitzenreiter unserer Newmake-Liste ist aber unsere Fußwanderung auf den Kófinas, den höchsten Gipfel der südlichen Berge Zentralkretas. Sowas kann natürlich jeder. Was allerdings nicht jeder kann ist, sich dort oben auf 1280 Meter von drei Gewitterfronten gleichzeitig überraschen zu lassen. Das ist mal ein exponiertes Setting, dagegen erscheint uns die Solonummer auf der Yogamatte wie ein Witz. Wir sind beide noch nie zwei Stunden um unser Leben geklettert und gerannt – ein echter Newmake und damit Platz 1!

Der Lokalkrimi

Das hartnäckigste Neue in diesem Urlaub ist aber unbestritten der Lokalkrimi, der sich jeden Tag und vor allem jede Nacht in unserem Schlafgemach abspielt. Nein, diesmal handelt er nicht von Geschnarche , im Schlaf rumzappeln und zuviel Decke beanspruchen. Es geht garnicht um die üblichen Schwierigkeiten in einem Ehebett. Sondern von DEN ANDEREN – wir sind nämlich nicht allein. Schon am zweiten Tag fällt uns auf, dass eine üppige Moskitopopulation unser Heim bevölkert. Sowas gab es noch nie. Doch Schatzi 1, der im Zimmer mit dem Balkon schläft, liefert stichhaltige Beweise: Augenringe, Scheißlaune und zahlreiche Stiche. Zuerst glauben wir noch, wir könnten der Sache durch ein Rundummassaker und diszipliniertes Lichtaus, wenn Fenster auf Herr werden. Das ist ein Irrtum. Wir schlafen abwechselnd bescheiden, werden im Schlaf fast aufgefressen und sind irgendwann so neurotisch, dass wir keine zwei Sätze mehr miteinander wechseln können, ohne dass einer plötzlich an die Decke starrt und schreit: Da is einer!! An tiefsinnige Gespräche oder entspannte erotische Begegnungen ist nicht mehr zu denken. Hinzu kommt, dass sich der Aufbruch zu irgendwelchen Unternehmungen im Durchschnitt um etwa zwei Stunden verzögert. Immer in dem Augenblick, in dem wir loswollen, entdeckt einer von uns wieder ein blutsaugendes Untier, welches dann, getrieben von puren Rachegelüsten ohne Rücksicht auf Verluste durch’s Zimmer gejagt wird, bis es erlegt ist. Hinterher müssen wir dann das Chaos aufräumen, die Schrben auffegen, dann muss nochmal jemand auf’s Klo und bis wir wieder startklar sind sitzt das nächste Vieh auf dem Badspiegel. Wir fühlen uns wie in Täglich grüßt das Murmeltier, alles passiert in einer endlosen Zeitschleife immer wieder von vorne.

Wir sehen dringend Handlungsbedarf und entwickeln im Team eine ausgefeilte Jagdtechnik. Da Schatzi 1 der Größere ist und deshalb auch höhere Zimmergefilde errecicht wird er zum Chefmeuchler ernannt – was ihm ein an Besessenheit grenzendes Vergnügen bereitet. Wir erschaffen eine schlagkräftige Waffe in Gestalt eines nassen Badetuchs und jetzt wird uns endgültig klar, was Douglas Adams zu seinen Ausführungen über die nutzbringenden Anwendungsmöglichkeiten eines Handtuchs bewegt hat – nass als Waffe unschlagbar! Sitzen die Viecher außerhalb der Reichweite unserer Wunderwaffe werden sie solange mit Ma Bakers Gymnastikutensilien beworfen bis sie runterkommen. Die entscheidende Frage nach jedem Schlag ist : Gibt es eine Leiche?? Wo keine Leiche, da kein Mord, also weiter geht’s. Während Schatzi 1 an der Front agiert liegt Schatzi 2 auf dem Boden und verfolgt mit Adleraugen die Flugbahn des Untiers, damit wir es nicht aus den Augen verlieren, falls es wider Erwarten flüchten kann. Bis endlich Vollzug gemeldet werden kann und ein weiterer blutiger Fleck unsere weiße Wand ziert.

Das Zauberwort

feenbett-1Über mangelnde Bewegung kann sich vor allem Schatzi 1 nicht beklagen, über zuviel Schlaf keiner von uns. Nach etwa sieben Tagen, in denen sich unsere psychische Verfassung in eine bedenklich obszessive Richtung verschoben hat, kapituliert das Kampfhandtuchgeschwader. Schatzi 1 hat mitten in einer schlaflosen Nacht endlich die rettende Idee, die unseren persönlichen Tatort beenden sollte. Gegen unsere nächtlichen Eskapaden ist die Aufgabe, mitten in der kretinischen Pampa zwei Moskitonetze zu erwerben vergleichsweise einfach. Nur etwa fünf hilfsbereite Ladenbesitzer wollen uns Sprays, Cremes und etwas in orangenen Kanistern verkaufen, das eine starke Ähnlichkeit mit denen aufweist, die die Bauern auf dem Rücken tragen, wenn sie Pestizide in ihren Olivenhainen verteilen. Schatzi 1 ist schon bereit, in einem traditionellen kretinischen Geschäft einige große Tischdecken zu erwerben und daraus einen Moskitoschutz zu improvisieren. Da fällt endlich das erlösende Wort: KUNUPIERA!                                                                                                             Genau, wir wollen zwei verdammte Kunupieras!! Ab da ist alles ganz einfach. Wir erstehen zwei Träume von einem Moskitonetz in orange und rosa, die wir kurzerhand an der Lampe aufhängen. Von da an schlafen wir engelsgleich in Betten, die wie eine Mischung aus Feenstaub und Hello Kitty aussehen und sind uns einig: Das Wort des Urlaubs ist Kunupiera.

Vom Einen und dem Anderen

Kurz vor der Vierzig haben wir endlich Folgendes erkannt: Die Welt ist ein großes Aquarium mit vielen verschiedenen bunten Fischen drin. Das erklärt dann auch, weshalb manche Menschen 10 Dinge gleichzeitig im Kopf am Laufen halten können und ich mit einer Sache schon voll bedient bin. Ich muss entscheiden, ob ich eine SMS tippen oder laufen will, sonst lande ich mit Beule an der nächsten Straßenlaterne oder unter dem Bus. Ich bin der blau-rosa-gestreifte Eins-nach-dem-anderen-Fisch mit den gelben Punkten und der schnittigen Heckflosse.

Wenn man eins nach dem anderen macht, dann braucht man ein gedankliches Parkdeck für das Andere, während man in kosmischer Ausgeglichenheit die eine Sache bewältigt. Ich stelle mir vor, dass all das Andere schön in der Schlange ansteht und wartet, bis es dran ist – sozusagen im Wartezimmer Platz nimmt, bis es aufgerufen wird. „Die Lohnsteuererklärung bitte“ oder „die engagierte Initiativbewerbung bitte an Schalter 5“. Anstatt mir ständig gleichzeitig durch den Kopf zu flappen und die Erledigung von dem Einen unmöglich zu machen würde das Andere friedlich in einer Falte des Kosmos ruhen und warten, bis es dran ist.

Zu meiner Verteidigung in dieser ewig multitaskenden Welt kann ich Folgendes anführen: Die eine Sache würde ich dann echt gründlich und mit Leib und Seele machen. Wenn es sein muss höre ich das Gras wachsen. Ich bin mit Haut und Haaren Eins und nicht etwa mit einem Bein schon auf halb Zwei. Dann werden die Dinge manchmal ganz groß. Sie fangen an zu leuchten und sind plötzlich mit einem Hauch Glitzerpulver versehen. Wenn ich hingebungsvoll Wäsche aufhänge oder dem Käse auf der Lasagne im Ofen beim Schmelzen zusehe, dann habe ich das Gefühl, etwas von der Welt zu verstehen. Wenn ich währenddessen über 5 andere Dinge nachdenke, dann verstehe ich nix – wirklich garnix, weder vom Einen, noch vom Anderen.

Wenn ich mir etwas anschaue, dann tue ich das gründlich. Normalerweise gehe ich bei einem Schulausflug mindestens 3 Mal verloren, weil ich mir zuerst die Dampflock im Verkehrsmuseum sehr gründlich angeschaue, dann das Wolfsgehege im Zoo und zuletzt die Gummikrokodile am Kiosk vor dem Ausgang, während meine Klasse jeweils bereits weiter geht. Sie sind gehen weiter und behaupten hinterher, ich sei verloren gegangen! So ein Bullshit. Ich bin überhaupt nicht gegangen. Ich bin geblieben, also wenn dann verloren geblieben. Soviel Zeit muss sein im großen Aquarium!

 

 

Wow!

vierzig
Vor meinem vierzigsten Geburtstag drückt der Große Geist noch einmal richtig auf die Tube. Man könnte auch sagen, er legt sich mächtig ins Zeug, gibt ordentlich Gas, lässt nichts anbrennen, großes Kino, Pauken und Trompeten, vom Feinsten, think big, kurz: er gibt alles.

Als ich bockige fünfzehn Jahre alt war, waren gerade Perestroika und Wind of Change, und ich hatte ein Vorbild: Gabriele Krone-Schmalz, „die erste Frau im ARD-Studio Moskau“. Gabi erklärte uns Deutschen aber nicht nur allabendlich Gorbi und die Situation vor Ort, nein, sie war auch um die vierzig, hatte streichholzkurze graue Haare und wirkte unfassbar seriös, souverän, gelassen und abgeklärt. Wenigstens sie schien die Dinge, vermutlich nicht nur in Moskau, voll im Griff zu haben. Damit hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie frau mit vierzig Jahren so ist, und eben diese Zielmarke ließ ich in den letzten 25 Jahren keine Sekunde aus den Augen.

Wie Gabi in Moskau

So wurschtelte ich mich durch die Pubertät, die Adoleszenz, das Studium und wenn mich die Arbeit, schlaflose Babynächte, Trotzphasen und vorpubertäre oder andere irdische Unflätigkeiten mal wieder aus der Balance zu bringen drohten, stellte ich mir vor, wie ich eines Tages glorreich und mit wehenden Fahnen durch die 40er-Banderole stürmen und im selben Moment sämtliche Fallstricke, Widrigkeiten sowie die Vergangenheit hinter mir lassen würde, und ich wäre, so wie 1990 Gabi in Moskau, mit einem Schlag: unendlich seriös, souverän, gelassen und abgeklärt, kurz: auf der sicheren Seite. Soweit meine Vorstellung.

In der Realität spielt sich kurz vor dem großen Tag allerdings gerade folgender Showdown ab: Mit dem Hotti-Lotti-Papa könnte es, sagen wir mal, besser laufen, statt verfrühter Glückwunschkarten bekomme ich die Grippe und meine Mutter, mit der mich Zeit unseres Lebens eine doch recht unerquickliche karmische Verstrickung verband, segnet urplötzlich das Zeitliche und stirbt. Für den Großen Geist gibt es im Übrigen eine reelle Chance, dem Ganzen noch die Krone(-Schmalz) aufzusetzen, indem er die Bestattung meiner Mutter exakt an dem Tag stattfinden lässt, den ich mir ursprünglich zwar immer groß, pompös und frei von altem Ballast vorgestellt hatte, aber so dann irgendwie auch nicht. Nun gut, Contenance, wir sind schließlich quasi vierzig und nicht mehr fünfzehn, da sollte doch auch ein derartiger Unwahrscheinlichkeitsdrive in Würde zu schaffen sein. Und immer schön an Gabi denken.

Integration statt Auflehnung

Tiffys

Als weiterer Teil der Selbstzerstörung unseres Hauses kamen Anfang Februar die Mäuse zurück. Bruchbuda ist alt und es gab immer wieder Mäuse. Die gemeine Hausmaus kann sich ja laut Wikipedia sogar durch bleistiftbreite Löcher hindurchquetschen, wenn sie meint, es würde sich lohnen. Offenbar lohnt es sich bei uns. Wir hatten also wieder eine Maus, die das tat, was Mäuse so tun. Alles anfressen und hinterher vollkacken.

Die Lebendfallen, die uns bisher immer gute Dienste erwiesen hatten, versagten. Irgendwie waren sie immer leer gefressen und vollgekackt, aber von der Maus weit und breit keine Spur. Zu härteren Methoden konnten wir uns nicht durchringen. Wer will schon morgens vor dem ersten Kaffee Mausmatsch in der Küche vorfinden. Und Giftanschläge führen nur dazu, dass sie dann irgendwo in einem bleistiftbreiten Loch verschwinden und wochenlang in der Wand vermodern, ohne dass man an sie rankommt. Das Aroma einer toten Maus in der Küche will auch keiner. Wir wussten also nicht so recht, was zu tun ist,  und entschlossen uns aus einem gewissen Phlegma heraus für Integration anstatt Kampf. Ma Baker, die sich momentan in forcierter Entspannung versucht, hat ein neues Motto: Better be the river, not the stone in the middle! Und ganz gemäß dieses Mottos hießen wir die Maus willkommen, nannten sie Tiffy und hofften auf friedliche Co-Existenz.

Inzwischen muss es (völlig überraschend!) zu soetwas wie einer Tiffy-Explosion irgendwo unter der Spüle gekommen sein. Wir haben keine Tiffy mehr, sondern Tiffies! Zuerst war es zumindest noch so, dass die Tiffies fluchtartig hinter dem Schrank verschwunden sind, wenn man die Küche betrat. Mittlerweile haben sie ihre Scheu abgelegt und fühlen sich ganz wie zuhause. Ungeniert fressen sie am sündhaft teuren Bioreis herum, während sie einem vorwurfsvolle Blicke aus kleinen schwarzen Knopfaugen zuwerfen, weil man sie beim Abendessen stört. Und sie expandieren. Man findet plötzlich Haferflockendepots in Schuhen und angenagte Nüsse in Manteltaschen. Uns beschleicht das ungute Gefühl, dass das Haus gerade übernommen wird und wir eigentlich nix mehr zu melden haben. Naja, wir dürfen einkaufen. Kryptische Botschaften aus Dinkelmehl und Bioreis lassen uns wissen, dass wir gefälligst mal wieder Grünkern kaufen sollen, anstatt immer diese langweiligen Haferflocken.

 

3 Zimmer, Küche, Bad … Teil 4

20150130-DSC_0005Sie haben die automatische Selbstzerstörung aktiviert. Dieses Haus wird sich innerhalb der nächsten 20 Tagen selbst zerstören. Bruchbuda tut seit etwa zwei Wochen alles, damit wir uns nicht mehr wohlfühlen. Ihre Bemühungen konzentrieren sich auf den neuralgischen Punkt der Gemütlichkeit – unseren Ofen. Als einzige Heizmöglichkeit im oberen Stockwerk ist er für den Wohlfühlfaktor in diesem Haus unerlässlich.

Phase 1 – ein Spalt tut sich auf

Es begann mit einem leisen, geheimnisvollen Knack. Ein großer Riss zog sich plötzlich quer über die Ofenscheibe. Erkundigungen beim Master of Ofen ergaben Folgendes: Scheibe austauschen kostet 400 Euro. Allerdings entspricht der gute Wärmespender nicht der aktuellen Feinstaubverordnung – heißt, wir dürfen ihn nicht nach unserem Umzug woanders wieder betreiben, sondern er muss genau da bleiben, wo er jetzt steht. Der Rat, ihn doch unserem Nachmieter zu überlassen, ist zwar gut, scheitert aber an der Realität. Einen Nachmieter für ein abgerissenes Haus zu finden ist eine echt große Herausforderung. Wir rücken also die Scheibe wieder schön zurecht, heizen weiter und lassen uns tapfer auf den Gedanken ein, dass der Ofen samt alles Gemütlichkeit mit Frühlingsbeginn von uns gehen wird.

Phase 2 – ein Nebel zieht herauf

Beim nächsten Betreten des Obergeschosses schwebt ein dichter Nebel im Raum. Alles ist bedeckt von kleinen Ascheteilchen und ein unromantisch penetranter Geruch nach Lagerfeuer liegt in der Luft. Wir stellen fest, dass die Dichtung durch den Sprung in der Glasscheibe unwiederbringlich hinüber ist. Professionelle Hilfe scheint uns für die vier Wochen, die wir den Ofen noch brauchen unverhältnismäßig teuer. Also tun wir das, was alle zupackenden Menschen in einer solchen Situation tun: Wir fahren in den Baumarkt und machen unser Ding, weil’s gut werden muss. Dort erstehen wir ein neues Dichtungsband und – was das Tollste ist – eine riesige Kartusche Superofenkleber zum Abdichten. Wenn das mal kein langer Heimwerker-Schwanz ist, den wir da auf den Tisch legen! Eifrig machen wir uns ans Werk und kleben und schmotzeln ALLES zu, was irgendwie danach aussieht, als könnte es dem Rauch zur Entweichung dienen.

Phase 3 – das Finale

Frierend warten wir 24 Stunden, damit alles schön aushärten kann und blasen derweil mit Elektrogebläsen unser Geld zum Fenster hinaus. Dann ist es soweit. Wir entzünden ein Feuer und sitzen atemlos davor. Es macht wieder Knack. Und nochmal. Es folgt ein Geräusch, wie wenn ein Stück Eisschelf abbricht und wo vorher ein Riss war sind jetzt zehn. Bevor das ganze Ding explodiert löschen wir hastig das Feuer und verbringen die nächsten Wochen zwischen Elektrogebläse, Wärmflasche, Fön und der kleinen Tonne, in der wir unsere sauer verdiente Kohle abfackeln.

Es wird Zeit zu gehen!