Plazenta-Party

Kinder, wie die Zeit vergeht. Da bekommst Du ein Kind, Deine Freundin auch, dann ein zweites, Deine Freundin auch, die bekommt ein drittes, Du nicht, aber egal. Du kommst zwar zu nix mehr, aber als perfekte 1A-Alternativ-Supermutter schleppst Du nach der Geburt natürlich trotzdem die im Schweiße Deines Angesichts produzierte Plazenta aus dem Geburtshaus mit nach Hause, um sie angemessen würdevoll und rituell zu begraben und ein Lebensbäumchen für das Kind darauf zu pflanzen. Nur, vor lauter Stillen, Wickeln, Biobrei-Kochen, Bauernhofbilderbüchervorlesen, Babymassage und Schwimmkursen, Musikgarten und Pekipgruppe, durchzechten Kreischnächten, Windpocken, Streptokokken, Impfterminen, Kindergruppeneingewöhnungen, Wieder-in-den-Beruf-Einsteigen, Scheidungsschlachten und dem ganz normalen Überleben kommst Du leider nicht mehr zum rituellen Vergraben des heiligen Mutterkuchens, und eh Du Dich versiehst, wirfst Du ihn einfach in die Gefriere. Oder, wenn Du keine eigene Gefriere hast, in die einer guten Freundin. Du denkst nicht mehr groß daran, die Freundin auch nicht, und wenn, dann höchstens: Nicht jetzt. Die Jahre vergehen, und dann zieht Deine Freundin um und muss die Gefriere abtauen.

Wir glühen vor, die Plazenten tauen auf

In Fantas Kühltruhe lagern mittlerweile drei Plazenten, nämlich die von Lotti, Rulle und Wulle, die von Hotti und Mulle konnten wir anderweitig entsorgen. Nach 256 geplatzten Plazenta-Party-Terminen spielen wir mit dem Gedanken, die Dinger einfach in den Restmüll zu kippen, aber zwei Tage vor Fantas Umzug packt uns schließlich der Ehrgeiz. Wir sitzen auf meinem Balkon und warten, bis Hotti und Lotti eingeschlafen sind. Während wir mit Radler vorglühen, tauen im Eimer auf Fantas Gepäckträger die Plazenten auf. Als es dunkel wird, ziehen wir los Richtung Wald. Im Rucksack: eine Taschenlampe, eine kleine Gartenschaufel und eine große Flasche Gran Reserva. Im Eimer: drei halb aufgeweichte Mutterkuchen in Plastikbeuteln. Kaltblütig stolpern wir durchs Unterholz und suchen nach einer ebenso würdigen wie wurzelfreien Stelle, was im Wald nicht ganz einfach ist, außerdem hat es seit Tagen nicht geregnet, und der Boden ist furztrocken. Aber was ist ein nächtlicher Wald gegen zwei entschlossene Alternativmütter?

Fehlt nur noch die Polizei

Wir entscheiden uns schließlich für einen Platz im Irgendwo, und als mir irgendwann auch meine Taschenlampe wieder einfällt, wird es richtig lauschig. Wir zerteilen Regenwürmer, Spinnen kriechen durch die Erde, und auch ansonsten ist im Wald schwer was los. Fantas Handy klingelt, große wilde Tiere rascheln im Gebüsch, fehlt nur noch die Polizei. Nach zwanzig Minuten haben wir ein circa zehn Zentimeter tiefes Loch. Wir sind schweißgebadet, die Handgelenke schmerzen, ein Stück vom Schaufelgriff bricht ab, und wir fragen uns, wieviel Tage man wohl braucht, um eine Leiche zu verscharren. Plötzlich wird uns wird klar, warum so viele Leute ihre Leichen einfach in Betongruben werfen. Fanta schimpft: „Jaja: ‚Lebe wild und gefährlich!‘ Darunter habe ich mir sowas wie wilden Sex vorgestellt und nicht die Produkte von Sex im Wald zu vergraben!“ Ich denke, den Spaten von Dr. Sprite auszuleihen, hätte durchaus Sinn gehabt.

Aber es hilft ja nichts, da müssen wir jetzt durch, und die Vorstellung, irgendwelche Füchse oder andere räudige Waldbewohner könnten unsere schönen ehemaligen Körperteile ausgraben und auffressen, treibt uns weiter an. Nach gefühlten drei Nächten knieen wir schließlich vor einem Loch, in das unsere angetauten Ex-Organe, wenn man sie richtig hinein quetscht, gerade so passen müssten. Wir diskutieren kurz, ob es karmatechnisch zu verantworten ist, sie mit Plastikbeutel zu vergraben, entscheiden uns dann aber dagegen. In Ermangelung eines Taschenmessers reißt Fanta die Plazentatüten auf, eine ist gleich dreifach eingepackt, und die Soße läuft ihr über die Hände. Es ist nicht schön, und wir bringen die Sache schnell hinter uns. Als wir hinterher die große Flasche Gran Reserva kippen, sind wir uns einig, die Dinger in die Restmülltonne zu werfen, hätte nicht halb so viel Laune gemacht. Das kann ja jede 0815-Mutti.

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Gib mir 5!

5 gewinnt.

Hooray, Lotti ist 5! Das bedeutet einerseits, dass sie nun reifer, verständiger, selbstbewusster, frecher, widerspenstiger, bockiger und noch eigenwilliger ist als je zuvor; andererseits, dass es nur noch ca. 15 Jahre bis zu ihrem Auszug sind. Wenn man 5 wird, bekommt man einen Kindergeburtstag, und was für einen. Ich weiß nicht, was Lotti sich konkret vorstellte, als sie seit Ende November den Countdown bis zum Tag X runterzählte („Noch 32 Mal schlafen, noch 31 Mal schlafen, noch 30 Mal….“). Dass sie einen Abend vorher („Gell, Mama, nur noch EINMAL SCHLAFEN?!???!!!!“) nicht hyperventilierte, grenzt an ein Wunder.

Der Tag X ist da und fängt erstaunlich entspannt an. Zuerst kriechen Hotti und Lotti unter meine Decke zum Wachschnuckeln, dann gibt’s Bescherung, Hotti und ich schmettern „Heute kann es regnen, stürmen oder schnein“, Lotti strahlt rolfzuckowskimäßig wie der Sonnenschein, wir setzen die Geburtstagsqueen auf ihren mit Luftschlangen und Luftballons geschmückten Thron, diese packt Geschenke aus und ist im Rosaglitzermädchenglück (ein rosa Glitzerspiegel, ein rosa-lila Glitzereinhorn, eine rosa Glitzerperücke mit Blümchenhaarreif), alle stopfen noch im Schlafanzug Kuchen in sich rein. Später kommt der Hotti-Lotti-Papa, sogar fast pünktlich, bringt Muffins mit und verwandelt mit den beiden das Kinderzimmer in ein Girlanden-Luftballon-Luftschlangen-Paradies. Alles prima.

Ich setze „Schnaps“ auf meine innere Einkaufsliste

Und dann geht’s rund, die Gäste kommen, alle auf einmal, alle haben einen totalen Feiertagshaschmich, und kein Elternteil, das seinen Spross zwischen den Jahren bei mir abstellt, versäumt darauf hinzuweisen, wie großartig sie das finden, dass sie jetzt mal einen Nachmittag Pause haben und sie so unverhofft zum Shoppen / zum Friseur / zurück ins Bett gehen können. Juhu, ich komm‘ mit. Den Auftakt macht Paul, der in dem Moment, als er feststellt, dass seine Mutter das Geburtstagsgeschenk wieder mitgenommen hat, schlicht durchdreht. Auch als seine Mutter zwei Minuten später wieder auf der Matte steht, um das Geschenk abzuliefern, ist für Paul die Party gelaufen, er will heim und zwar sofort, und ich bange um meine Fensterscheiben. Währenddessen versucht ein Papa, sein Kind im Kinderzimmer bei den anderen Gästen zu parken, aber sein Kind will nicht, weil die anderen zu laut sind und das Kind eher leise. Nach langem Hin und Her kann der Papa gehen, und das Kind klebt nicht mehr an seiner Hand, sondern an meinem Bein. Nebenan flippen 7 überdrehte, feiertagsaufgestaute, mit Süßigkeiten vollgestopfte, partygeile Vorschulkinder komplett aus, ich bin froh, dass das Hochbett an der Wand festgeschraubt ist, und spiele mit dem Gedanken, einen Schnaps zu trinken, habe aber leider keinen da. Ich setze „Schnaps“ auf meine innere Einkaufsliste.

Und dann werfe ich mich todesmutig ins Auge des Kinderpartytornados, zwinge die Berserker zum Flaschendrehen und strukturierten Geschenkeauspacken, verfrachte sie an den Kuchentisch, wo sie sich mit noch mehr Süßbapp vollstopfen, verbinde ihnen die Augen, drücke ihnen Kochlöffel in die Hand und zwinge sie auf den Boden: „LOS, TOPF SUCHEN, ALLE HELFEN MIT, WÄRMER, WÄRMER, KÄLTER, WÄRMER, HEEEEI???, JAAAAA!!!! LOS UND DER NÄCHSTE, HOPP!!!“ Das ist der Punkt, wo Hotti sich langweilt, nur noch doof im Weg rumsteht und ich sie entnervt in ihr Zimmer schicke, woraufhin das Geburtstagskind anfängt zu heulen und sagt, was das für ein blöder Geburtstag ist, und so hätte sie sich das alles überhaupt nicht vorgestellt. Innerlich kippe ich einen zweiten, dritten und vierten Schnaps. Und atmen. Unerwartet interveniert plötzlich der Hotti-Lotti-Papa und sediert für ein paar Minuten den ganzen Haufen mit seinem Phlegma und den neuen Plemo-Spielsachen.

Dann noch Schatzsuche in der eigenen Wohnung (und alle so yeah), Brezeln, und der Spuk ist vorbei, die Meute wird abgeholt, meine Hülle sinkt auf dem Küchenstuhl in sich zusammen. Für den nächsten Kinderwahnsinn notiere ich: 1. Auswandern in ein Kinder-Hüpf-und-Kreisch-Center. 2. Schnaps, viel.

Frohes Fest

Wenn es mit dem Liebsten, zumal in der Vorweihnachtszeit, in die Hecke geht, bietet das hinreichend Anlass für grenzenloses Selbstmitleid, exzessive Endzeitgedanken und eine gepflegte Depression. Vor allem möchte man sich übergeben, wird man unfreiwilliger Zeuge von Gesprächen über die kommenden Feiertage, die sich vor einem aufbäumen wie die Riesenschlange vorm Zwergkaninchen. Aber man muss ja nicht gleich alles so schwarz sehen, schließlich wohnt ja jedem Ende ein Zauber inne, oder war es der Anfang? Und endlich hat man ja vor allem auch wieder eins: Zeit, vor allem abends.

Endlich kann man abends wieder nach Strich und Faden Formulare ausfüllen und mehr als fristgerecht einreichen, Zeitschriften lesen, die man sich im Frühling gekauft hatte, weil es darin um die große Liebe ging, stundenlang Löcher in die Luft starren, Däumchen drehen, nach Herzenslust Zeit im Internet vergeuden oder selbstreferenziell über das eigene Elend bloggen. Hat man darüber hinaus noch ein paar handfeste Ordnungs- und Sortierneurosen, hat man gewonnen. Endlich kommt man mal wieder dazu, bis in die Puppen Stecknadeln im Nadelkissen nach Farbe und Teebeutel nach Farben, Geschmack oder Koffeingehalt zu sortieren. Man kann in Ruhe neue Klingen an die Spitzer der Kinder schrauben, deren 2193 Buntstifte sauber anspitzen, überprüfen, ob sich noch genügend Frostschutzwasser im Wischwassertank befindet und der Telefonstecker richtig in der Buchse sitzt, Listen schreiben oder auch mal wieder ganz gechillt die Unterlagen von der Krankenkasse durchsehen. Wahlweise auch die der Autoversicherung. Man kann das Telefonbuch lesen und früh schlafen gehen.

Hat man zudem in den vorangegangenen Monaten sein Sozialleben sträflichst vernachlässigt, droht auch nicht die Gefahr von anrufenden Freundinnen belästigt zu werden. Man kann entspannt vor sich hingammeln und froh sein, dass man Kinder hat, die einen davor bewahren, in der eigenen Wohnung zu Staub zu zerfallen.

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Offener Brief an Frau Müller-Lüdenscheidt

Werte Frau Müller-Lüdenscheidt!

Kein Problem!

Schon Johanna von Koczian kam anno 1977 in Rechtfertigungsnöte, als sie sang: Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem, sagt mein Mann. Auch Johanna wuchsen anscheinend die einen oder anderen Dinge über den Kopf, war von den alltäglichen Anforderungen ihres Schlagerfilm- und Hitparadenlebens heillos überfordert und wurde damit zum Idol zahlloser 80er-Jahre-Hausfrauen inklusive meiner Mutter. Und dabei hatte sie nicht mal Kinder, geschweige denn einen Blog!

Was treibt die Frau den ganzen Tag?

Aber Sie haben natürlich vollkommen Recht: Man kann nicht Leute anfixen und ihnen dann keinen neuen Stoff besorgen. Genauso wenig kann man einen Blog betreiben und dann nicht schreiben. Und natürlich sind Sie nicht die einzige, die schweißgebadet, zitternd und zähneklappernd auf Turkey vor dem Rechner sitzt und auf Nachschub wartet. Nein, auch Monsieur Ackerpaul und vermutlich zehntausend Andere sind seit Wochen vollkommen hilflos, weil ihnen durch die Absenz von Lady Blablas Horrorskop jegliche Orientierung flöten gegangen ist. (Warum DIE allerdings nicht schreibt, weiß ich auch nicht – DIE hat doch den ganzen Tag weißgott nichts zu tun.)

Die Preisfrage lautet nur wie immer: WANN, zum Teufel, soll man schreiben? Bei zwei pflegeleichten Kindern und einem popeligen Halbtagsjob fragt man sich natürlich unwillkürlich: Was treibt die Frau den ganzen Tag? Um meine Fangemeinde ein bisschen mit dem harten Los der versorgungstechnischen Unregelmäßigkeit auszusöhnen, gewähre ich jetzt und hier exklusiv intime Einblicke in die Abgründe meines Familienplaners – und sagt hinterher nicht, so genau wolltet Ihr’s gar nicht wissen! Hier ein wildes Medley der letzten zwei Wochen:

Kalenderwoche 18: Kinder nicht vergessen!!

  • Kindsvater 2 Wochen Türkei, keine Fahrgemeinschaft mit Mr. Sonic, Kinder selbst abholen (nicht vergessen!!)
  • 10:25 Lancelot Flughafen (Exilende NY, Vulkan hat Einsehen)
  • Die Muffia schlägt zurück: Freispiel statt Kinderbespaßung.

  • 17:15 Hotti Zirkuskurs Ende
  • alleine fahren, 17:00 Hotti und Lotti im Kindi abholen (nicht vergessen!!)
  • 09:30 Frühstücken Giannini
  • 14-17:00 Teambesprechung
  • 16:00 Zirkusvorstellung Zambaioni, Susi abholen, will mit (nicht vergessen!!)
  • Lotti besucht Sophia, Hotti besucht Maria: beide abholen!!!
  • 10:00 Winterreifen wechseln
  • 16:00 Frau Futz (Lottis Logopädin)
  • Pietra Geburtstag, erstmals vergessen, Scheiße, sorry!!!
  • Betriebsausflug Schule Hotti, 12:30 Schulschluss, keine Betreuung!
  • 15:30-18:30 Rulle Kindergeburtstag: Muffins backen + Fanta helfen (Kinder bespaßen), Geschenke besorgen (Zahnbürstendose + Kulturbeutel)
  • Zelt probeaufbauen für Frankreichurlaub (fällt aus, Regen…)
  • Peter mit zu Lotti, Saso (anderes Kind) von anderem Kindi abholen (auf keinen Fall vergessen!!!)
  • 20:15 Tatort mit Frau Odenthal

  • Kalenderwoche 19: Welchen Schlafanzug nehme ich mit?

  • Tagesmutter fällt aus, Ersatz organisieren!
  • Neue Mitarbeiter, Redaktionssitzung
  • alleine fahren, 17:00 Hotti und Lotti Kindi abholen (nicht vergessen!!)
  • 15:15 Frau Futz (Logopädin)
  • Ricky und Martin zu Besuch bei Hotti (Vater holt ab)
  • 10:00 Geburtstagsfrühstück Ma Baker (zu Hause, weil Hotti krank) (Geschenk!!!)
  • 14-17:00 Lancelot (Fußball)
  • 19:30 Geburtstagspizza bei Ma Baker
  • Kumi-Papier mit Dr. Sprite, Donnerstag!!
  • Pädagogischer Tag Schule Hotti, schulfrei (scheiße).
  • Elternsupport Fremdkinderbetreuung: Pizza backen, Nachtisch! (undankbare Kinder, nächstes Mal: Ravioli!!)
  • Hotti: Geburtstag bei Hansi, Geschenk besorgen! (Lego-Hubschrauber oder -Boot)
  • Brückentag: schulfrei (juhuu!!)
  • Freitag: Kindsvater Türkei zurück, Übergabe Hotti+Lotti
  • Wellness-Wochenende in Kurhotel Münze (welchen Schlafanzug nehme ich mit???)
  • Sonntag: Urlaubsplanung mit Salvatores (Sonnencreeeeeeme!!!)
  • Kinder zurück.
  • Uswusw.
  • Strichbienen, Zahnarzt, URL ändern!

    Als Daueruntermalung: Nölige/ kranke Kinder, entzündete Nebenhöhlen und Bindehäute, emotionale und anderweitige Ver- und Entwicklungen, da kommt man dann auch wieder nicht zum Schreiben geschweige denn zum Schlafen. Reicht Ihnen das, liebe Frau Müller-Lüdenscheidt, oder möchten Sie noch mehr?

    To do: Bloggen!


    Als absolutes Entschuldigungs-As im Schlamper-Ärmel hätte ich noch die terminunabhängige To-do-Liste zu bieten, da stehen dann so Sachen drauf wie: Strichbienen für Giannini, EDV-Prinz: Wunderbra-URL ändern!! oder: Bloggen!!!

    Für KW 20 stehen an: Ressort-Sitzung, Zahnarzt, Logopädin, Kinderbesuch, Personalratswahlen und: URLAUB – und das, meine liebe Frau Müller-Lüdenscheidt, mit Ihnen!

    Es grüßt Sie herzlichst und in heller Vorfreude:
    Ihre aktuelle

    Update

    Lissabon, Berlin, New York, Rio, Lingendingen – ja, die Hausfrauen und Mütter von heute kommen herum in der Weltgeschichte. Allerdings gilt es als moderne Frau ja nicht nur durch Metropolen zu jetten, Kinder zu bespaßen und an der Karriere zu feilen, nein, man hat darüber hinaus selbstverständlich auch ein erfülltes Sozialleben vorzuweisen. Gerade Letzteres gestaltet sich allerdings nicht ganz so einfach, weil natürlich alle anderen supermodernen Freundinnen-Frauen ebenfalls darum ringen, Städtehopping, Kinder, Karriere und Socializing unter einen Hut zu bringen.

    Wir brauchen Doubles!

    Das sieht dann so aus, dass man an seinem kinderfreien Wochenende Telefon, Adressliste und Kaffee-Venentropf im Bett postiert und ab 9 Uhr morgens Gespräche in einer Frequenz führt, die jedem Callcenter-Chef Tränen in die Augen treiben würde. Um 15 Uhr bin ich zwar reizüberflutet, aber auf dem neuesten Stand.

    Strichbienen, tiefgefrorene Nagetiere und Frau Odenthal

    Giannini möchte mit mir, Hotti und Lotti nach Südfrankreich in den Urlaub fahren und braucht Strichbienen. Schwester S hebt ein Grab aus für Hamster Willi, der zwar bereits letzte Woche verstorben ist, aber wegen Kind und Arbeit noch nicht bestattet werden konnte und daher seit seinem Ableben in der Tiefkühltruhe zwischengelagert wurde. Meine Mutter hat ihren kleinen Kater nach stundenlanger Suche im Garten schließlich auf der Markise wiedergefunden, glücklicherweise noch vor dem Einkurbeln. Schwester T hingegen ist in der nordhessischen Provinz verschollen, auch Captain Janeway bleibt unerreicht, ich simse ihr, Missy RB, Pietra und Celada bekommen E-Mails. Ma Baker muss für die nächsten zehn Tage ihrem Angestelltenverhältnis im Irrenhaus nachgehen und daher diesen Sonntag bei der Mädchengruppe Tatort leider aussetzen, im Gegensatz zu Frau Odenthal sowie den Herren Bootz und Lannert, mit denen ich ein ganz reales Date für Sonntagabend, 20.15, arrangieren kann. Es gibt noch Konstanten. Heureka!

    Onkel Alfred schaffe ich heute nicht mehr

    Tante Marion muss warten.

    Onkel Alfred und Tante Marion verschiebe ich auf morgen, die schaffe ich heute nicht mehr. Dafür erwische ich Boccaccia, die ich schon Ewigkeiten weder gehört noch gesehen habe. Sie hat einen neuen Job, ein neues Auto, die Malerrolle in der Hand, ihr Kind und den alten Vermieter am Rockzipfel und steckt mitten im Umzug. Wir telefonieren nur kurz und versichern uns gegenseitig, dass wir uns ganz bald treffen. HA! Nichts leichter als das!

    Frau Erdinger und ich verabreden uns noch für denselben Abend für einen ganz konkreten Spaziergang mit echter Face-to-face-Kommunikation, wir sind beide zutiefst erschüttert ob derartiger Spontaneität. Bei Fanta versuche ich es gar nicht erst, sie verbringt das Wochenende im bayrischen Ausland, und Urschula, die ich eigentlich in ihrem Gütle besuchen wollte, muss ich leider versetzen, weil ich mit dem Hörer in der Hand einschlafe.

    Her mit dem bedingungslosen Grundeinkommen!


    Fazit: Wir alle brauchen entweder jede 20 Doubles oder das bedingungslose Grundeinkommen. Oder wie ein Typ auf der Re:publica meinte: Mein Tag hat 48 Stunden, ich bräuchte 72.

    Óla II oder: Rumhängen!

    Palmen! Sonne!! 24°!!!

    So, da Ihr ja alle nicht mehr schlafen könnt, weil Ihr Euch ständig fragt, wie LISSABON (!!!) war, hier noch ein bisschen mehr aus dem Reisenähkästchen. Es fing damit an, dass unser Hinflug erstmal gecancelt wurde, weil der Pilot zu einer Beerdigung musste. Die Frau am Check-in-Schalter behauptete zwar, es liege ein technischer Defekt vor, aber Urschula und ich wussten es selbstverständlich besser.

    Gepflegtes Rumhängen in Ufosesseln.


    Haareschneiden und Schlüsselbunkern im Hairport.

    Haareschneiden für wichtige Menschen: der Hairport.

    Wir kamen trotzdem irgendwie an, hingen erstmal eine gepflegte Weile am Cais do Sodré herum und fanden sogar nach mehreren Anläufen unser Quartier in Bairro Alto, direkt gegenüber gelegen vom WIP-Friseursalon und unserem Schlüsselbunker.

    Galao, bolos und Superbock

    Urschula im Ufosessel.

    Nachdem wir dann noch längere Zeit in buntischen Ufosesseln – jeweils bepflanzt mit einem Olivenbaum und zwei Kräutersorten auf jeder Seite – rumgehangen hatten, fingen wir an literweise galao (Milchkaffee, nur leckerer) zu trinken und kiloweise Gebäck in sämtlichen Ausführungen in uns hineinzustopfen, womit wir eigentlich erst wieder im Flugzeug nach Hause aufhörten.

    Kiffen bis der Arzt kommt.

    Abends fanden wir auf einem Hügel in Bairro Alto einen extrem lässigen Sit-in-Rumhäng-Platz (tut mir leid, ich hasse das Wort LOCATION) mit Kiosk und bezauberndem Blick auf den Tejo, wo sich Lissabons Studenten-Adoleszenten-Scene nicht nur mit 1-Liter-Flaschen Superbock (Bier) die Kanne gibt, sondern auch ganz ungeniert Drogen konsumiert. Selten habe ich Menschen so offensiv kiffen gesehen. Wir setzten uns mittenrein, simulierten Jugend und Portugiesentum, aßen uns durch die gesamte Snackpalette des Kiosks und tranken Superbock aus Plastikbechern.

    Wäsche.

    Auch sehr schön: Wäsche, vor sämtlichen Fenstern. Am schönsten aber: Musik, überall Musik, in den Straßen, aus den Fenstern, zusammen mit Sonne, Tejo-Geplätscher, Portugiesisch-Gebrabbel und einer Million gekachelten Schnucki-Häusern…

    Wäsche, Musik, Tääääschuuu

    Wäsche vor Kachel-Schnucki-Häuschen.

    Nach der ersten beinahe schlaflosen Nacht – wie gesagt: unsere Wohnung lag direkt über einem Szene-Club im Szene-Viertel… – begrüßte mich morgens unser Gastgeber und Schwabenportugiese Hamlet im Waffelbademantel, versorgte uns mit Tipps und Tricks rund um Portugal (z.B. wer jetzt wie Danke sagt: obrigada die Mädels, obrigado die Jungs) und korrigierte mich viermal, bis ich Tejo endlich richtig aussprach: Täääääschuuu, aber mit weichem sch, wie in Genie.

    Tejo mit Golden Gate Bridge.

    Auf genau dem machten Urschula und ich dann später eine Bootsfahrt, was Hamlet wiederum beinahe aus der Fassung brachte, weil er meinte, so einen Scheiß machen doch nur die Amis. Well. Genau so uncool fand er im Übrigen auch unser geliebtes Rumhängen im Noo Bai Café (Das ist doch nur was für doofe Touris!! – Na und?!), das direkt bei den Kiffer-Hippie-Studis auf dem Location-Berg liegt und eine sehr angenehme Mischung aus leckerem Essen, toller Terrassenaussicht auf Tääääschuuu und gepflegtem Chaos darstellt. Die Bedienung allerdings ist extrem lahm, abgesehen von Ewelyna. Apropos uncool: Eine der tollsten Sachen am Älterwerden ist ja, wie ich finde, dass man nicht mehr Rumcoolen muss. Man kann einfach blöde, langweilige, UNCOOLE Sachen machen und sie nach Strich und Faden genießen. YES!

    Flohmarkt, O.b.-Kunst und Zimttörtchen

    Strom für alle!

    Extrem beeindruckend fand ich auch die portugiesische Elektrik, die man ohne weiteres bei Bedarf jederzeit und überall von den Hauswänden abzapfen kann. Man möchte nicht über Gewitter, Blitze und Ähnliches nachdenken. Noch mehr uncoole Tourisachen, die richtig toll waren: das Hieronymuskloster,

    Mehr uncooler Tourikram: Mosteiro dos Jerónimos.

    das Museu Colleccao Berardo mit wirklich unglaublichen Ausstellungs-stücken (s.u.), Sao Jorge, Vanillecreme-Blätterteig-Törtchen-mit-Puderzucker-und-Zimt-Essen in der Antigua Confeitaria Belém, Flohmarkt mit Tejo-Blick und Bacalhau-Essen. Und danach: Natürlich Rumhängen im Park!

    Trinkt ihn mit Zucker!

    Menstruieren mit Eleganz: Kronleuchter aus Tampons im Museum für zeitgenössische Kunst.

    Am letzten Abend gab’s dann noch Mojito in unserer Zweitlieblingsbar Barbica (hab ganz vergessen, Hamlet zu fragen, ob wenigstens die cool ist). Bica heißt übrigens zwei Sachen: 1. Wasserspeier. 2. Synonym für Espresso. Weil der nämlich den Portugiesen bei seiner Neueinführung zu bitter war, dachte sich ein findiger Cafébesitzer den Slogan Beber iste con acúcar aus, was heißt: Trinkt ihn mit Zucker! Und dann ging’s auch schon wieder heim, Sonntag um 6 zum Flughafen nach zwei Stunden Schlaf mit massiver Bassunterlegung, selbstredend mit Ersatzfliegern, Verspätungen und verlorenen Rucksäcken, aber in einen wunderschönen Sonnenaufgang hinein.

    Mojito in der Wasserspeierbar.


    Beim Mojito in der Barbica hatten Urschula und ich noch ernsthaft erwogen, den Flug einfach sausen zu lassen und uns langfristig nach Portugal abzusetzen. Als wir in Deutschland ankamen, wussten wir, warum: 6° Celsius, HAGEL, Horrornachrichten aus Polen und die gute alte B2727272727…

    Stand für mich Anfang der Reise fest: Ich bin keine Reisetante!, weiß ich 1397 galaos, 725 bolos und 243 bacalhaus später mit 100%iger Sicherheit: Ich bin eine Reisetante!! Ich will alles, überall hin und zwar sofort! Stellt sich nur noch die Frage nach Zeit und Geld. Meine Kontonummer: 2789 225, Reisekasse Lingendingen.

    Óla!

    - Bacalhau! - Obrigada!

    So, da wären wir auch schon wieder, das ging aber schnell, ja, leider, denn es war GROßARTIG (in Lissabon)! Kamen heute wiederwilligst zurück und fragen uns, wie wir die morgige Erwerbstätigkeit hinter uns bringen geschweige denn überleben sollen. Doch wir versuchen ausnahmsweise einmal uns dem Problem erst zu stellen, wenn es da ist, nämlich morgen früh, und nicht schon im Vorfeld durchzudrehen, sprich heute Abend. Jetzt sind wir noch im Fado-Modus, mit Sehnsucht und 24° Sonne im Herzen, einem fetten Sonnenbrand in Gesicht und Dekolleté, das sanfte Tejo-Plätschern sowie die dröhnenden Bässe des Clubs unter unserem Quartier im Ohr und den Dreck vom Cais do Sodré und der Carreira No 28 an der Jeans, da muss man noch ein bisschen schwelgen.

    Schreib nachher weiter, muss Urschula den verloren gegangenen Rucksack vorbeifahren. Wenn heute nix mehr kommt, bin ich eingeschlafen…

    Wer war Duarte Belo?

    Ok, unsere Rucksäcke sind wieder da, sie haben eine Extra-Runde Lissabon-Zürich mitgenommen, hätte ich auch gerne, jetzt ist alles prima, ich allerdings totmüde. Darum abschließend noch ein kleines Bildchen und dann Schluss (alle auf einmal erträgt man ja eh immer nicht).

    Quartier mit mindestens Weltrang: Die Rua da Bica de Duarte Belo.

    Here we go: Unser Quartier: Die Rua da Bica de Duarte Belo, zu deutsch: Die Straße des Wasserspeiers von Duarte Belo (früherer Großgrund-
    besitzer). Laut unserem Gastgeber Hamlet eine der meistfotografierten Straßen Lissabons. Oder Portugals? Der Welt?? Was sie so besonders macht: 1. zwei elevadores, die den ganzen Tag die Straße rauf- und runterzuckeln, 2. eine unsägliche Menge an Clubs, von denen nächtlich drei neue aus dem Boden sprießen, 3. die Wahlheimat von unserem Herbergs-Portugiesen Hamlet, der uns nicht nur mit Informationen en masse, sondern zudem mit Bambusblättertee und Erkältungsbalsam versorgte. Morgen mehr, boa noite und adeus!

    Viva la vida!

    Happy birthday to me!

    Ein ereignisreiches Lebensjahr neigt sich dem Ende zu, Zeit für einen Rückblick. Das war 34: In diesem Jahr eroberte ich mit Hotti und Lotti nicht nur Nordsee, Watten-
    meer, Allgäu-Heustadl, den größten Schoko-Schock-Eisbecher der Welt, Kaulquappenteiche, Wildschweingehege und Maislabyrinthe, das Goldersbachtal mit den Salvatores, den Mount Österreich, die Burg Hohenzollern, das Hosensteinmuseum und den Zoo mit Marine Sergeant Sully. Nein, ich beerdigte auch sieben Kaulquappen, bestritt sechs Wochen zäheste Sommerferien und gab äußerst erfolgreich die Kindergeburtstagsnanny, den Osterhasen, Nikolaus und das Christkind.

    Ich überlebte nicht nur Herbst- und Kürbisfeste in Schule und Kindergarten, Bindehautentzündungen, Erkältungen, Ekelherpes, Weihnachten und Silvester, sondern auch diverse emotionale Schleudertraumata, Herzgrippen, hormonelle Achterbahnfahrten und die peinlichste Abfuhr meines Lebens (ich möchte nicht darüber reden).

    Ich erlebte meinen persönlichen Mauerfall, betrieb passive und aktive Prinzenstudien, durchlief Ambivalenz-Assessment-Center, genoss bewusstseinserweiternde Frühstücke, Sherrysessions und Volkshochschulkurse mit Ma Baker und Dr. Sprite und wurde gleich zwei mal stolze Autobesitzerin.

    Ich begegnete dem Weihnachtsmann und Ritter der Tafelrunde in Personalunion, entdeckte die Langsamkeit, kapierte, wovon alle reden (I have seen the light!!!) und tauschte Kakteen gegen Tulpen.

    Ich entdeckte Schwester Jennifer Rush neu, söhnte mich mit Xavier Naidoo aus, verstand Tocotronic, oszillierte und kapitulierte schließlich. Darüber hinaus wurde ich Porno-Queen (ich war jung und brauchte das Geld) und fuhr gegen Ende der 34 noch mal so richtig gegen die Wand. Und, last but not least, eröffnete ich mit Ma Baker den erfolgreichsten Blog des WWW: Wie wunderbra!!

    Ich würde sagen: Diese Bilanz kann sich sehen lassen! Setzen wir mit der 35 zum Quantensprung an. Leben, lieben, kämpfen!

    Bitte Socken mitbringen!

    Nach einer nicht unanstrengenden Woche – massive Hirnverspulung, mittelschwere Herzgrippe (ich denke, ich komme durch), streikende Erzieherinnen in zwei Kinderbetreuungseinrichtungen (gebt ihnen doch bitte einfach ganz viel Geld!!!), kaputtes Auto, Fremdkinderbesuch mit Granateneinschlagseffekten im Kinderzimmer, Elterngespräch in der Schule – ist das Letzte, das ich am Samstag gebrauchen kann, ein Rhetorikkurs an der Volkshochschule, zu dem ich mich im letzten Herbst in einem Anfall von Bildungswahn angemeldet habe. Der Anfall muss sehr heftig gewesen sein, ich habe es nämlich geschafft, auch noch Frau Dr. Sprite mitzureißen und zur Mitteilnahme zu nötigen. Chancen und Risiken einer ausgeprägten Begeisterungsfähigkeit, gebt mir eine Idee, und ich verkaufe sie.

    Der Weiterbildungsteufel

    Wie gesagt, das war letzten Herbst, aber heute morgen ist heute morgen. „Jetzt rede ich – auch mit Lampenfieber!“ und zwar von 10 bis 17 Uhr, ich muss irre gewesen sein. Zum sechsten Mal in dieser Woche zwinge ich Hotti und Lotti ihr Frühstück gefälligst SCHNELL in sich hineinzustopfen, jage sie durchs Bad (LOS! MACH!! ZACKIG!!!) und liefere sie bei den jeweiligen Babysittern ab (Tschüssmeinschatzichhabdichlieb). Natürlich komme ich zu spät, Sprite sitzt sicher schon entspannt im Seminarraum und fragt sich, wo ich bleibe, hektisch schließe ich mein Fahrrad ab und als ich mich gerade zum hundertdreiundfünfzigsten Mal an diesem Morgen frage, welcher Teufel mich da bloß geritten hat, biegt Sprite um die Ecke, gehetzt, genervt und übellaunig, mit der Bäckertüte in der Hand, und fragt mich ebenfalls, welcher Teufel uns da eigentlich geritten hat. Bevor wir hineingehen, ringe ich ihr das Versprechen ab, mich bei der nächsten manischen Weiterbildungseuphorie BITTE aufzuhalten.

    Vielleicht doch noch den Folgekurs dranhängen -?

    Als Einstieg sollen wir einen Spontanvortrag vor der Gruppe halten. Auf Sprites Nase bilden sich Schweißperlen, ihre Knie zittern, mein Herz rast, unsere Hände werden klatschnass, der Impuls, auf der Stelle den Raum zu verlassen, wird übermächtig. Es hilft nichts, wir müssen da durch bzw. nach vorne. Wie durch ein Wunder überleben wir und dürfen in die Mittagspause. Für die zweite Einheit brauchen wir Socken (Bitte mitbringen!), habe ich natürlich vergessen, Sprite hat welche eingepackt, aber in die falsche Tasche. Nach anfänglichen Zweifeln und einer Stunde Körperhaltungs-, Stimm- und Luftballonspielchen packt es uns. Den nächsten Kurzvortrag mit argumentativer Drei-Schritt-Methode schaffen wir fast mit links und ohne Zittern, ich möchte mich auch nur noch hinter dem Projektor verstecken und nicht mehr gleich gehen. Wir werden euphorisch – wir, die neuen Rhetorik-Queens, wir werden sie alle mit dem klassischen Dreischritt in die Tasche stecken, notfalls auch mit Fünferschritten nachrüsten! HA! Die Moderation bei meinem Porno-Workshop (es ist nicht so wie es klingt) nächste Woche? Kinderspiel! Vielleicht doch noch für den Folgekurs anmelden?? Abschließend überzeugen Sprite und ich uns gegenseitig mit dem klassischen Dreischritt davon, dass wir das auf keinen Fall tun sollten und verabschieden uns glücklich ins wohlverdiente Wochenende.

    Den Mutigen gehört die Welt

    Mut ist, wenn du Todesangst hast und dich trotzdem in den Sattel schwingst.
    (John Wayne)

    Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass es diesen Blog überhaupt gibt. Ma Baker und die aktuelle mussten es nicht nur mit chronischem Zeitmangel, latenter Technikfeindlichkeit, äußeren Umständen, Außerirdischen und anderen Ausreden aufnehmen, nein, es galt vor allem auch Chancen und Risiken abzuwägen (Was, wenn uns nichts einfällt? Oder, schlimmer: Was, wenn uns jemand liest?), weibliche Selbstzweifel zu überwinden (Wier könen gah nich schraibn.) und männliche Zweifel am weiblichen Informationsgehalt zu ignorieren (Boar, voll selbstreferenziell, langweilig ey!) .

    Peinlich, nicht putzig
    Leider mussten wir feststellen, dass ab einem bestimmten Punkt auch und gerade die weiblichen Minderwertigkeitskomplexe einfach nicht mehr putzig, sondern nur noch peinlich und darüber hinaus hochgradig hinderlich sind. Diese bittere Erfahrung mache ich, als mir an ein und demselben Tag von zwei durchaus wohlmeinenden männlichen Mitmenschen die Frage nach dem Gedeihen unseres Blogs gestellt wird. Beim ersten Mal stammele ich etwas wie: „Ääääh, technisch ist alles fertig, nur trauen wir uns jetzt nicht was reinzustellen. (Pause.) Äääääh, das ist so’n Mädchending.“ Ich ernte einen ratlosen Blick, eine hochgezogene Augenbraue und der wohlmeinende Mann verlässt den Raum. Beim zweiten Mal sage ich nur: „Ich möchte nicht darüber reden.“ In dem Moment wird mir klar, dass es sich mit Selbstsabotage nicht länger kokettieren lässt und auch keine Blumentöpfe mehr zu gewinnen gibt. Im Gegenteil. Irgendwann werden Ichkanndasnicht und Ichtraumichnicht a) unsexy, b) albern, c) sinnlos, d) Energie- und e) Zeitverschwendung. Und irgendwann kann man es auch selbst nicht mehr hören.

    Move your ass!

    Also bissen wir in saure Äpfel, schluckten Kröten, brachen uns Zacken aus der Krone, sprangen über Schatten, schwangen uns in den Sattel und fingen an zu schreiben, um über den Tücken des Alltags nicht komplett den Verstand zu verlieren, den letzten Dingen auf den Grund zu gehen und damit auch noch uns und unser wertes Publikum zu bespaßen. Dass das schließlich doch noch geklappt hat, finden wir ganz wunderbra!