WSDC

Als Kind hat man ihn noch voller Aufregung verfolgt. Er war eine ernstzunehmende Sache. Dafür hat man auch den endlosen Punktevergabemarathon durchgestanden. Und war am Ende fassungslos, wenn tatsächlich irgendein Schrott ( die Auswahl war ja immer reichlich ) den ersten Platz gemacht hat. Wir sprechen vom Grand Prix Eurovision! Auch wenn er bereits altbacken war, als ich noch mitfiebernd vor der Glotze hing ( also vor etwa 25 Jahren ) und die meisten Interpreten zugegebenermaßen soviel  künstlerische Faszination ausstrahlten wie eine Scheibe trockenes Brot –  muß man ihn deswegen gleich in einen Eurovision Song Contest umwandeln? Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn ganz abzuschaffen, anstatt die Qual zu vergrößern, allein die deutsche Auswahl über mehrere Termine in die Länge zu ziehen und den eigentlichen Contest aufzubauen wie das letzte Drittel einer Fußball-WM. Germanys next Topfmodel für alle! Gibt es irgendwas, das noch nicht gecastet, vercampt, eincontainert und zerdokusoapt wurde? Geht’s eigentlich noch irgendwie normal, ohne zuerst Aus- und dann Abschlachten? Wozu sollte sich jemand in eine Kiste mit Kakerlaken legen? Oder im Baggercamp vor laufender Kamera unter Beweis stellen, daß man sich jemand abgreifen kann, der gerade auch keine großen Ansprüche stellt. Und die wichtigste Frage bleibt ja, warum sollte sich das jemand ansehen?

Wunderbra möchte sich dieser Entwicklung auf den Grund gehen und startet deshalb den Smartest Doof Contest!

Bewirb Dich noch heute! Zeig uns, wie hohl Du bist! Und sei vielleicht schon morgen unser letzter Heuler!

Ma Baker

Für alle, die auf dem Klo gerne mal gedanklich über sich hinauswachsen

Hier steh ich nun rum                                                        

Und weiß bestens Bescheid

Vor allem weiß ich

Es ist Zeit

Ich öffne die Tür

Und betrete den Raum,

Es kommt mir vor

Als wär’s ein Traum

Da ist auch ein Platz,

Der ist nur für mich,

Der sagt einladend

SETZE DICH!

Und da fängt es an

Rumort in meinem Bauch

Mir ist seltsam zumute

Bild: Caveman 92223, Lizenz:CC

Und ein bißchen Angst hab ich auch

Doch da steht es dann

Direkt vor meinem Gesicht

Ein buntes Etwas

In gleißendem Licht

Es tanzt und singt

Und blubbert im Kreis

Ich kann es kaum glauben

Doch ich weiß

Ich könnte es haben

Jetzt und hier

Dieses wunderschöne Ding

Ist ein Teil von mir

Ich strecke die Hand aus

Um es zu fassen

Um es mitten

Bild: diskurs, Lizenz:CC

In mein Leben zu lassen

Ich lächle es an

Und seh, etwas steht drauf

Ein blauer Engel

Und Danke auch

Da zerplatzt das Ding

Ich bin wieder hier

Meine Hand

Hält ein Stück Toilettenpapier

Ich wisch mir den Po

Mit Danke extra weich

So eine Toilette

Ist

Ein besonderer Bereich

Ma Baker

Pastellsommer

Bild: Fishy, Lizenz:CC

Liebe Mitmenschen, in diesem Fall insbesondere die Mitfrauen!
War irgendeine von Euch schon Ihre Sommergarderobe aufpeppen? Ende Mai ist das, denke ich, anzunehmen. Und habt Ihr die Trendfarben des Sommers gesehen? Ich habe zumindest mal meine Augen in ein kräftiges Rot gerieben, weil ich immernoch denke, es liegt irgendein Film drauf. Wird nicht besser, nur schmerzhafter. Wir scheinen die Ehre zu haben, diesen Sommer eher dezent und in dekorativer Sänfte zu verbringen. Das alles beherrschende Motto heißt PASTELL! Pastellfarben zeichnen sich durch ihren hohen Weißanteil aus, der jede anständige Farbe mit Substanz in eine Plörre verwandelt, die sich nur noch für Klokacheln eignet. An Klokacheln finde ich diese sanften Töne eigentlich auch ganz schön, wer will sich schon beim kleinen und großen Geschäft mit irgendeiner stressigen Farbe die Darmperistaltik durcheinander bringen. Aber Anziehen will ich sowas doch nicht! Zumindest nicht ausschließlich! Aber vergeblich sucht man die Weiten des Kaufhauses nach irgendeinem kräftigen Farbimpuls ab, mit dem man durch geschicktes Kombinieren vielleicht noch irgendwas retten könnte. Was ist wohl von einem Sommer zu erwarten, der sich im Farbspektrum zwischen hautfarben und flieder bewegt? Ich befürche Schlimmes. Gähnende Langeweile, fades Essen, sinnlose Gespräche, Kopfweh, NichtmalnenrichtigenSonnenbrand, endgültige Stagnation, Sackgasse, Nichtsgehtmehr…!
Die einzige sommertaugliche Assoziation zu dieser Farbauswahl ist Softeis.
Naja, immerhin etwas! Davon dann bitte ne Menge!

Ma Baker
(die sich auch schon ganz dezent fühlt)

Heute schon prokrastiniert?

Heute habe ich den Plan, etwas über Prokrastination zu schreiben, Ihr wißt schon, das erschreckend weitverbreitete Phänomen der „Aufschieberitis“. Allerdings muß ich mir erstmal nen Kaffe machen, sonst geht garnichts.

Es gibt für dieses nagende und überaus quälende Gefühl von „Dusolltestschonlängst…“ und „Ichkannaberheuteunmöglich…“ tatsächlich einen Fachbegriff samt Beschreibung des äußerst vielschichtigen Problems. Wenn ich es mir genau überlege, will ich schon seit einem halben Jahr etwas dazu schreiben. Was hab ich nur die ganze Zeit gemacht? Naja, egal, dafür wird mein Artikel jetzt nach einem halben Jahr Überlegung umso besser.
Eine Umfrage in den USA ergab, daß 40% der Befragten in ihrem Alltag regelmäßig prokrastinieren und 25% sogar ernsthafte Nachteile durch ihre Aufschieberei in Kauf nehmen. Das ist ja cool, dann bin ich garnicht undiszipliniert, sondern eigentlich voll im Trend. Apropos Disziplin, diese erschreckenden Zahlen lassen befürchten, daß die Ursache für Prokrastination nicht einfach in einem Mangel an Disziplin zu suchen ist, sondern ein sehr viel komplexeres Problem dahinter steht. Ja, in jedem Fall komplex, es ist wohl besser, ich geh erstmal eine rauchen, bevor ich mich an den komplexen Sachverhalt mache.
Ok, wieder da. Was wollte ich noch gleich? Ach ja! Die Ursachen für prokrastinatives Verhalten sind viel tiefer in der Persönlichkeit zu finden. Meist liegt eine Störung im Bereich des Zeitmanagements vor, gepaart mit einer mangelnden Fähigkeit zur Selbstregulation. Dazu lassen wir hier den aus Funk und Fernsehen bekannten Experten Dr. ZickZackZähn…den ich gestern eigentlich dazu befragen wollte…nicht zu Wort kommen. Ich könnte ihn ja jetzt noch schnell…naja, jetzt is für heute auch schon blöd…! Vergessen wir den Experten, sondern wenden uns gleich der Wichtigsten aller Fragen zu: Wie widersteht man dem Sog der Prokrastination? Wie strukturiert man das eigene Denken und Handeln in eine produktive, fokussierte Abfolge, in der der Weg von der Idee zum Ergebnis eine gerade Linie ergibt? Es gibt tausende von Möglichkeiten, sich gut auf die Spur zu bringen und täglich spuckt die Verhaltensforschung nochmal soviele aus. Der Möchtegernfokussierte setzt selbstverständlich Prioritäten, hat 20 ToDoLists, sein Handy ist ein permanentes Erinnermich und er platzt fast vor MindMaps. Und um alles in eine sinnige Reihenfolge zu kriegen bedient er sich des Eisenhower-Prinzips oder der ALPEN-Methode. Wir wollen das gleich oder besser nach der Mittagspause mal durchexerzieren.
Also das Eisenhower-Prinzip am Beispiel von ZickZackZähn-anrufen-müssen: Wir notieren in einem Koordinatensystem auf der Y-Achse die Wichtigkeit der Sache und auf der X-Achse die Dringlichkeit. Is das nicht irgendwie Dasselbe? RUHE JETZT! Wenn das dasselbe wäre, dann gäb’s doch kein Koordinatensystem und wäre langweilig. Wir tragen Dr. ZickZackZähn also auf der Y-Achse ganz oben ein, weil es wirklich wichtig ist, und auf der X-Achse ganz rechts, weil wir finden, es wäre auch ziemlich dringlich. Und haben als Ergebnis völlig überraschend: Umgehend erledigen! WOW! Das muß ich erstmal verdauen, weshalb ich den Doc dann doch lieber erst morgen anrufe. Da kann dann auch gleich die ALPEN-Methode zum Tragen kommen, die macht man nämlich am Anfang des Tages. Und die funktioniert so:

A=Aufgaben, Termine notieren -> Dr. ZickZackZähn anrufen

L=Länge schätzen -> kommt darauf an, wie ausgeschlafen ich morgen bin, ich muß mir ja meine Fragen nochmal genau überlegen, damit ich dann nicht blöd dastehe, dann brauch ich noch nen Kaffe und ne Zigarette ( also irgendwas zwischen 30 min und 6h Vorbereitung)
Das Telefonat selber wird wohl auch so zwischen 15min und 3h dauern, abhängig davon, wie beleidigt der Doc ist, daß ich ihn versetzt habe

P=Pufferzeiten einplanen -> kommt immernoch drauf an, wie beleidigt er ist ( der Gute ist manchmal ziemlich eitel) und wie gut ich mit meinem schlechten Gewissen umgehen kann ( zwischen 5min und 4,2 h)

E=Entscheidungen treffen ->jetzt, oder was???

N=Nachkontrolle ->Ähm, moment

Was wollte ich jetzt eigentlich??
Ach ja, eine rauchen!

Und danach einen Prokrastinations-Flashmob für 2016 anzetteln.

Ma Baker

Schaut die Widerkäuer

Bild: Ynand!, Lizenz: CC

Wie wir ja wissen sind wir im Zeitalter der zwei Milliarden Möglichkeiten und der Überforderung durch selbige. Wer auch immer heutzutage eine Idee gebären möchte, der hat ganz schön zu tun. Befruchtung durch die große Muse, dann erstmal schnallen, daß man befruchtet wurde, dann nen Test machen, ob es wirklich so ist, dann brüten, durchdrehen, garnix mehr wissen, alle nur noch vollabern, zusammenbrechen, die PhönixausderAscheNummer, alles ganz ok finden, sich zu Tode erschrecken, die ganze Sache abstreiten, weiterbrüten, so tun, als wär garnix und dann wieder von vorn!

Dazu hatte ich neulich Nacht einen Traum. Ich war auf meiner Lieblingsintensivstation und in jedem Bett lag eine kalbende Kuh. Alle waren an einen Monitor angeschlossen und mit den üblichen Schläuchen bestückt. Meine Aufgabe war wohl sowas wie die Geburtshilfe. Dachte noch, o man, das wird echt voll die Arbeit, bis die ganzen Kälber da draußen sind. Dann bin ich aufgewacht. Ich habe einem weisen Mann von diesem Traum erzählt, woraufhin ich gefragt wurde, ob ich denn wüßte, wie Kühe kalben. Natürlich wußte ich das und erzählte bereitwillig von mächtigen Tierarztarmen, die bis zum Anschlag in der Kuh verschwinden und dann das Kälbchen an den Füßen rausziehen ( so wird das im Fernsehen immer gemacht!) Der weise Mann hat gelacht und mir erklärt, daß Kühe einfach so auf der Weide stehen und dann das Kleine irgendwann von selbst rausfällt. Mit Ideen sei es übrigens auch so, sagte der weise Mann noch. Man schwängert sich mit irgendwas und dann stellt man sich am besten friedlich grasend auf die Weide und wartet, bis es aus einem rausplumpst, anstatt wie besessen rumzuhampeln, um den maximalen Output zu produzieren und sich und andere 24/7 verrückt zu machen, bis die Unterbringung auf einer Intensivstation unumgänglich ist.
Selig die Grasenden, denn ihnen wird das Glück aus dem Arsch fallen.

Ma Baker

Zwei Hosen für einen Hintern

fat spiderman

Bild: kregg.steppe, Lizenz:CC

Hin und wieder muß man es ja machen. Und Frauen sagt man bekanntlich nach, daß sie es gerne tun. Wir reden vom Shoppen. Stimmt ja auch, wenn es um Schuhe, Handschuhe, Mützen oder Schals geht. Ach ja, Socken sind jetzt auch nicht das Problem. Das liegt daran, daß ich noch nie Mühe hatte, meinen Kopf in einer zur Auswahl stehenden Bedeckung unterzukriegen. Oder daran, daß es nun mal Schuhe und demzufolge auch Socken in Größe 39 gibt. Und noch nie hat sich ein Handschuh geweigert, sich an-, oder noch schlimmer wieder ausziehen zu lassen.
Bei Pullis, T-Shirts oder sonstiger Oberbekleidung kann das Rein- und, man bedenke immer, auch das wieder Rauskommen ein insgesammt sehr deprimierendes Erlebnis werden. Erst steckt man irgendwo mit dem Kopf in den Innereien des guten Stücks fest und hat man den dann draußen scheint es eine mission impossible zu sein, die Arme auch noch durch die anscheinend dafür vorgesehenen Öffnungen nach draußen zu kriegen. Yogaerfahrungen sind an dieser Stelle ein immenser Vorteil, weil es immer noch besser ist, sich die Schulter auszukugeln, als sich im Pullikragen zu erwürgen. Und hat man das gute Stück dann an und betrachtet sich im Spiegel möchte man am liebsten davonlaufen und sich um 11.00 Uhr morgens ein Bier aufmachen. Nichts scheint am richtigen Platz zu sein. Die Brust ist zu weit unten, der Bauch zu weit vorne, die Arme haben einen Bewegungsradius von maximal 15 Grad und den auch nur, wenn man in Kauf nimmt, daß man für diese Zeit einfach nicht atmen kann. Irgendwas scheint auch mit dem Verhältnis zwischen Schultern und Becken nicht zu stimmen und insgesammt gibt man ein Bild ab, als hätte man sich wegen einer starken arteriellen Blutung einen Druckverband angelegt. Der Impuls, sich den blöden Fummel in Größe 42 einfach vom Leib reißen zu wollen, unterdrückt man schnell, als die erste Naht ein eindeutiges Geräusch von sich gibt und macht wieder Yoga, um sich lebend aus der Sache rauszuziehen.
Doch damit nicht genug. Es gibt auch noch zwei Hosen anzuprobieren. Hosenkaufen ist sozusagen die Königsdisziplin für alle, die Kleidergröße 29 leider schon in der Pubertät hintersich gelassen haben. Schon beim Durchschlendern des Ladens weiß man in dem Moment Bescheid, wo man Größe 30 am Ständer unter XL findet. Also zwei XL-Hosen für mich, eine für die linke Pobacke und eine für die Rechte. Hosen, die meinen Po in einem Stück aufnehmen können findet man letztlich in der Ecke für Übergrößen und ich sehe in ihnen aus, wie ein Sechsmann-Schlauchboot, aus dem jemand die Luft rausgelassen hat. Cool, ich würde meinen Hintern sogar dreimal unterkriegen. Dann endlich finde ich eine Hose, die mir wirklich gefällt und die so aussieht, als würde sie mit meinem Beckenumfang klarkommen. Vor dem Spiegel zeigt sich dann, daß sie doch an den entscheidenden Stellen etwas knäpplich ist und vor allem einen halben Meter zu lang. Aber wirklich schön. Ich beginne mit ihr zu verhandeln. Ich könnte sie ja abschneiden, also mit der Länge kein Problem. Mein Hosensaum wäre dann halt da, wo eigentlich das Knie sein soll, aber egal. Und beim Betrachten der Problemzonen kommt er wieder, dieser hinterhältige Gedanke an mehr Sport und weniger Schokolade. Ich könnte das Prachtstück ja kaufen und in ein paar Wochen oder Jahren würde sie mir dann schon richtig passen.
Ich blicke auf das Preisschild. 60Euro! Etwas beginnt in meinem Bauch zu rattern. Irgendwas läuft hier schief. Von einer 60Euro-Hose erwarte ich, daß sie mir paßt und nicht, daß ich mich ihr anpassen muß, verdammt.
Ich beschließe, mir statt Hosen, in die ich erst noch reinschrumpfen muß eine Nähmaschine zu kaufen.

 

Ma Baker

vertubberte Zeit

Es gibt Tage, die man, kaum hat man einen Zeh aus dem Bett gestreckt, schon wieder beenden möchte. Einfach das unliebsame Intermezzo genannt Tag, daß sich zwischen zweimal Bett abspielt, auslassen und so tun, als sei die Dämmerung draußen nicht die des Morgens, sondern des Abends, und man wäre auf dem Weg INS Bett anstatt aus dem Bett heraus.

Potenzieller Relive-Kunde

Aber man kann Zeit nicht einfach auslassen, auch wenn man sich nichts sehnlicher wünscht, als den kommenden Tag nicht durchstehen zu müssen. Diese Erfahrung haben sie alle schon gemacht, die Morgenmuffel, die Deprimierten, die mit dem Liebeskummer oder die einfach sonstwie Unpäßlichen ( wofür es ja Milliarden von Gründen gibt ).
Mein Vater pflegte bei solchen Gelegenheiten zu fragen: „Und was machen wir jetzt mit dem Rest vom Tag? Wir legen ihn zurück in den Kühlschrank und schauen, ob er morgen noch gut ist!“
Dreißig Jahre später denke ich, das ist die Idee! Wir packen einfach diese Tage in eine luftdichte Dose, lagern sie im Kühlschrank zwischen und holen sie wieder raus, wenn wir besser drauf sind und haben dann viel mehr Zeit für schöne Dinge, anstatt die sich endlos dahinschleppenden Stunden/Tage/Wochen zu zählen, bis die Scheißstimmung vorüber ist.
Wunderbra hat bereits mit der Entwicklung dieser Behältnisse begonnen und hofft, bereits ab nächste Woche den Versand starten zu können. Bisher sind die Zauberschüsseln ( Modell Relive ) in drei Größen verfügbar.
Relive Mini
Für die kleine Verstimmung zwischendurch, paßt problemlos in jede Handtasche, mit wiederaufladbarem Kühlaggregat!
Relive Medium
In diesen etwas größeren Behälter paßt schon die Zeit, die eine ausgewachsene Scheißlaune benötigt, notfalls auch mehrere Tage.
Relive Maxi
Dieser Spezialbehälter mit dreifach verstärkter Speichermatrix kann bis zu zwölf Wochen aufnehmen, ideal für Krisen jeglicher Art, und paßt dabei immernoch in jeden Kühlschrank.
Sonderanfertigungen auf Wunsch sind möglich. Um sich Ihren persönlichen Zeitkonservator zu sichern wenden sie sich bitte an Ihre Wunderbraredaktion.

 

Ma Baker

Man dealt heute anders…

Der heutige Tag hat bevor es richtig mittag werden konnte bereits eine Erkenntnis geliefert. Auch der Drogenmarkt ist nicht mehr das, was er mal war.

Bild: psyberartist, Lizenz: CC

Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an den Schlemihl, jene Figur aus der Sesamstrasse, die mit ihrem langen Mantel voller Buchstaben auf Tour war und eindrücklich vorgeführt hat, wie man ein Verkaufsgespräch führt.
He,Du!
Wer, ich??
Pssst! Nicht so laut!
-Kunstpause-
Willst Du ein S kaufen?
Ein S???
Psssst! Genau!
Die Vorstellung von einem Dealer, der sich geheimnisvoll mit einem Mantel voller Wunder in einer Ecke herumdrückt, erscheint heute geradezu naiv. Denn auch das Dealen ist im Internet angekommen. Dieser Blog wurde in den letzten sechs Stunden überflutet mit etwa 200 Verkaufsangeboten für rezeptpflichtige Substanzen, von denen etwa 30% der Gruppe der potenzsteigernden Mittel entstammen. Ebenfalls 30% stellt die Familie der hochpotenten Morphinderivate, der Rest entfällt auf Diätpillen, Antidepressiva, angstlösende Medikamente, Neuroleptika ( von denen eines bereits vor Jahren aus gutem Grund vom Markt genommen wurde ), Amphetamine, Anabolika und irgendein Zeug, womit man Pferde narkotisiert.
Die Wunderbraredaktion hat Doktor ZickZackZähn, den renommierten Experten für menschliche Abgründe vom WasGehtInstitut hierzu befragt und der Doktor wagt folgende Interpretation dieser Daten:
Nachdem sich solche Angebote ja an den Bedürfnissen potenzieller Kunden orientieren wirft diese Auswahl an Substanzen ein in höchstem Maße besorgniserregendes Bild auf das, was die Menschheit in ihrem tiefen Inneren bewegt. An erster Stelle steht der Wunsch nach immerwährender Potenz, gleichauf mit dem dringenden Bedürfnis nach starker Betäubung. Außerdem wollen wir die Traumfigur und glücklich, fit, aktiv und leistungsfähig sein.
Versagen ist also völlig out, Sex ist ein Hochleistungssport, man ist unglücklich, fühlt sich häßlich und minderwertig, ist erschöpft und leistet nicht mehr genug – kein Wunder, daß man da was zum Betäuben braucht, wenn nötig auch genug, um ein Pferd einzuschläfern!

 

Ma Baker
(mit wunden Fingern vom Klicken auf den Löschbutton)

Bitte helfen Sie mir, ich bin frei!

Wie ist das so mit den vielen tausend Möglichkeiten, die einem das Leben bietet?

Bild: Alles Schlumpf, Lizenz:CC

Sind sie Segen oder Fluch? Bereicherung oder Verderben? Hat irgendwer das schon rausgefunden?
Über dreißig, beschenkt mit einem Angestelltenverhältnis, das ich so schnell wie möglich loswerden möchte, und an der Schwelle zu einer sich langsam entwickelnden Selbstständigkeit bleibt ein großer Raum offen für die große Frage: Was will ich denn noch so machen in meinem Leben?
Kräuterhexe, Hausfrau und Mutter, soll ich nochmal studieren oder doch Rockstar werden? Und ich stelle fest, diese Frage hat über die Jahre nichts von ihrem Schrecken verloren. Man fühlt sich wie mit 18, als man genauso ratlos vor der ungeheuren Vielfalt an Möglichkeiten stand. Und schon damals hatte diese Vielfalt nichts von einer sanften zukunftsweisenden Brise, sondern benahm sich eher wie ein Abgrund, der sich vor dem Unentschlossenen auftut. Ein Blick ins Internet (man kann sich ja mal informieren) genügt und die Informationsflut hat mich samt meiner Idee bis in die nächste Inkarnation begraben. Und sobald sich der Hauch einer Richtung abzeichnet, in die es einen vielleicht ziehen könnte, schwappt schon die nächste Flutwelle über den gerade mühsam errichteten Tellerrand, bevor man „ichtätvielleicht“ zuende gedacht hat. Da fliegen sie einem plötzlich alle um die Ohren, die ganzen Dinge, die man dann nicht machen kann, sobald man sich für eine Möglichkeit entschieden hat. Also schnell wieder zurückrudern und erstmal die nächsten 20 Jahre stillhalten, wer weiß, was da auf einen zukommt. Man kann diese Zeit ja wunderbar nutzen, um über all die Dinge nachzudenken, die man eigentlich schon die letzten 20 Jahre hätte tun können. Und sich darüber schwarz ärgern, dass man sie nicht getan hat. Dann ist es schließlich auch nur konsequent, jetzt auch nicht plötzlich so viel Wind zu machen. Herzlich willkommen auf der Seite der ewig Gelähmten.
Grenzen ist heute, mitten in meinem Kopf. Das Gehirn schwurbelt eine Idee nach der anderen zu einem Brei, der sich im Denken schwer und zäh anfühlt, und im Magen in etwa so, als hätte man eine Tüte Hummeln gefrühstückt. Und was soll dabei rauskommen, wenn’s oben klemmt und unten hummelt?
Keiner weiß es.
Steht uns wirklich alles offen? All die Möglichkeiten, die unsere Eltern nicht hatten? Ich hoffe nicht. Soviel Freiheit, das würden wir ja im Kopf nicht aushalten. Wir würden’s in jedem Fall irgendwo vergeigen. Und wären danach womöglich Verfechterinnen des Kastenwesens ( erleichtert die Berufswahl ungemein) und der arrangierten Ehe ( spart die ewige Frage, ob’s denn auch der Richtige ist). Was man dann allerdings mit all der eingesparten Zeit, in der man nicht mehr nachdenken muß, was man will, anfangen soll, das ist eine andere Frage.
Winken wir also der goldenen Mitte kurz zu, während wir sie mal wieder verpassen und mit einem Fuß auf dem Gaspedal und mit dem anderen auf der Bremse dem Horizont entgegenöddeln.